Stripes
Stripes
Archiv

Thomas Knorr: Ein leidenschaftlicher Handballer

Das Spiel ist verloren. Der HSV Hamburg hat gegen die SG Flensburg-Handewitt das Final Four verpasst. Kurz vor Schluss foult Thomas Knorr seinen Gegenspieler Sören Stryger und erhält dafür eine Zeitstrafe. Thomas Knorr ärgert sich, gestikuliert wild – und „erntet“ dafür eine zweite Zeitstrafe. Die Chancen auf ein zumindest knappes Ergebnis sind für sein Team damit passé. „Ich ärgere mich maßlos über diese Disziplinlosigkeit“, gibt HSV-Trainer Bob Hanning später kund. Er weiß aber auch: Für Thomas Knorr ist Handball nun einmal Leidenschaft, er wird den 33-Jährigen nicht mehr ändern können
Diese Motivation, dieser Antrieb für seinen Sport ist beim Blick in die Biographie kaum verwunderlich. Thomas Knorr hatte eigentlich gar keine andere Wahl als Handballer zu werden. Großvater Alwin betrieb diesen Sport, genauso wie Mama Monika, Papa Christian und sein drei Jahre älterer Bruder Matthias. „Schon mit fünf Jahren habe ich mein erstes Punktspiel für den VfL Bad Schwartau gemacht“, erzählt Thomas Knorr. Sein Talent, aber auch sein Ehrgeiz und Trainingsfleiß fielen schon in den Jugendmannschaften auf, sodass er bereits mit 16 Jahren bei den Männern mittrainierte und schon 1990 den Bundesliga-Aufstieg mit den Marmeladenstädtern feierte.

Thomas Knorr

Thomas Knorr ist noch immer mit seinen Wurzeln verbunden. Er wohnt mit seiner Familie in Bad Schwartau, von wo er jedes Mal gut eine Stunde zum Spiel oder Training anreist: „Ich habe mich immer als Schwartauer gefühlt, auch nachdem ich den Verein verlassen habe.“ Daran änderte sich auch nichts, als er zwischen 1992 und 1998 für den THW Kiel spielte. In jener Zeit gewann der gelernte Rückraumspieler, der in der Ostseehalle aber zum Kreisläufer mutierte, vier Meisterschaften sowie jemals ein Mal den DHB-Pokal und den EHF-Cup. „Die Zeit in Kiel“, sagt Thomas Knorr, „das war Handball der Extraklasse".
Auch die Jahre bei der SG Flensburg-Handewitt verbuchte der 83-fache Nationalspieler als Erfolg. An der dänischen Grenze reichte es zwar nicht zur Meisterschaft, dafür aber zum zweimaligen Gewinn des Europapokals. Zudem half ihm die Flensburger Sparkasse, den Beruf des Bankkaufmanns zu erlernen. Dreieinhalb Jahre blieb er in Flensburg, dann wollte der bekennende Schwartauer endlich wieder zurück zu den Wurzeln: „Ich hatte genug, ich wollte nach Hause.“
Die Rückkehr in seine sportliche Heimat mündete in eine neue Aufbruchstimmung. Für Thomas Knorr hat die Umwandlung vom VfL Bad Schwartau in den HSV Hamburg noch einmal einen ganz gewaltigen Kick gegeben. „Es ist ein Traum für mich, in Hamburg zu spielen“, sagt er fast schon euphorisch: ,,Die Halle ist absolut NBA-like.“ Ganz besonders freut er sich nun auf die nächsten Tage, wenn er auf seine ehemaligen Klubs trifft. Gegen Kiel („Da kenne ich nur noch Klaus-Dieter Petersen, Trainer Noka Serdarusic und Manager Uwe Schwenker“) werden die Emotionen wohl etwas gesetzter sein. Gegen die SG hingegen trifft er auf viele alte Bekannte. „Das wird ein ganz heißes Spiel“, prognostiziert Thomas Knorr. Er ist eben Handballer aus Leidenschaft.