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Frei bis Mai für neue Lust auf Handball

Kent-Harry Andersson muss sich am Dienstag Abend in der Frankfurter Ballsporthalle vorgekommen sein wie im falschen Film. Die „Youngster-Truppe“ der SG Wallau-Massenheim zeigte gute 40 Minuten das, was er eigentlich von seiner SG Flensburg-Handewitt erwartet hatte. Wallau kämpfte aggressiv und leidenschaftlich in der Defensive und brachte die Gäste in der Offensive immer wieder mit gelungenen Kombinationen und leichten Kontertoren in Verlegenheit. Erst als den unerfahrenen Hessen in der Schlussphase die „Puste“ ausging, gewann der deutsche Handball-Meister die Oberhand und wahrte mit dem 35:32 (17:17) seine minimale Chance im Titelrennen mit dem THW Kiel.
„Das war kein gutes Spiel von uns“, gestand Andersson am Morgen danach ein. Aufgrund der vielen Ausfälle bei Wallau hatten einige SG-Spieler den Gegner offensichtlich unterschätzt und gemeint, mit 70 statt der erforderlichen 100 Prozent Leistung die Partie über die Runden zu bekommen. „Und das ist keine gute Einstellung für so ein Spiel“, kritisierte der SG-Trainer. Der Schwede bat gleichzeitig jedoch um Verständnis für seine Mannschaft, die in Frankfurt bereits das sechste Spiel innerhalb von 14 Tagen zu absolvieren hatte. „Die Spieler waren alle ganz platt.“

Kent-Harry Andersson legt vorerst den Ball zur Seite.

Vor allem mangels personeller Alternativen nach dem Ausfall von Spielmacher Joachim Boldsen (Leistenzerrung). Im Rückraum mussten Marcin Lijewski, Glenn Solberg und Blazenko Lackovic 60 Minuten durchspielen. Besonders Glenn Solberg war anzumerken, dass er wegen seiner permanenten Achillessehnen-Probleme vier Wochen lang nicht trainiert hatte. Nur selten gelang es dem Norweger, Struktur in die Aktionen des deutschen Meisters zu bringen. Einzig Lackovic erhielt vom Trainer die Gesamtnote gut. „Im Angriff hat er eine vorzügliche Leistung geboten. In der Abwehr fehlt ihm zwar noch Erfahrung, aber die bekommt er aufgrund der dünnen Personaldecke jetzt zwangsläufig.“
Dass die Wallauer der SG so viele Schwierigkeiten machten, führte Andersson in erster Linie auf die Tatsache zurück, dass mit Linder, Klein, Allendorf und Bohnert viele Nobodys im Team von Martin Schwalb standen und andere wie Jens Tiedtke nicht auf ihren angestammten Positionen spielten. „Das hat uns überrascht, aber nicht beeindruckt“, meinte der SG-Coach. „So ein Spiel wie gegen uns, gelingt vielleicht einmal, schon in der nächsten Begegnung weiß der Gegner, wie der Hase läuft.“ Ein Lob hatte Andersson dennoch für seine Mannschaft parat: „Wir haben die Ruhe bewahrt und zum Schluss gewonnen. Das ist in dieser Saison eine unserer Stärken.“
Die SG-Akteure waren froh, als sie gestern am frühen Morgen wieder daheim waren. Bis zum 7. Mai, wenn Schlusslicht SV Post Schwerin in die Campushalle kommt, haben die Flensburger jetzt Pause. Einen Handball werden sie in den nächsten Tagen nicht in die Finger bekommen. Auf Anderssons Zettel stehen in den nächsten drei Tagen ausschließlich Kraft- und Lauftraining. Dann folgt ein freies Wochenende. Damit will der Trainer erreichen, „dass wir wieder Lust auf Handball für die letzten vier Spiele bekommen“. Und die benötigt die SG Flensburg-Handewitt im Endspurt um den Titel.