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HSV Hamburg

Köpfe tauchten im letzten Jahr auf und verschwanden wieder. Wilfried de Buhr, Ulrich Kresse oder Heinz Jacobsen – sie alle hatten in den letzten Monaten beim HSV Hamburg etwas zu sagen, sind inzwischen aber wieder abgetreten. Negativer Höhepunkte war aber zweifelsohne die Inhaftierung des langjährigen Geschäftsführers Winfried M. Klimek wegen des Betrugsverdachts bei privaten Geschäften. Zugleich wurden Unregelmäßigkeiten beim letzten Lizenzverfahren publik. Die HBL bestrafte die Verstöße mit einem Abzug von acht Punkten. Und dann entpuppte sich die Situation des wirtschaftlichen Trägers Omni-Sport als äußerst marode. Die Insolvenz drohte, ein Zwangsabstieg des HSV wäre dann nach den Statuten unausweichlich gewesen.
Zum Jahreswechsel übernahm Andreas Rudolph, inzwischen auf drei Jahre zum Präsident gewählt, das Zepter. Schnell war klar, dass sich der Bundesligist nach Saisonende von der Omni-Sport trennen würde. Der Antrag auf Fremdinsolvenz soll die Eröffnung des Verfahrens bis auf die Zeit nach dem 1. Juli verzögern, um nicht doch das Schicksal der gezwungenen Zweitklassigkeit zu erleiden. Während ein Aufsichtsrat die Strukturen bei den Hamburgern festigt, bemühten sich Andreas Rudolph und seine Mitstreiter, darunter der ehemalige SG-Manager Dierk Schmäschke, eine Liquiditätslücke in Höhe von 2,7 Millionen Euro zu schließen. Im Februar vermeldete der Klubchef einen ersten Erfolg: „Wir haben Einnahmen, die an die Banken abgetreten waren, für 800000 Euro zurückgekauft sowie weitere 800000 Euro Sponsorengelder akquiriert. Dazu kommen die erwarteten Zuschauereinnahmen, sodass uns für die laufende Spielzeit noch 350000 Euro fehlen.“
Der neugewonnene Optimismus hat sich längst in der Personalpolitik des HSV durchgeschlagen. Nachdem die Gille-Brüder ihre Verträge bis 2008 verlängert hatten, gaben die Hamburger die Verpflichtung dreier namhafter Akteure bekannt. Während der Slowene Roman Pungartnik die Linkshänder-Fraktion vertritt, soll der Serbe Branko Kokir, einst in Willstätt der Schützling von Bob Hanning, die Spielmacher-Rolle von Andrej Siniak übernehmen. Mit Torwart Henning Wiechers schloss sich dem HSV ein waschechter Hamburger an. Dagegen wechselt Tomas Svensson nach Spanien. Ob ihm auch Linkshänder Jon Belaustegui folgen wird, ist noch unklar. Der Spanier unterschrieb zwar bei Ciudad Real bis 2009, könnte wegen eines „Überangebots“ aber an der Elbe „geparkt“ werden.
Sportlich wird der HSV Hamburg die Saison ohne Titel beenden. Selbst die erneute Qualifikation für den Europapokal ist mehr als ungewiss. Neben dem Punktabzug machte ein großes Verletzungspech die Ernte eines sehr guten Starts kaputt. Teilweise fehlten bis zu fünf Spieler. Tragischer Höhepunkt. Alois Mraz, erst wegen der Misere kurzfristig von der SG Solingen verpflichtet, riss bei seinem ersten Einsatz nach nur drei Minuten die Achillessehne. Saisonende!

 

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