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"La ola" und kein Zittersieg gegen Essen

"Wisst ihr noch! Dreißig-elf!", skandierten die Fans. Fünf Jahre ist es her, dass TUSEM Essen mit 11:30 in der Flensburger Fördehalle die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte kassierte. Vor zwei Wochen hätte es fast ein ähnliches Desaster gegeben. Auch diesmal verwandelte die SG Flensburg-Handewitt ihren "Heimbonus" elegant. Grund zum Lachen hatten die Essener nur bei einem Zahlenspiel. Der Akteur mit der Nummer sieben, Mark Schmetz, erzielte von der Siebenmeter-Linie in der 7. Minute das siebte Tor des Spiels. Aber schon zu diesem Zeitpunkt hieß es 5:2 für die Hausherren, nahm der 35:23-Kantersieg der Nordlichter Konturen an.
Die 6:0-Abwehr stand kompakt, Keeper Jan Holpert brillierte mit einer Quote von 50 Prozent. Und Joachim Boldsen, in seinem 100. Pflichtspiel für die SG, strotzte nur so vor Dynamik. Dagegen hatten die hocheingeschätzten, aber ersatzgeschwächten Gäste offenbar noch an der Enttäuschung gegen Pfullingen (nur 27:27 in der heimischen Grugahalle) zu knabbern. Wenig Biss, kein Konzept! Für die SG gab es genügend Einladungen für blitzschnelle Konter. Schon nach 18 Minuten führten die Hausherren mit 13:4. Die proppevolle Campushalle fiel sich angesichts des Torreigens sogar an Weihnachten erinnert - spätestens als es 24:12 hieß. Die "la ola" brandete durch die Campushalle, frenetisch feierte man das Schützenfest. "Flensburg steht hinter uns", frohlockte Thorsten Storm.

Die jüngste Personalpolitik stieß bei den Fans auf Zustimmung.

Bei Kent-Harry Andersson flossen die Freudestrahlen nach dem Kantersieg aber nicht über das Gesicht. Fast schien es so, als ob ein taktisches Rätsel immer noch die Gedanken von Kent-Harry Andersson beherrschte: Wie löst man den Ausfall von Linkshänder Marcin Lijewski? Der Pole hatte sich beim Dienstags-Spiel in Großwallstadt das Bein verdreht. Innenband-Einriss im linken Kniegelenk, rund zwei Wochen Pause - so die Diagnose. Das Problem: Der SG fehlte für diese Schlüsselposition ein adäquater Ersatz, da mit Pierre Thorsson der zweite Linkshänder sich schon seit Monaten mit Schulterproblemen herumplagt. Wenige Minuten im Angriff - mehr waren mit diesem Handicap nicht drin. In die "linke Rolle" schlüpfte schließlich Kjetil Strand. Der Norweger löste seine Aufgaben zur Zufriedenheit des Trainers - und von Joachim Boldsen. "Das hat Kjetil echt gut gemacht", sagte der Regisseur. "Das ist auch für eine Abwehr eine Umstellung, wenn sie es auf der Linkshänder-Position mit einem Rechtshänder zu tun bekommt."
Positiv verlief auch das Heim-Comeback von Christian Berge. Zwar flog sein erster Wurf noch weit über das Tor, doch mit zunehmender Spielpraxis wurden seine Aktionen sicherer. "Er wird in den nächsten Monaten noch ganz wichtig", wies Kent-Harry Andersson auf die vielen anstehenden Ereignisse hin. Denn auch er weiß: Jetzt gibt es nur noch Endspiele.

Stimmen aus der Pressekonferenz
Kent-Harry Andersson, SG Flensburg-Handewitt: "Ich wäre unter diesen Umständen auch mit einem Sieg mit nur einem Tor Vorsprung zufrieden geben. Wir haben den Ausfall von Marcin Lijewski gut verkraftet."
Juri Schewzow, TUSEM Essen: "Man kann verlieren, aber nicht mit einer Leistung wie heute. In der Abwehr machte sich das Fehlen von Oliver Roggisch sehr bemerkbar."

Statistik
SG Flensburg-Handewitt: Holpert (21 Paraden), Beutler (bei einem 7m) - Wahl (n.e.), Schröder (3), Runge (1), Strand (2), Thorsson, Jensen (3), Christiansen (8/3), Klimovets (3), Stryger (1), Jeppesen (4), Boldsen (8), Berge (2)
TUSEM Essen: Larsson (9.-34., 2 Paraden), Hannawald (6 Paraden) - Tesch, Velyky (5/1), Schmetz (5/5), Tenberken, Lauritzen (2), Sigurdsson (4), Torgowanow (3), Haaß, Szilagy (3), Krebietke (1)
Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/ Raguhn); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Jeppesen zweimal - Velyky, Szilagy, Torgowanow); Siebenmeter: 3/3:8/6 (Schmetz und Velyky an die Latte); Zuschauer: 6000 (ausverkauft)