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Logi Geirsson: Der Isländer mit der Gitarre

Regen, sechs Grad, keine weiße Weihnacht - für viele ein Horror-Szenario. Logi Geirsson, der neue Isländer des TBV Lemgo, sieht das Ganze etwas gelassener. Er hat seinen "Horror-Trip" schon hinter sich. Im Sommer. Während der Vorbereitung konnte sich Logi Geirsson mit der "tropischen Witterung" in Ostwestfalen nur bedingt anfreunden. "In Island haben wir jetzt so zehn, maximal 15 Grad", klagte ein geschaffter Nordmann.
Der isländische Nationalspieler trat während der Hitze beim TBV die Nachfolge von Carlos Lima auf Linksaußen an. Der Wechsel von FH Hafnarfjördur war das Ergebnis einer langen Planung. Das handballerische Talent hatte man dem 22-Jährigen praktisch in die Wiege gelegt. Schließlich spielten beide Brüder wie auch sein Vater, der sich in den 70er Jahren sogar mal das Trikot von FA Göppingen übergezogen hatte, lange Jahre Handball. Da blieb auch dem jüngsten Spross der Familie keine andere Wahl.

Logi Geirsson - seit Sommer für Lemgo auf Torejagd.

Und mit 17 Jahren stand für Logi Geirsson fest, dass ihn sein Weg in die Bundesliga führen sollte. Und zwar zu keinem anderen Verein als dem TBV Lemgo. "Daniel Stephan war damals gerade Welthandballer des Jahres geworden und wir konnten im isländischen Fernsehen einige Spiele sehen", erinnert sich der Linksaußen. Das Feuer war in ihm geweckt. Und weil Bruder Brynjar Eldon, der als Golfprofi mittlerweile den Handball gegen diverse Hölzer und Eisen eingetauscht hat, gemeinsam mit Lemgos Urgestein Jens Lause bei der HSG Augustdorf-Hövelhof spielte, war zumindest schon einmal der Kontakt gegeben.
Als die Verantwortlichen in Ostwestfalen dann das Demo-Video des jungen Isländers sahen, stand einem Probe-Training nichts mehr im Wege. Das Ende ist bekannt: Für Logi Geirsson wurde ein Traum Realität. Allerdings hätte er gerne ein paar Wochen länger darauf gewartet. Der Grund: Der 1,90 Meter große Flügelspieler stand im Kader Islands für die Olympischen Spiele, wurde aber kurzfristig noch von Trainer Gudmundur Gudmundsson von der Liste gestrichen. Vorbereitung an der Lippe, statt Olympia in Athen!
Der Frust ist inzwischen aber vergessen. Dafür konzentriert sich Logi Geirsson voll auf seinen neuen Arbeitgeber, den TBV Lemgo. Das Verblüffendste: Seit Juli lernt er Deutsch - und spricht es fast schon fließend. Auf dem Spielfeld gab es dadurch keine Probleme ("Ich verstehe meine Spieler, auch wenn es mal ganz schnell gehen muss") mit der Integration, zumal sich die körperlichen Voraussetzungen - 1,90 Meter groß und 94 Kilogramm schwer - auch für eine Verwendung im linken Rückraum eignen. Oder gar auf der rechten Seite, als Logi Geirsson in Moskau kurzfristig für Volker Zerbe einsprang.
Das Wohnzimmer ist zweckmäßig eingerichtet. Ein Schreibtisch mit Notebook, zwei Leder-Sofas, ein Fernseher und eine Gitarre - das ist alles. "Ich brauche nicht viel", sagt Logi Geirsson, der alles andere als Star-Allüren aufweist und überhaupt kein Alkohol trinkt. Das Musikinstrument in seinen Vierwänden ist übrigens mehr als nur Dekoration. Der Isländer hat auch eine künstlerische Ader. Scherzhaft nennt er ein deutsches Vorbild: "Heino, der macht tolle Musik."