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„Essen light“ war keine Hürde für die SG

Die SG Flensburg-Handewitt hat sich ihre Minimalchance auf die Titelverteidigung bewahrt. Der deutsche Handballmeister feierte im vorletzten Auswärtsspiel beim EHF-Pokalsieger TuSEM Essen einen 32:26 (18:11)-Sieg und bleibt dem zwei Minuspunkte besser dastehenden Spitzen- reiter THW Kiel auf den Fersen.
„Das Rennen bleibt bis zum Schluss spannend, der THW Kiel muss mit dem Feiern noch warten.“ Mit dieser Erkenntnis schloss ein sehr zufriedener Kent-Harry Andersson die Pressekonferenz nach dem 32:26 (18:11)-Sieg gegen TuSEM Essen. Dass der Trainer der SG Flensburg-Handewitt anschließend die Katakomben der Arena Oberhausen dennoch mit hochrotem Kopf verließ, lag weniger an den 60 Minuten Handball, sondern vielmehr an den Scheinwerfern, die ihn während der Pressekonferenz „grillten“. „Ins Schwitzen bin ich heute erst nach dem Abpfiff gekommen“, flachste der Schwede am Ende eines unerwartet entspannten Pfingst-Ausfluges ins Ruhrgebiet.
In der Tat: Essen erwies sich an diesem Tag als leicht verdauliche Kost und keinesfalls als Sargnagel Flensburger Titelträume. „Die haben wohl noch bis gestern gesoffen“, mutmaßte Joachim Boldsen über den frisch gebackenen EHF-Pokalsieger, der eine Woche nach dem großen Triumph über den SC Magdeburg sich der SG nur in einer „Light-Version“ gegenüberstellte: Torgowanow und Rose verletzt, Velyky stark angeschlagen, Roggisch nach sieben Minuten mit Verdacht auf Bruch der Elle ausgeschieden. „Wir hatten heute überhaupt keine Chance“, gestand Trainer Juri Schewzow.

 

Johnny Jensen musste behandelt werden.

Eine kurze, aber korrekte Analyse, die insbesondere auf die erste Halbzeit zutraf. Die 4500 Zuschauer und Bundestrainer Heiner Brand hatten  noch nicht richtig Platz genommen, da hatte es in der nicht einmal halbvoll besetzten „König-Pilsener-Arena“ schon mehrfach „plop“ gemacht. Lackovic und Co. schenkten TuSEM-Torhüter Chrischa Hannawald flei*ig und nach Belieben  ein. Dagegen hatte sein Pendant  auf Flensburger Seite, Jan Holpert, in den ersten 16 Minuten ganze zwei (!) Bälle ins Tor passieren lassen. 2:9 und wenig später 5:13 — Essen war praktisch schon nach dem ersten Viertel vom konzentriert und motiviert aufspielenden Tabellenzweiten in „Fast-Food-Manier“ verspeist.
Auch als SG-Kreisläufer Johnny Jensen nach einem Zusammenprall mit einer Platzwunde in die Kabine geführt und dort am Kopf genäht werden musste, änderten sich die Kräfteverhältnisse nicht. Im Gegenteil. Die SG spielte mit „Geduld und Übersicht“ (Glenn Solberg) weiter und h*tte beim Pausenpfiff (18:11) schon zum vorzeitigen Sieger erklärt werden können.
Auch wenn die Gäste anschließend auf Sparflamme köchelten und „eine eher schlechte zweite Halbzeit“ (Andersson) hinlegten — richtig spannend wurde es nicht  mehr. Dass die Essener zwischenzeitlich auf 17:21 (44.) herankamen, hatten sie allein der guten Leistung ihres Torhüters Mario Kelentric und der schwachen Wurfausbeute der Flensburger Angreifer, allen voran die ungewohnt stumpfe Flügelzange Christiansen/Stryger, zu verdanken. Doch anbrennen ließ die SG gegen Essen nichts mehr. „Ich hatte nie das Gefühl, hier verlieren zu können“, sagte Joachim Boldsen, der mit hochrotem Kopf im Kabinengang stand. Schuld war die Gesichtsmaske, die er zum Schutz seiner gebrochenen Nase trug. Boldsen: „Schön warm darunter.“
Dass es auch im Titelrennen mit dem THW Kiel noch einmal richtig heiß wird, damit rechnen die wenigsten. Und das, obwohl die SG ihre Pflicht erledigt, nur acht „Miese“ auf dem Konto  und den Druck auf den THW aufrecht erhalten hat. Die Chance, Kiel noch abzufangen, hätte vor dem Spiel bei einem Prozent gelegen, meinte Trainer Andersson. „Nun liegt sie bei 1,5 Prozent.“