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Martin Heuberger

01.04.2012 -Das "Rote Sofa": Handball-Stars plaudern über Persönliches

Willkommen in Flensburg! Den Satz hast du häufig gehört, wir haben dich in dieser Saison schon einige Male in der Campushalle begrüßen dürfen.
Martin Heuberger: Ich bin hier, um meine Spieler zu sehen. Persönliche Gespräche und kontinuierlicher Austausch sind unerlässlich für jede Zusammenarbeit. Das ist der wichtigste Grund meiner Besuche.

Deine Präsenz in den Hallen wird ja auch von den Klubs sehr positiv gewertet.
Martin Heuberger: Ich bin in meiner Tätigkeit auf die Vereine angewiesen. Ohne eine sehr gute Vereinsarbeit gibt es keine Nationalmannschaft in der Weltspitze. Auf der anderen Seite ist eine erfolgreiche Nationalmannschaft auch für die Klubs sehr wichtig. Unsere Erfolge stärken allerorten jedes Handballprojekt. Man wird mich also noch öfter in Flensburg sehen.

Dein zentraler Lebensinhalt soll Handball sein. Der Satz stammt von deinem Vorgänger, Heiner Brand. Wie viel Prozent nimmt dieser Sport in deinem Leben ein?
Martin Heuberger: Das sind schon 80 oder 90 Prozent.

Mit oder ohne Schlaf?
Martin Heuberger: Manchmal auch im Schlaf. (lacht)

Und was machst du mit den restlichen zehn bis 20 Prozent?
Martin Heuberger: Die gehören meiner Familie. Und es ist auch mal schön, ganz gemütlich mit Freunden ein Bier zu trinken.

Du sollst auch gern Zeit in deinem Garten verbringen.
Martin Heuberger: Das mache ich auch sehr gern. Allerdings sitze ich dort nicht untätig herum, sondern habe immer wieder neue Ideen, den Garten umzugestalten und lege dabei selber Hand an. Dabei kann ich sehr gut abschalten.

Du bist Diplom-Verwaltungswirt. Das klingt für einen Bundestrainer sehr exotisch.
Martin Heuberger: Ich habe als junger Mann eine Ausbildung zum Bauzeichner gemacht und nach der Bundeswehrzeit ein Studium der Verwaltungs-Wissenschaft an der Fachhochschule Kehl absolviert. Nach meinem Abschluss war ich zwölf Jahre beim Landratsamt Ortenaukreis im Bereich Umweltschutz tätig.

Den Posten als Amtmann in Offenburg hast du noch nicht ganz aufgegeben.
Martin Heuberger: Das Landratsamt hat mich dankenswerterweise bis 2014 freigestellt. Danach könnte ich wieder zurück. Das habe ich aber nicht vor. (lacht) Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Es ist wirklich etwas Wunderbares.

„Bundestrainer“ klingt ja fast wie „Bundeskanzler“. Das ist schon eine Ansage.
Martin Heuberger: Na ja, den Job gibt es halt nur einmal. (lacht)

Bestimmt beneiden dich viele um diesen Job. Was ist das Schönste für dich an dieser Aufgabe?
Martin Heuberger: Für mich ist es die Arbeit mit der Mannschaft. Wenn wir uns taktisch auf die Gegner vorbereiten. Wenn wir das Spiel dann gewinnen, ist es ein Erfolg und eine Genugtuung zugleich.

Gibt es etwas, was du an deinem Job gar nicht magst?
Martin Heuberger: Ich finde unsachliche Berichterstattung ziemlich ärgerlich. Wenn etwas aus dem Zusammenhang gerissen und so verbreitet wird.

Medien haben ihre eigenen Gesetze.
Martin Heuberger: Seit einem halben Jahr lerne ich diese kennen. Man wächst mit jeder Aufgabe.

Nicht nur die Medien, auch die Fans sind extrem an deiner Person interessiert. Weißt du, wie viele Autogramme du seit deiner Ernennung zum Bundestrainer geschrieben hast?
Martin Heuberger: Das kann ich nicht sagen. Es waren unglaublich viele. Der Kontakt zu den Fans ist mir sehr wichtig, das macht mir auch richtig Spaß.

Du hast zwei erwachsene Söhne. Mussten sie auch Handball spielen?
Martin Heuberger: Sie haben doch nie etwas anderes gesehen! (lacht) Natürlich spielen sie Handball, allerdings nicht in der ersten Bundesliga. Mein älterer Sohn macht das neben seiner Arbeit als Veranstaltungskaufmann und der Jüngere neben seiner Ausbildung zum Mediengestalter.

Auf welcher Position spielen sie?
Martin Heuberger: Der eine ist Torwart, der andere spielt im linken Rückraum.

Das sind ja deine Positionen.
Martin Heuberger: Stimmt. Ich habe als junger Spieler auf diesen beiden Positionen gespielt, später dann am Kreis. Ich kann mich auch an Einsätze auf Linksaußen erinnern. Im Grunde genommen ist Rechtsaußen die einzige Position, die ich nicht persönlich kenne. (lacht)

Ist es für einen Trainer von Vorteil, für alle Posten einen geschulten Blick zu haben?
Martin Heuberger: Das kann man sagen. Vor allem die Zeit im Tor hat mir die Bedeutung einer funktionierenden Abwehr bewusst gemacht. Und ich habe ein Herz für alle Torhüter.

Hast du auch ein Herz für einen Verein? Darf ein Nationaltrainer einer Mannschaft die Daumen drücken?
Martin Heuberger: Das darf er nicht. Ich schaue die Spiele der Bundesliga neutral an. Zudem spielen deutsche Nationalspieler meistens auf beiden Seiten. Da wüsste ich gar nicht, wem ich die Daumen drücken soll.

Und wenn deine Söhne im Kader eines Clubs sind?
Martin Heuberger: Da beobachte ich schon genauer. Verkneife mir dennoch jeden Kommentar. 

Von: Zita Newerla