Stripes
Stripes
Archiv

Jensen: "So werden wir wieder Meister"

Die SG Flensburg-Handewitt bleibt die Nummer eins im Handball-Norden. Der Meister besiegte am Sonnabend den THW Kiel in einem dramatischen Spiel mit 25:21 (12:12). Vor 6300 Zuschauern in der ausverkauften Campushalle feierten die Flensburger damit bereits den siebten Sieg in Folge gegen den zehnfachen deutschen Meister. Allerdings bog das Team von Kent-Harry Andersson ("Wir haben um zwei Tore zu hoch gewonnen") erst in der Schlussphase auf die Siegerstraße ein.
Bis zur 40. Minute gaben die Kieler klar den Ton an. Sicher in der Deckung und variabel im Angriff lieferten die Gäste eine selbstbewusste Vorstellung ab. "Wir haben es nur versäumt, zur Pause mit vier Toren zu führen", erinnerte sich THW-Coach Noka Serdarusic an die entscheidende Phase im Spiel, als Kiel gegen ratlose Flensburger mit 10:8 (24.) führte und Chancen am Fließband vergab. So scheiterten Stefan Lövgren und Christian Zeitz an SG-Keeper Jan Holpert. Dann schnappte sich Zeitz ein ungenaues Flensburger Anspiel und schmetterte den Ball an den Pfosten. Im Anschluss warf THW-Kollege Frode Hagen drüber. Sekunden später unterlief dem Norweger ein Stürmerfoul - Ballbesitz für die SG und der kroatische Olympiasieger Blazenko Lackovic traf an seinem ersten Arbeitstag für den Meister zum 9:10 (27.). In dieser Phase wickelte der THW Kiel zwei Punkte in Geschenkpapier ein. Gehandicapt durch zahlreiche Zeitstrafen verloren die Kieler nach der Pause mehr und mehr die Kontrolle. So wie das Schiedsrichterduo Fleischer/Rieber, das nach mutigem Beginn im Hexenkessel der "Hölle Nord" einknickte.

Marcin Lijewski: Zwischen Welt- und Kreisklasse

"Meine Spieler flogen schneller vom Platz als die Flensburger", erkannte Serdarusic. Tatsächlich ließen die Unparteiischen unter anderem bei einem Zusammenprall zwischen dem Kieler Christian Zeitz und Lars Christiansen (40.) jedes Fingerspitzengefühl vermissen. "Ich bin über seine Beine gestolpert", nahm sogar der SG-Linksaußen den Kieler in Schutz. "Diese Zeitstrafe war Schwachsinn", befand NDR-Experte Erhard Wunderlich. Fortan wurde Zeitz von den SG-Fans bei jeder Aktion ausgepfiffen. "Dadurch hat sich dieser junge Spieler nervös machen lassen", meinte Serdarusic. Dem fünffachen Torschützen gelang nun nicht mehr viel. Im Angriff ohne Glück, in der Abwehr bis zu seiner endgültigen Hinausstellung (50.) ohne Geschick.
Da auch Hagen im Angriff ein Ausfall war, gingen den Kieler langsam Ideen und Alternativen aus. Ganz anders die SG, die nun kräftig am Personalkarussell drehte. Benötigte der überragende Joachim Boldsen (8 Tore) eine Pause, kam Lackovic, der seinen Wert für diese Mannschaft andeutete. Im rechten Rückraum gaben sich der zwischen Kreis- und Weltklasse schwankende Marcin Lijewski und Kaupo Palmar die Klinke in die Hand. "Unglaublich, welche Wechselmöglichkeiten die haben", staunte auch THW-Keeper Henning Fritz, wer alles auf sein Tor werfen durften. Der 29-Jährige fand nach der Pause seine Olympia-Form und erhielt Kiel die Hoffnung. "Wir haben uns gut verkauft. Aber um hier zu gewinnen, muss alles klappen." Das war diesmal nicht der Fall. Kiel ließ sich zwar auch von einem Vier-Tore-Rückstand (48.) nicht entmutigen und kämpfte sich noch einmal auf 21:23 (58.) heran.
Doch dann warf Hagen völlig freistehend dem starken Holpert den Ball auf die Brust und Boldsen setzte mit zwei schnellen Toren den Schlusspunkt. "Wir hatten im Rückraum mehr Alternativen", sah Jonny Jensen, der mit Glenn Solberg die Flensburger Deckung in ein Bollwerk verwandelte, den Schlüssel zum letztlich verdienten Sieg in der längeren Personaldecke. "So werden wir wieder Deutscher Meister."