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21.05.2008 -Das „Rote Sofa“: Handball-Stars plaudern über Persönliches

Das „Rote Sofa“ ist eine Rubrik im Hallen-Magazin KONTER.
Spieler der SG Flensburg-Handewitt zeigen den Lesern Ausgabe für Ausgabe ihre Flensburger Lieblingsplätze und plaudern mit Zita Newerla über Persönliches. Die Handball-Stars verraten, was sie außerhalb des Spielfeldes beschäftigt, bewegt, motiviert, nervt, zum Weinen oder zum Lachen bringt.  

 

Folge 17: Sören Stryger
Wie geht es dir?
Sören Stryger: Gut! Nach einigen anstrengenden Operationen, bin ich jetzt auf einem guten Weg!


Am Anfang der Saison war dein Ausfall für alle wie ein Schock.
Sören Stryger: Ja, es war auch für mich selber schwer zu akzeptieren, dass ich nicht spielen kann. Da wusste ich noch nicht, dass es das Ende meiner sportlichen Karriere sein sollte. Anfänglich wusste ich nicht wirklich, wie ich meine Tage gestalten werde. Schließlich war ich zwölf Jahre Profisportler.


Wie sieht dein Tagesablauf jetzt aus?
Sören Stryger: Ich mache viel Reha und eine Menge Übungen. Ich langweile mich wirklich nicht. (lacht)


Wie ist dein Verhältnis heute zur Mannschaft? Du warst lange der Kapitän.
Sören Stryger: Ich war vier Jahre Kapitän. Momentan habe ich keine Rolle in der Mannschaft. Trotzdem bin ich irgendwie ein Teil davon. Und Flensburg wird auch immer ein Teil von mir sein – egal, wo ich später wohnen werde! Nie habe ich so lange bei einer Mannschaft gespielt wie bei der SG. Sieben Jahre sind sehr viel Zeit. Viele meiner Mannschaftskollegen sind meine Freunde. Und auch wenn der Kontakt momentan weniger geworden ist als früher, sind diese Freundschaften irgendwie selbstverständlich. Man muss nicht jeden Tag miteinander sprechen, um befreundet zu sein. Ich werde bestimmt auch in einigen Jahren noch zu vielen Kontakt haben. Wir haben so viel Schönes erlebt, solche Erlebnisse verbinden für ein Leben!


Was war dein schönstes Erlebnis mit der SG? Und wie sah das bitterste aus?
Sören Stryger: Die schönsten 60 Minuten für mich waren die des Spiels gegen Nordhorn 2004. Da wussten wir, dass wir die Deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Die Zuschauer standen die gesamten 60 Minuten. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen! Die bittersten Momente? Hmm. Eigentlich habe ich mehr schöne Erinnerungen.


Schon vor der Saison sagtest du, dass du 2008 aufhören willst. Jetzt wirst du beim letzten Spiel in „deiner“ Campushalle verabschiedet. Wie wird es sein, das letzte Mal einzulaufen? So ein Moment kann ganz schön emotional werden.
Sören Stryger: Ja, gut. Natürlich wollte ich mich gerne aktiv verabschieden. Kein Sportler wünscht sich so ein Karrieren-Ende. Man kann sagen: Es ist blöd gelaufen. Aber ich bin nicht traurig. Ich wollte gesund aufhören und es sieht so aus, dass ich das jetzt schaffe! Von der Platte getragen werden wollte ich nie. (lacht) Dass ich in diesem Jahr aufhören will, stand für mich vor meinen Operationen fest. Es war also wirklich meine freie und eigene Entscheidung. Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie es ist, das letzte Mal einzulaufen. Aber ich hatte mit der SG mehr erlebt, als ich es wollte und mehr erreicht, als ich träumte... Wir werden sehen.

Foto: Bojsen


Du bist inzwischen „auf die andere Seite“ gewechselt.
Sören Stryger: Meinst du mein Job, als Berater?


Ja. Viele Berater sind nicht unbedingt beliebt. Sportler werden immer gefeiert. Hast du keine Angst, dass man dich in dem neuen Job vielleicht anders sieht?
Sören Stryger: Ich weiß, was du meinst, aber Angst habe ich nicht. Als Spieler habe ich selbst keinen Berater gehabt, weil ich nicht das gefunden hatte, was ich wollte. Mein Partner Claus Flensborg und ich wollen aber eine ganz andere Dienstleistung anbieten, als die, die man bis jetzt kennt. Wir wollen nur für die Spieler arbeiten und auch nur die Interessen der Spieler vertreten. Wir wollen nicht zwischen Vereine und Menschen „rummakeln“. Eine komplette Lebensplanung wollen wir erstellen, damit der Spieler in jeder Situation, auch nach dem Karrieren-Ende, abgesichert ist.


Du betonst oft die Situation: Karrieren-Ende…
Sören Stryger: Ja, weil die meisten Spieler darauf überhaupt nicht vorbereitet sind. Du hast als Profisportler einen super Job und ein super Leben. Alles wird dir abgenommen und organisiert. Das sieht im normalen Leben dann doch anders aus.


Was macht für dich den perfekten Spieler aus?
Sören Stryger: Die Leistung auf dem Spielfeld. (lacht) Aber nicht nur das. Auch mentale und soziale Fähigkeiten gehören dazu. Um Erfolg zu haben, muss man auch in einer Mannschaft funktionieren können.


Wie viel Prozent deines Tages beherrscht noch Handball?
Sören Stryger: Schwer zu sagen. Immer noch viel. Auch wegen meines Jobs natürlich. Aber inzwischen ist der Sport anders präsent. Ich kann selbst entscheiden, ob ein Wochenende handballfrei ist oder nicht. Und es ist ganz schön. So habe ich auch mehr Zeit für meine Kinder.


Apropos Kinder. Was ich dich schon mal immer fragen wollte: Warum heißen deine beiden Söhne Carl?
Sören Stryger: Mein Opa hieß so. Wir wollten den Namen Carl unbedingt „unterbringen“. Bei meinem ersten Sohn Mads, ist es der zweite Vorname geworden. Als unser zweiter Sohn auf die Welt kam, dachten wir, er könne mit dem ersten Vornamen so heißen. Viele erklärten uns dafür für verrückt. (lacht)


Und wenn ihr mal ein Mädchen bekommt, heißt sie dann Carla?
Sören Stryger: Vielleicht. (lacht) Wäre doch konsequent, oder?


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Von: Zita Newerla