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Komplimente, aber keine Punkte

Jaliesky Garcia war von der SG-Abwehr kaum zu stoppen.

Kent-Harry Andersson, Trainer der SG Flensburg-Handewitt, nahm in der Pressekonferenz das Mikrofon und richtete seine ersten Worte an Kollege Velimir Petkovic. "Glückwunsch, Göppingen ist eine Super-Mannschaft", sagte der Schwede. "Als Mannschaft sogar besser als Gummersbach." Während der Deutsche Meister und Pokalsieger vor Wochenfrist bei den Oberbergischen verloren hatte, kamen die "Nordlichter" diesmal mit dem Schrecken davon. Mit einem 31:28 (13:12) retteten sie sich gegen Frisch Auf Göppingen ins Ziel. Erneut kein Auswärtszähler - Velimir Petkovic schäumte deshalb vor Freude auch nicht über. "Das war eine ordentliche Leistung, auf die wir aufbauen können."
Gemischte Gefühle herrschten unter den Spielern. Der Ärger über einen gewissen "Meisterbonus" bei den Schiedsrichtern, über die knapp verpassten Punkte und einige leichte Fehler war deutlich zu spüren - aber auch eine gewisse Zufriedenheit. "Das war als Mannschaft eine starke Leistung in Angriff und Abwehr", befand Kapitän Lars-Henrik Walther. Die 6000 Zuschauer merkten schnell, dass zwischen der Truppe, die vor Jahresfrist eine böse Pleite eingesteckt hatte, und dem aktuellen FA-Kader Welten klaffen. "Ich denke, man hat unsere neue Lockerheit, unser neues Selbstbewusstein gesehen", betonte der sportliche Leiter Marc Nagel. Velimir Petkovic hingegen musste über das Ergebnis eines Tests "Wer glaubt an einen Sieg?" schmunzeln: "Der Spieler, der vor dem Spiel am lautesten geschrieen hat, hat mich am meisten enttäuscht."
Den Namen des "Schreihalses" verriet der FA-Coach freilich nicht. Aber er tummelte sich vermutlich auf der rechten Seite, wo weder Volker Michel noch Aleksandar Knezevic Bäume ausreißen konnten. Die "Trümpfe" bewegten sich im Angriff an anderen Stellen. Jaliesky Garcia sprühte nur so vor Gefahr, während es immer wieder gelang, die 6:0-Deckung des Meisters über Kreisläufer Andrius Stelmokas zu "knacken". Velimir Petkovic verfolgte das Treiben in der Offensive mit Genugtuung: "Wir versuchen in diesem Jahr, uns die Chancen über alle Positionen zu erspielen. Im letzten Jahr war Göppingen zu sehr von der Form ihrer Shooter Garcia und Souza abhängig."
Vor allem in der ersten Hälfte stach auch die Defensive. "Unsere Abwehr wird besser und besser", analysierte Martin Galia. Der tschechische Nationalwart stellte den ehemaligen deutschen Auswahlkeeper Jan Holpert an diesem Abend klar in den Schatten. Joachim Boldsen, Sören Stryger oder Marcin Lijewski erlebten mehrfach eine "Galia-Vorstellung", während die "Göppingen"-Rufe der zehn mitgereisten Fans über 60 Minuten die "Hölle Nord" erschütterten.
Nach dem Seitenwechsel bekam der Abwehrverband aber einige Risse. Die Halben Kaupo Palmar und Blazenko Lackovic erzielten für den Favoriten sogenannte "leichte Tore". "Walther hat ein paar Probleme bekommen", setzte Velimir Petkovic nun verstärkt auf eine 5:1-Variante. Es war aber der Spielfluss im Angriff, der dafür sorgte, dass Frisch Auf bis in die Schlussphase an der Sensation schnupperte. Erst ein vergebener Siebenmeter von Aleksandar Knezevic vernichtete in der 59. Minute alle Träume der Süddeutschen.
Eine halbe Stunde nach dem Spiel sauste Velimir Petkovic mit besorgter Miene durch die Katakomben der Campushalle. Diese galt weniger Bruno Souza, der ein kurzes Comeback feierte, aber noch etwas Zeit braucht, als vielmehr der Abwehr-Spitze Michael Schweikardt. Seine linke Hand war nach einem Schlag dick angeschwollen. Erste Diagnosen schlossen selbst einen Bruch nicht aus.