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Ist das Derby schon das Finale?

Weichenstellung in der Handball-Bundesliga: Für den THW Kiel geht es heute fast schon um alles, die SG Flensburg- Handewitt dagegen kann das Derby in der Ostseehalle etwas entspannter angehen.
Für Uwe Schwenker ist das Schleswig-Holstein-Duell in der Handball-Bundesliga ein „Finale“: „Wenn die Flensburger bei uns gewinnen, sind sie durch.  Dann sehe ich niemanden mehr, der sie in der Meisterschaft noch aufhalten kann.“ Der THW-Manager versucht gar nicht erst, seinen Spielern den Druck zu nehmen. Tatsächlich waren die Kieler noch nie derart zum Sieg verdammt wie heute (13.55 Uhr/N3) in der Ostseehalle: Nur ein (Minus-)Punkt Vorsprung vor der SG! Das schwerere Restprogramm! Sieben Niederlagen in Serie gegen den Erzrivalen! Die Mannschaft sehnt den Erfolg im 45. Derby herbei: „Es ist zu spüren — jeder Einzelne will die Negativserie gegen die Flensburger endlich beenden“, sagt Rechtsaußen Johan Pettersson.
Relativ gelassen und mit ziemlich breiter Brust begibt sich dagegen die SG Flensburg-Handewitt Richtung Landeshauptstadt. Trainer Kent-Harry Andersson sieht selbst im Falle eine Niederlage noch eine Chance auf die Titelverteidigung: „Drei Punkte Rückstand wären hart, aber durchaus noch aufholbar.“ Aber so weit soll es gar nicht erst kommen. „Wir haben einen Vorteil“, sagt der Schwede, „im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften haben wir keine Angst vor der Ostseehalle.“ Zuversichtlich stimmt Andersson vor allem der Einzug ins Final Four mit dem 33:27-Sieg beim HSV am Dienstag. „Damit haben wir schon mal ein Saisonziel erreicht. Das macht uns in Kiel vieles leichter.“ Dass es in Hamburg nicht immer rund lief bei der SG, sei kein Anlass zur Sorge, meint Lars Christiansen: „Wir haben uns eben für Kiel noch einiges übrig gelassen.“ Auch der THW musste beim 33:30 im Pokal gegen den TBV Lemgo nicht alles geben. Die Flensburger Delegation sah, so Andersson, „nichts Neues. Der HSV hat gegen uns 60 Minuten gekämpft. Lemgo hat dies leider nicht getan, und so konnte ich nicht sehen, wie Kiel unter Druck reagiert.“

Kommt es wieder auf Jan Holpert an? Foto: Sacha Münster

THW-Kapitän Stefan Lövgren räumte ein, dass seine Mannschaft „nach 40 Minuten mit zum Teil perfektem Handball“ und mit einem 27:16 im Rücken „das Handballspielen fast komplett eingestellt“ habe. Heute wollen sich die Zebras nur von der schönsten Seite zeigen. „Um gegen Flensburg zu gewinnen, müssen wir 60 Minuten auf höchstem Niveaus spielen“, meint Johan Pettersson. Doch das war in den letzten sieben Partien gegen den Nordrivalen selten der Fall, „und deshalb haben wir auch immer verdient verloren“, sagt der Schwede.
Den Hauptverantwortlichen dafür sieht Pettersson in SG-Torhüter Jan Holpert. „Gegen uns läuft der immer zur Höhstform auf. Mit seinen Paraden verunsichert er uns regelmässig. Ich wünsche mir, dass er gegen uns mal einen schlechten Tag erwischt.“ In der Defensive liegt auch für Kent-Harry Andersson der Schlüssel zum Erfolg: „Die Mannschaft mit der besseren Abwehr und den besseren Torhütern gewinnt.“ Lars Christiansen wähnt die SG da auf der sicheren Seite: „Wir stehen gut, und Jan Holpert hat sehr viel Vertrauen in die Abwehr: Er weiß genau, um welche Bälle er sich kümmern muss.“
Entscheidend wird für Andersson zudem sein, wie sich der ungeheuer wurfstarke, aber unberechenbare Kieler Christian Zeitz heute in Szene setzt. „Der kann Spiele gewinnen, aber auch verlieren.  Wenn seine Würfe aufs Tor kommen, wird es sehr schwer für den  Keeper.“ Dies zu verhindern, wird heute die Aufgabe von Joachim Boldsen sein. Für den Dänen ein ganz normaler, unaufgeregter Arbeitstag, kein Endspiel: „In Kiel gewinnen wir ja sowieso immer. Aber es kommen noch so viele Runden, da fällt noch keine Entscheidung.“