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18.07.2006 -Kent-Harry Andersson: „Wir wollen die Kieler kräftig ärgern“

Im dritten Jahr bei der SG Flensburg-Handewitt wartete Trainer Kent-Harry Andersson zwar vergeblich auf einen Titel, führte seine Mannschaft aber ins Halbfinale der Champions League. So weit schaffte es kein anderer Bundesligist. Auch nicht der THW Kiel, der in zwei knappen Partien dem Rivalen unterlag, sich in der Meisterschaft aber revanchierte. Dennoch: Die SG lief als „Vize“ zum 13. Mal in Folge (seit 1994) auf einem der ersten vier Plätze der Bundesliga ein. Eine Konstanz, die Kent-Harry Andersson auf jeden Fall fortsetzen möchte.

Kent-Harry, zum vierten Mal gehst du mit der SG in eine Saison. Welche Gedanken und Gefühle bewegen einen Trainer vor dem ersten Anpfiff?
Kent-Harry Andersson: Neue Spieler – das heißt immer wieder etwas Neues. Keine Vorbereitung ähnelt der anderen. Ich selbst habe aber nun mehr Erfahrung in diesem Klub. Vor drei Jahren kannte ich niemanden, nun alle. Ich gehe wie immer optimistisch in die Saison.

Die SG gehört seit 1994 immer zu den besten vier Bundesliga-Klubs. Daran wird sich doch hoffentlich nichts ändern, oder? Und was ist in der Champions League und im DHB-Pokal möglich?
Kent-Harry Andersson: Ich hoffe, wir können uns wieder unter den ersten Drei platzieren. Allerdings haben sich die anderen Mannschaften verstärkt. Und wir müssen den Fortgang von Spielern wie Glenn Solberg und Christian Berge kompensieren. In den beiden anderen Wettbewerben spielt das Losglück eine Rolle. Wenn wir wie im letzten Jahr schon in der ersten Runde zu einem Top-Team reisen müssen, wird es ganz schwer. In der Champions League wollen wir mindestens das Viertelfinale erreichen. Dann muss man sehen.

Die Handball-Experten haben den THW Kiel zum eindeutigen Meisterfavoriten ernannt. Welche Klubs können die Zebras am ehesten ärgern?
Kent-Harry Andersson: Kiel ist auch für mich ein noch größerer Favorit als im Vorjahr. Mit Lars Krogh Jeppesen und Thierry Omeyer hat sich der THW noch einmal verstärkt. Im Sport muss aber erst einmal alles passen. So hoffe ich, dass wir den Titelverteidiger kräftig ärgern können. Auch der HSV Hamburg hat in dieser Serie eine sehr starke Mannschaft. Lemgo, Magdeburg, Gummersbach und Kronau-Östringen sind für mich die weiteren Kandidaten.

Mit Ljubomir Vranjes, Frank von Behren, Anders Eggert und Torge Johannsen sind während der Sommerpause vier neue Akteure zur SG gestoßen. Welche Aufgaben sollen die Neuzugänge erfüllen?
Kent-Harry Andersson: Ljubomir Vranjes soll zusammen mit Joachim Boldsen die Nachfolge von Glenn Solberg auf der Spielmacher-Position antreten. Frank von Behren hat sehr gute Abwehr-Qualitäten und viel Lust, auch im Angriff zu spielen. Anders Eggert soll hinter Lars Christiansen als zweiter Linksaußen aufgebaut werden. Torge Johannsen verstärkt unsere Linkshänder-Fraktion. Mit ihm haben wir hinter Sören Stryger eine Alternative auf Rechtsaußen, die uns in der letzten Serie häufiger fehlte.

Kasper Nielsen könnte verstärkt im Mittelblock auftauchen.

Für viele war Glenn Solberg in der letzten Serie der wichtigste SG-Spieler. Nun hat dieser seine Bundesliga-Karriere beendet. Wie ist der Norweger zu ersetzen?
Kent-Harry Andersson: Es wird schwer. Wir müssen auf jeden Fall mehr wechseln. Ljubomir Vranjes und Joachim Boldsen können auf jeden Fall als Regisseur spielen, für den Mittelblock in der Abwehr brauchen wir aber eine andere personelle Lösung. Frank von Behren oder Kasper Nielsen sind hier wohl die Kandidaten für die Solberg-Position.

Mit Jan Paulsen hast du einen neuen Assistenten an der Seite. Hat der Job des Co-Trainers bei der SG nun ein neues Profil?
Kent-Harry Andersson: Davon gehe ich aus. Zunächst muss er aber noch das Konzept lernen, dann kann er verstärkt selbstständig Arbeiten übernehmen. Jan Paulsen hat den Vorteil, dass er auch Spieler tätig werden kann, wenn es die personelle Situation erfordert.

Im Januar beginnt die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Bis zu elf Spieler könnte die SG für dieses Großereignis abstellen. Mit welchen Gefühlen erwartet ein Klubtrainer ein solches Großereignis?
Kent-Harry Andersson: Ich denke, diese Weltmeisterschaft wird die größte aller Zeiten. Tolle Arenen, viele Zuschauer! Es gibt nur ein Manko: Schweden ist leider nicht qualifiziert. Als Bundesliga-Trainer sehe ich die Belastung einer WM nicht ganz so kritisch wie bei einer Europameisterschaft. Das Niveau bei den globalen Titelkämpfen ist nicht so ausgeglichen und der Spielplan nicht so dichtgedrängt. Es gibt mehr Möglichkeiten zum Verschnaufen.

Von: ki