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Interview

21.05.2012 -Holger Glandorf: „Wenn die ganze Stehtribüne deinen Namen ruft..."

Du bist wieder bei der Mannschaft. Was ist das für ein Gefühl?
Holger Glandorf: Natürlich ein gutes! Ich kann zwar noch nicht spielen, sitze bei den Spielen aber auf der Bank und habe das Gefühl, wieder mitten drin zu sein.

Was hast du am meisten vermisst?
Holger Glandorf: Also, die langen Auswärtsfahrten bestimmt nicht. (lacht) Sonst alles. Als Profi-Sportler verbringt man im Team mehr Zeit miteinander als zu Hause. Eine kleine Pause ist schön, ich habe aber ziemlich schnell die Bewegung vermisst. Und nach einigen Tagen kribbelt es ja auch schon wieder. Da will man wieder dabei sein.
    
Im Moment bist du der aktuelle „Co-Trainer“ von Ljubomir Vranjes. Als Nachfolger von Viktor Szilágyi und Jacob Heinl. Wie gefällt dir deine aktuelle Aufgabe?
Holger Glandorf: Ljubo versucht, verletzte Spieler immer einzubinden. Das finde ich wirklich gut. Ich habe bei den letzten Begegnungen auch einen Einblick hinter die Kulissen gewonnen, den ich bis dahin nicht hatte. Als Spieler ist man zum Beispiel nicht bei einer technischen Besprechung dabei. Meine Aufgaben als „A-Verantwortlicher“ haben viel mit Statistik zu tun. Zudem versuche ich, die Mannschaft in verschiedenen Situationen zu motivieren und gebe vielleicht einige Tipps, wenn ich von der Bank bestimmte Spielsituationen sehe.
    
Du bist ja auch beim Training dabei. Wie sieht der Trainings-Alltag für dich jetzt aus?
Holger Glandorf: Dass ich keine Gehstützen mehr brauche, macht natürlich alles einfacher. Ich kann auch alles trainieren, außer Bein und Ausdauer. Mit meinem Stiefel kann ich auch ganz normal laufen – er entlastet meine Ferse optimal.
    
Der Stiefel sieht ein wenig aus, als ob du einen Mond-Spaziergang planst.
Holger Glandorf: (lacht) Aus optischen Gesichtspunkten habe ich sie noch nie gesehen. Fakt ist, dass ich endlich ohne Krücken laufen kann. Vor einigen Tagen konnte ich mir nicht mal einen Teller hinstellen.
    
Macht so eine Verletzung nachdenklich?
Holger Glandorf: Es sah ja alles nicht so gut aus. Ich bin froh, dass es wieder bergauf geht und weiß, dass meine Karriere noch längst nicht beendet ist!
    
In der Situation braucht man unglaublich viel Selbstmotivation. Wie schaffst du das?
Holger Glandorf: Wiederzukommen ist immer eine Qual. Zumindest körperlich. Aber Handball ist mehr als ein Beruf. Zu spielen ist auch Spaß. Profi zu sein ist ein fantastisches Gefühl. In die Campushalle einzulaufen, bedeutet einfach nur Gänsehaut pur. Als ich im Krankenhaus war, habe ich unglaublich viel Zuspruch von Fans und des ganzen SG-Umfeldes bekommen. Das ist auch eine tolle Motivation. Wenn die ganze Stehtribüne deinen Namen ruft, weißt du, wo du zu Hause bist.

Von: Zita Newerla