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03.07.2008 -Jendrik Meyer: "Das ist wie ein Ritterschlag"

Obwohl es in der Campushalle momentan sehr ruhig zugeht, ist der Sommer für viele SG –Stars nicht „handballfrei“. Die meisten Spieler sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Länderspiele, Freundschaftsspiele und Qualifikationsspiele dominieren den Sommer. Nur wenige können die Förde bei der schönsten Jahreszeit genießen. Einer der „Glücklichen“ ist Jendrik Meyer, der neue Torwart der SG Flensburg-Handewitt. Zita Newerla sprach mit dem Neuzugang über Entscheidungen, Glühbirnen und Radiosender.


Du bist vor eine Woche nach Flensburg gezogen. Wie ist es?
Jendrik Meyer: Die Stadt kenne ich noch nicht. Bis jetzt war ich nur mit meiner früheren Mannschaft Wilhelmshaven in der Campushalle. Nach ein paar Tagen kann ich aber sagen, dass die Stadt sehr schön ist! Auch in meiner neuen Wohnung fühle ich mich sehr wohl. Obwohl ich noch nicht alles kenne, fällt es auf, dass Handball hier überall ist!


Was meinst du damit?
Jendrik Meyer: Fast die Hälfte der Autofahrer entscheidet sich auf dem Nummernschild für „SG“. Und wer kein „SG-Nummernschild“ hat, hat dann einen SG-Aufkleber. Ich finde das richtig gut.


Du bist der neue Nachbar von vielen SG-Spielern.
Jendrik Meyer: Ja, ich habe schon gehört, dass meine Ecke Melrose Place genannt wird. (lacht)


War die Nähe der Spieler wichtig bei der Wohnungs-Entscheidung?
Jendrik Meyer: Auch. Es ist ganz bequem, wenn man Nachbarn hat, die man kennt. Wir können zusammen zum Training oder zu den Spielen fahren. Ich finde das gut.


Wie weit bist du mit der Einrichtung?
Jendrik Meyer: Schon ganz schön weit! Möbel habe ich nicht so viele, ein Freund von mir bringt gerade die Lampen an. Wahrscheinlich klingt es komisch, ich kann mich aber zwischen Glühbirnen, die nackt von der Decke hängen, nicht richtig wohl fühlen.

 
Von Wilhelmshaven nach Flensburg ist nicht nur geographisch ein großer Schritt. Was hast du gedacht, als die SG dir ein Angebot gemacht hat?
Jendrik Meyer: Als Fynn Holpert anrief und sagte, dass sie mich haben wollen, war mir sofort klar, dass ich komme. Wenn man in Deutschland mit Handball aufgewachsen ist, dann gibt es nur zwei Vereine auf der Welt: die SG und der THW. Wenn diese Klubs dich haben wollen, ist das wie ein Ritterschlag. Natürlich will ich mit dieser Aussage niemanden beleidigen, es gibt ja noch einige andere gute Mannschaften. Aber so viel Tradition und Herzblut hat sonst kein Verein.


Mit Dan Beutler steht ein erfolgreicher Torwart „vor dir“ im Kasten. Es könnte schwer werden, dich neben ihm zu behaupten.
Jendrik Meyer: Das ist mir bewusst. Dan hatte auch eine sehr gute Saison gespielt - da ist die Messlatte hoch. Ich werde alles geben, damit ich spielen kann. Mir ist aber auch klar, dass im Tor nur einer stehen kann. Und ich bin damit absolut einverstanden, dass im Tor der Bessere steht. Also derjenige, der besser in Form ist.


Das ist eine sehr selbstlose Einstellung.
Jendrik Meyer: So selbstlos ist das nicht. Auch wenn ich nicht den Anspruch habe, alle Spiele 60 Minuten lang durchzuspielen, möchte ich nicht zum „Busfahrer“ werden. (lacht)


Also jemand, der zwar mitfährt, aber nie spielt.
Jendrik Meyer: Genau. Ich bin ein absoluter „Teamplayer“ und es gibt das schöne Wort „Torwartgespann“. Man kann sich, auch im Tor, gegenseitig helfen, den anderen entlasten oder durch gute Leistung motivieren. Ich möchte in der nächsten Saison mit Dan ein richtig gutes Torwartgespann sein.


Gibt es etwas, was für dich in Flensburg komisch ist?
Jendrik Meyer: Nein, eigentlich ist bis jetzt alles so, wie ich gedacht habe. Vielleicht die Geschichte mit der Grenze.


… die Grenze?
Jendrik Meyer: Ja, man muss realisieren, dass hier zwei Kulturen gelebt werden. Letztens habe ich mein Radio eingeschaltet und fragte mich, warum ich nichts verstehe. Da ist mir eingefallen, dass ich an der Grenze zu Dänemark lebe. Ich hatte versehentlich einen dänischen Sender eingestellt. (lacht) Beim Einkaufen wird man auch oft dänisch angesprochen. Aber die Sprache versteht man bestimmt mit der Zeit.


Bestimmt. Auch Thomas Mogensen ist dein Nachbar. Bei Ihm könntest du auch einen Dänischkurs machen.
Jendrik Meyer: Ja, vielleicht.


Oder du wechselst den Sender.
Jendrik Meyer: Auch eine Möglichkeit. (lacht)


Viele deiner Mannschaftskollegen sind momentan mit ihren Nationalmannschaften beschäftigt. Was machst du im Sommer?
Jendrik Meyer: Erst sind meine Lampen dran. (lacht) Ich möchte die Wohnung einrichten, bis meine Freundin kommt. Mit Ihr wollte ich dann Schleswig-Holstein „erkunden“. Ich möchte mein neues Zuhause besser kennen lernen.


Zieht deine Freundin mit nach Flensburg?
Jendrik Meyer: Nein, erstmal nicht. Sie fängt ihr Studium im Herbst in München an. Trotz der großen Entfernung wollen wir uns aber oft und regelmäßig sehen.

Es ist im Flensburger Tor ein gutes Zeichen, wenn man eine Freundin in München hat.
Jendrik Meyer: Echt? Wie meinst du das?


Jan Holpert hatte auch eine Freundin in München, als er bei der SG anheuerte. Er hat Micky später dann geheiratet und nach Flensburg geholt. 
Jendrik Meyer: Okay, das wusste ich nicht. Aber es ist doch ein gutes Zeichen.

Von: Zita Newerla