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Fördehalle: Zurück mit einer "Revanche"

2000 war die Fördehalle fest in kroatischer Hand.

Der Handball in der Flensburger Fördehalle erlebte viele Fassetten. Tolle Erfolge, aber auch bittere Momente! Zur zweiten Kategorie zählte ein Spiel, das am 29. April 2000 stattfand. Dabei hatte alles so gut ausgesehen. Die SG Flensburg-Handewitt hatte das erste Endspiel um den EHF-Cup beim RK Metkovic Jambo nur mit 22:24 verloren. Eine Woche später in der alten "Hölle Nord", roch es bereits nach einem weiteren internationalen Triumph für die SG. 20:16 - die Fans stimmten erste zaghafte Siegesgesänge an. "Am Ende war es bitter", erinnert sich Keeper Jan Holpert. "Der EHF-Cup war 2000 der dritte Titel, den wir knapp verpassten."
Zeitzeugen sahen die Schlussphase des damaligen "Euro-Krimis" so: "Leichtsinn und Unkonzentriertheiten machten der SG einen Strich durch die Rechnung. Zunächst verwarf Lars Christiansen einen Siebenmeter, dann wagten er und Morten Bjerre einen überflüssigen Kempa-Trick, und schließlich leisteten sich Jan Holpert und Andrej Klimovets nach gelungener Abwehr-Aktion ein Missverständnis, das die Kroaten wieder in Ballbesitz brachte. 1:38 Minuten vor dem Ende: Der alles überragende Davor Dominikovic traf zum achten Mal. 25:23! Wegen des mehr erzielten Auswärtstores hatte nun Metkovic Jambo die Nase vorn. Die letzten Sekunden agierte die SG in doppelter Überzahl. Noch vier Sekunden: Thomas Knorr warf, fand seinen Meister aber in Jambo-Torwart Dragan Jerkovic. Noch zwei Sekunden: Lars Christiansen ergatterte sich den Ball. Die letzte Chance zum Sieg! Doch auch er konnte den Teufelskerl zwischen den Pfosten nicht überwinden. Während die Kroaten und ihre 120 mitgereisten Schlachtenbummler den kaum für möglich gehaltenen Europapokalsieg ausgiebig feierten, lagen die SG-Akteure wie versteinert auf dem Spielfeld."
Gut vier Jahre später treffen die beiden damaligen Kontrahenten wieder aufeinander. Von einer "Revanche" wollen weder Andrej Klimovets, Christian Berge noch Lars Christiansen sprechen. Der vierte SG-Akteur, der damals schon auf dem Spielfeld stand, bringt es auf den Punkt. "Die beiden Mannschaften haben ihr Gesicht total verändert", sagt Jan Holpert. Gerade bei Metkovic stimmt dieses Urteil. Nachdem in diesem Sommer auch Niksa Khaleb und Mario Bjelis den Klub verließen, darf sich Trainer Ivica Obvran als "letzten Mohikaner" bezeichnen.

Es ist mal wieder so weit: Die SG kehrt in die Fördehalle zurück.


Wenn schon der Begriff "Revanche" für die aktuelle Partie der Champions League nicht viel taugt, bietet sich zumindest eine schöne Gelegenheit, die Nostalgie des damaligen Schauplatzes nach längerer Abstinenz aufleben zu lassen. Am 17. November 2001 hatte die SG von der Fördehalle Abschied genommen. Gegen den österreichischen Vertreter HSG Bärnbach-Köflach hatte die SG ihr 171. und bis dahin letztes Pflichtspiel in der ehemaligen "Hölle Nord" bestritten. Ein standesgemäßer 39:23-Erfolg sprang heraus. Igor Lavrov, inzwischen zur SG Wallau-Massenheim gewechselt, war es vorbehalten, per Siebenmeter das letzte Tor in alter Umgebung zu erzielen.
Die SG brach die Zelte mit einer beachtlichen Bilanz ab. Insgesamt 147 Mal verließ die SG die Fördehalle als Sieger. Eine Erfolgsquote von 86 Prozent! Aber nicht nur die vielen gewonnenen Spiele ließen die "Hölle Nord" erbeben, sondern auch die insgesamt 4601 Treffer der SG. Ein Wermutstropfen war allerdings das letzte Bundesliga-Heimspiel. Nach 32 Siegen in Folge riss ausgerechnet im letzten Spitzenspiel die Serie. Mit 31:30 behielt die SG Wallau-Massenheim am 14. November 2001 die Oberhand.
Seit dem "Abschied" kehrte die SG bislang dreimal in die Fördehalle zurück. Das 100-jährige Jubiläum der Jacob Sönnichsen AG hob 2002 den Jacob-Cement-Cup aus der Taufe. Ein Veranstaltung, die 2003 eine Wiedererholung erlebte. Gegen Gäste aus Kiel, Kolding, Gudme und Ystad erkämpfte sich die SG bislang zweimal den "Ziegelstein-Pokal". Allerdings erlebten die Besucher mehr als einen Handball-Leckerbissen. Eine Rhönrad-Demonstration der Extraklasse, eine Tombola zugunsten des Jugendfördervereins "get in touch", eine sportliche Einlage von Jugendhandballern aus der deutsch-dänischen Grenzregion und vieles mehr begeisterte das Publikum.
Im Februar dieses Jahres wich die SG wegen einer Messe-Veranstaltung in der Campushalle erstmals nach dem Umzug zu einem Pflichtspiel in die Fördehalle aus. Mit einem völlig verdienten 30:22 gegen den VfL Gummersbach qualifizierte sich der Cup-Verteidiger zum vierten Mal für das Hamburger "Final Four". Nur in den ersten Minuten mussten die 2560 Zuschauer um ihre SG zittern. Ein verworfener Siebenmeter von Lars Christiansen und einige weitere vergebene Großchancen rieben am Nervenkostüm. Nach dem 2:2 von Johnny Jensen platzte der Knoten. Die Hausherren erkämpften sich in der Deckung, hinter der Jan Holpert mit 19 Paraden glänzte, viele Bälle, während man vorne vor allem Marcin Lijewski seine Knieverletzung überhaupt nicht anmerkte. Allein bis zur Pause traf der Pole sechs Mal. "Wir haben das erste Saisonziel erreicht", strahlte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. Ein Fazit, dass der Schwede diesmal nicht ziehen kann. Dafür ist die Saison noch zu jung.