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SG-Meisterschützen blasen zur Zebra-Jagd

Die SG Flensburg-Handewitt zeigte sich von der ersten Bundesliga-Niederlage seit Oktober und dem Aus in der Champions League gut erholt. Der deutsche Handballmeister entschied das Prestige-Duell gegen den HSV Hamburg mit 36:28 (17:13) für sich und bleibt dem spielfreien THW Kiel auf den Fersen.
Könnte man dieser Tage eine Wette platzieren, dass der deutsche Handballmeister auch in diesem Jahr aus Schleswig-Holstein kommt, die Gewinnquote wäre lausig. Nach der Magdeburger Schlappe in Lemgo und dem Flensburger 36:28 (17:13)-Sieg gegen den HSV Hamburg scheint so gut wie sicher: Kiel (42:6 Punkte) oder Flensburg (42:8) — einer wird gewinnen.
Noch lautet der aktuelle Spielstand: Vorteil THW. Der Return der SG jedoch soll schon bald folgen. „Jetzt sind wir der Jäger. Eine Rolle, die uns vielleicht besser liegt“, hofft SG-Geschäftsf*hrer Thorsten Storm noch auf einen fetten Fang. Die erste Jagd-Trophäe war am Sonnabend der HSV Hamburg, ein unerwartet wehrloses Opfer. „Ich hätte vor dem Anpfiff nicht für möglich gehalten, dass wir Mitte der zweiten Halbzeit gegen diesen stark besetzten Gegner mit zehn Toren führen würden“, wunderte sich Trainer Kent-Harry Andersson über das weitestgehend einseitige Duell zweier Spitzenteams. Ihm war's nur recht, dass seine Mannschaft, die unter der Woche in Großwallstadt Federn gelassen hatte und durch Krankheiten und Verletzungen stark angeschlagen wirkte, sich für die Hinspielniederlage revanchierte und ein deutliches Lebenszeichen gab.

Marcin Lijewski zeigte ein starkes Spiel.

Müde Knochen, starker Geist. „Das war heute reine Willenssache“, gab Jan Holpert zu Protokoll. Ebenso wie seine Vorderleute fand der Flensburger Torhüter („Man hat uns zu Beginn die Verunsicherung deutlich angemerkt“) schleppend ins Spiel, lief dann aber in den entscheidenden Phasen zur Hochform auf. Im gleichen Maße wie die SG in Abwehr und Angriff (Solberg!) zulegte, baute der HSV ab. Das Abwehrnetz der Gastgeber wurde immer engmaschiger, allzu oft verfing sich darin der mit Nationalspielern gespickte Rückraum der Hanseaten. Mitentscheidend dafür, dass der Meister seinen Heimnimbus souverän verteidigte, war die Phase vor dem Seitenwechsel, als er nach einem 7:9 (17.) die Kurve kriegte und zum 16:12 (29.) auf die Siegerstraße einbog. 
Angeführt vom sicheren Jan Holpert, vom torgefährlichen Glenn Solberg und vom stark verbesserten Marcin Lijewski diktierten die Hausherren im zweiten Durchgang das Geschehen nach Belieben. Die „Zebra-Jäger“ mussten nicht einmal sämtliche Pfeile aus dem Köcher holen, um die „unterirdisch spielenden Gäste“ (Manager Dierk Schmäschke) zu erlegen und somit den „Super-Gau“ abzuwenden. „Champions League-Aus, Niederlage in Großwallstadt, Heimpleite gegen Hamburg — das wäre die schwärzeste Woche meiner Karriere gewesen“, atmete Trainer Kent-Harry Andersson nach dem Abpfiff auf. Auch der Schwede pfiff nach dem Dauerstress der vergangenen Wochen — wie seine Spieler — aus dem letzten Loch.
Mit letzter Kraft wendete er sich nach der Pressekonferenz sich seinem Kollegen Bob Hanning zu. „Und Bob, mit welcher Taktik schlagen wir nun den THW Kiel?“, fragte er. „Keine Angst, das kriegen wir schon hin“, beruhigte ihn der HSV-Coach im Hinblick auf die Partie kommende Woche in der Color-Line-Arena. Darauf wetten will Andersson jedoch nicht — trotz zu erwartender guter Quote.