Nach dem beschaulichen Frankreich-Trip, von dem die SG Flensburg-Handewitt gestern Abend zurückkehrte, wird es heute wieder ernst in der Handball-Bundesliga. Um 20 Uhr (DSF live) erwartet der Vizemeister in der Campushalle Aufsteiger MT Melsungen.
Es ist durchaus kein gewöhnlicher Neuling, der heute sein Debüt in der Campushalle gibt. MT Melsungen könnte eine komplette tschechische Handball-Nationalmannschaft aufbieten: Torhüter, sechs Feldspieler und Trainer Dr. Rastislav Trtik – alles dabei. „Für mich ist MT Melsungen die Überraschung der Saison“, sagt Kent-Harry Andersson. Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt ist nicht nur durch die Siege der Hessen über den HSV Hamburg und Frisch Auf Göppingen gewarnt. „Sie spielen mit dem 4:2-System eine ganz andere Abwehr als die meisten anderen Mannschaften. Die Basis für Melsungens Erfolg besteht darin, dass die Gegner nicht auf diese offensive Deckung vorbereitet sind“, meint der Schwede. Die Gäste stehen nach zehn Spieltagen mit ausgeglichenem Punktverhältnis recht achtbar da und haben auch im DHB-Pokal das Achtelfinale erreicht.
Andersson kam daher der Umstand, dass für das Champions League-Spiel in Paris kein besonderer Aufwand nötig war, sehr recht: „Wir haben uns ganz auf Melsungen konzentriert. Gegen eine 4:2 musst du anders denken und dich anders bewegen.“ Oder, wie Glenn Solberg sagt: „Klaren Kopf behalten und immer wissen, was du tust.“
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Mit Geduld und Disziplin gegen MT Melsungen
Auch der SG-Trainer erwägt bereits, die Abwehrvariante mit zwei Spitzen in sein taktische Portfolio aufzunehmen. „Wir könnten das mit Sören Stryger und Goran Sprem probieren. Es funktioniert nur, wenn du die richtigen Spieler dafür hast.“ Einen Trend, der sich durchsetzen könnte, sieht Andersson jedoch nicht in diesem System. „In zwei, drei Jahren, wenn sich alle daran gewöhnt haben, sieht es anders aus. Es gibt viele Möglichkeiten, gegen so eine Abwehr Tore zu machen.“
Das Rezept für die SG wird heute so aussehen, dass mit reduziertem Tempo im Angriff agiert wird und mit sehr viel Disziplin im Abschluss: „Man sieht viele Lücken, aber man darf nicht gleich die erste Möglichkeit nehmen“, warnt Andersson. Denn im Tor stehen bei den Hessen mit Zoran Djordjic (vorher Wallau) und dem Tschechen Radek Musil reaktionsschnelle Keeper.
In der Abwehr muss die SG besonders auf den 2,03 Meter großen slowakischen Linkshänder Daniel Valo und den Griechen Grigorios Sanikis auf halblinks acht geben. In der Mitte zieht der 105-fache tschechische Nationalspieler Petr Hazl die Fäden, den Andersson als „sehr intelligenten Spielmacher“ schätzt.
Die SG wird heute voraussichtlich wieder in Bestbesetzung antreten, also mit den „Wochenend-Urlaubern“ Jan Holpert, Joachim Boldsen, Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski. Lediglich hinter dem Einsatz des dänischen Kreisläufers Michael Knudsen steht wegen eines lädierten Schleimbeutels im Knie noch ein Fragezeichen.
Goran Sprem, der sich nach seinem furiosen Auftritt in Paris mit 15 Toren heftig über seine Situation in Flensburg echauffiert hatte, wurde noch am Sonntag in einem Sechs-Augen-Gespräch von Manager Thorsten Storm und Trainer Kent-Harry Andersson im Restautarnt Les Fontaines wieder „eingenordet“. Sprem verspach, sich mit der Rolle als Nummer zwei hinter Lars Christiansen zu arrangieren. Bis zum Ende des Jahres soll er Auskunft geben, ob er in Flensburg bleiben will.
Als Option für den Fall, dass der Kroate wechseln will, stünde der junge Däne Anders Eggert (GOG Gudme) bereit, mit dem bereits ein Vorvertrag geschlossen wurde. „Wir haben ein echtes Luxusproblem. Wir haben die beiden derzeit besten Linksaußen der Welt, aber leider kann nur einer spielen“, meinte Storm.
