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Sport, Sommer und ein Ort namens Ski

07.05.2019 -Im Portrait: Magnus Jøndal, die Nummer 18

Magnus Jøndal gehört zu den zuverlässigsten Linksaußen der Handballer-Szene. Privat ist der Norweger ein ruhiger Vertreter, der sich vor allem im Kreise seiner Familie wohlfühlt und die norwegische Atmosphäre sehr schätzt.

Athletiktrainer Michael Döring scheucht die Handballer der SG Flensburg-Handewitt durch die Marienhölzung. Neun Mal binnen 45 Minuten müssen sie zwei Minuten mit Volldampf laufen. Da gerät so mancher kräftig ins Schwitzen. Magnus Jøndal ist mittendrin. Notgedrungen – als Profi weiß er um die Bedeutung von Kondition und Fitness. „Ich würde ja lieber im Wald wandern“, gibt er zu. „Aber ich laufe lieber hier als auf der Bahn, wo es immer nur im Kreis geht.“ Und die Luft ist auch besser.

Einblicke in ein Handballer-Leben
Wenig später duscht sich der norwegische Linksaußen, der seit Sommer für die SG spielt, in der Duburghalle. Dann füllt er seine Tasse mit heißem Kaffee und setzt sich an den Tisch zum Interview. Der 31-Jährige gehört zu den ruhigeren Charakteren in der Mannschaft und fällt nicht als großer Erzähler auf. Und Kaffee ist sicherlich auch das falsche Getränk, um einen ungeahnten Redeschwall auszulösen. Dennoch kommt das Gespräch in Gang. Magnus Jøndal gewährt Einblicke in sein Leben.

Der Familienmensch
Der Norweger wohnt wie alle SG-Handballer, die schon Nachwuchs haben, in Handewitt. In direkter Nachbarschaft zu Jim Gottfridsson und seiner Familie hat Ehefrau Emilie Anschluss gefunden. Alle Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die knapp zwei Jahre alte Tochter Sofie. Magnus Jøndal ist sehr gerne zu Hause, spielt mit ihr und staunt über jedes Detail im spannenden Wachstumsprozess der Kleinen. Er lächelt: „Sie läuft und läuft.“ Fast mehr als der Papa in der Marienhölzung.

Die Sommerpause
Bei gutem Wetter werden die Handewitter Spielplätze aufgesucht. Im Sommer soll es erstmals gemeinsam in den Urlaub gehen. Vor einigen Monaten kümmerten sich die Großeltern um die kleine Sofie, als Magnus Jøndal und seine Frau in den Dolomiten wanderten. Das nächste Ziel soll zu dritt angeflogen werden: Mallorca. Der Rest der Sommerpause wird in der norwegischen Heimat verbracht. Bei den seltenen Heimfahrten nimmt die Familie immer das Auto und steuert es nach Nordjütland, um von dort mit der Fähre nach Skandinavien überzusetzen. Die Brücken über den Großen Belt und den Öresund werden nie passiert. „Dann würden wir ja acht bis zehn Stunden im Auto sitzen“, wirft Magnus Jøndal ein. „Das ist eine zu lange Zeit, wenn man mit einem kleinen Kind reist.“ Zeit finden wird er in Norwegen auch für das Angeln. An der Flensburger Förde hat er kein Revier entdeckt. „Hier ist doch zu wenig Natur“, sagt er. Berge und Fjorde – ein Norweger ist ganz andere Landschaften und Weiten gewöhnt.

Die Atmosphäre hilft bei Nervosität.

Die Karriere
Die Karriere begann mit sieben Jahren. Der ältere Bruder und der Vater spielten Handball – da war die sportliche Richtung klar. In Tomter, 40 Minuten von Oslo entfernt, kreist das Leben der 1500 Einwohner um die Kirche, die Grundschule und den Sportverein IL. Doch nach einigen Jahren fehlte es an Nachwuchs in der Handballabteilung. Zum Glück für Magnus Jøndal konnte er im 30.000-Einwohner-Städtchen Ski, nur drei Bahnstationen weiter, seine sportliche Passion fortsetzen. Bei Follo HK schaffte er den Sprung in das Männer-Team und in die norwegische Erstklassigkeit. Im verflixten siebten Jahr musste er sich allerdings mit einem Abstieg anfreunden und wechselte zum etablierten Verein OFI Arendal. „Das waren zwei besonders schöne Jahre – auch meiner Frau hatte es dort gefallen“, erinnert sich der Linksaußen.

In Diensten von GOG
Doch die Karriere rief nach mehr. Über die Jugend-Nationalmannschaft hatte sich Magnus Jøndal für höhere Aufgaben empfohlen und bestritt im Frühling 2010 sein erstes offizielles Länderspiel für Norwegen – ausgerechnet gegen Deutschland. Inzwischen kommt er auf 138 Einsätze. 2016 dachte er sich: „Ich möchte auch mal im Ausland spielen, Dänemark ist ein guter Schritt.“ GOG unterbreitete ihm ein Angebot, das einen guten Eindruck machte. Ein Mannschaftskollege sagte: „Das ist ein guter Verein."

Die Atmosphäre der „Hölle Nord“
Nach Dänemark kennt die nächste Stufe für einen aufstrebenden Handballer nur zwei Ausprägungen: In Deutschland und Frankreich existieren die beiden besten Ligen der Welt. Die SG war auf Magnus Jøndal aufmerksam geworden, wo sich der Neuzugang zunächst an eine ganz andere Kulisse gewöhnen musste. In Arendal kamen 1500, bei GOG 1700 Zuschauer zu den Heimpartien, nun waren es plötzlich 6000. „Wenn ich kurz vor einem Spiel in der Kabine sitze, bin ich doch ziemlich nervös“, verrät er. „Das legt sich aber, wenn wir einlaufen.“ Die Atmosphäre hilft ihm, die richtige Anspannung für das Spiel zu finden.

Von: ki