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TUSEM Essen

Das große Flaggschiff des Ruhrgebiets, der dreifache Deutsche Meister TUSEM Essen, taumelte in der zweiten Hälfte der letzten Saison doch bedenklich. Schon zur Weihnachtszeit hatten Gerüchte um eine Insolvenz die Runde gemacht. Die Meldungen erwiesen sich zwar als übertrieben, das Geld wurde aber auf der Margarethenhöhe knapp. Einige Sponsoren hielten ihre mündlichen Zusagen nicht ein. In der großen Not sprang schließlich ein Investment- und Planungsunternehmen ein.
Zusätzlich staute sich innerhalb der Mannschaft einiges an Unruhe auf. Durch einige Verletzungen schon arg gebeutelt, gab es mit einigen Spielern schwere Querelen. "Egozentrische Spieler, Vermittler und Verbände haben es fast geschafft, das Team auseinander zu bringen", staunte der sportliche Leiter Hans-Dieter Schmitz. "Zum Glück hat Geschäftsführer Klaus Schorn reichzeitig einen Schlussstrich gezogen." Das Einschreiten des TUSEM-Machers zielte vor allem auf die Franzosen Patrick Cazal und Christian Caillat, die nach enttäuschenden Leistungen schon im März "beurlaubt" worden waren.
"Unter diesen Umständen absolvierten wir eine überragende Saisonleistung", fand Trainer Juri Schewzow auch schmackhafte Stücke im Eintopf. Der siebte Platz in der Bundesliga berechtigte immerhin erneut zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Im EHF-Cup erreichte der TUSEM inzwischen auch schon das Viertelfinale. Und auch in der Bundesliga liegen die Westdeutschen noch in der Nähe der großen "Fleischtöpfe". Ein Angriff auf die Spitze wird aber nicht erwartet. "Dazu haben wir nicht das Potenzial", sagte Juri Schewzow schon vor der Saison. Sein Vertrag läuft übrigens im Sommer aus. Nach einer Bestandsaufnahme in den nächsten Wochen soll geklärt werden, wohin der Weg mittelfristig führen soll - ob mit oder ohne dem Trainer.
Einen großen Überraschungs-Coup landete der TUSEM aber bereits in dieser Serie. Man gewann in der Magdeburger Bördelandhalle sensationell mit 24:19. Eine 4:2-Abwehr-Formation, die in der Not geboren worden war, stellte den SC Magdeburg vor unüberwindbare Schwierigkeiten. Normalerweise operieren die Essener mit einem 6:0-System, doch durch Verletzungen von Oliver Roggisch und Dimitri Torgowanow, der seinen Vertrag nach nur einem einzigen Gespräch verlängert hat, fehlte Anfang Oktober der etatmäßige Mittelblock. Dieser Erfolg demonstrierte zugleich, dass mit den neuen Neuzugängen allmählich eine gute Mischung entsteht.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren mussten die TUSEM-Verantwortlichen aber etwas tricksen, um ihren Kader "aufzupeppen". Keiner der Zugänge stellte aktuell "erste Wahl" dar, versprach aber reichlich Potenzial. Während der kroatische Keeper Mario Kelentric im Nationalteam in Ungnade gefallen war, blickte Christian Rose auf ein verletzungsreiches Jahr zurück. Und Sergi Casanova sowie Evars Klasnik gehörten im alten Team zwar zu den Leistungsträgern, stiegen aber mit Eisenach ab.

 

Daten TUSEM Essen