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17.08.2006 -Jan Holpert: Der Rekordmann

Wenn die einteilige Handball-Bundesliga in Kürze in ihre 30. Saison geht, kann die SG Flensburg-Handewitt einen „lebendigen Rekord“ vorweisen. Es gab nie einen Akteur, der im Handball-Oberhaus mehr Spiele absolvierte als Jan Holpert. In einem Interview äußert sich der SG-Torwart zu diesem Rekord und seinen Zukunftsplanungen.

Am 13. September 1986 hast du beim TSV Milbertshofen erstmals zwischen den Bundesliga-Posten gestanden. 20 Jahre Handball-Oberhaus, 585 Bundesliga-Einsätze! Hättest du je daran gedacht, so lange Top-Leistungen auf höchstem Niveau bringen zu können?
Jan Holpert: Damals hatte ich gewiss nicht daran gedacht, dass ich 20 Jahre in der Bundesliga spielen und mein Hobby – das ist der Handball für mich immer noch – zum Beruf machen würde. Bei den ersten Trainingseinheiten stand ich mit offenem Mund in der Halle, da ich mit Stars wie Erhard Wunderlich, Mile Isakovic oder den Löhr-Brüdern trainieren durfte. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, dass ich irgendwann einmal zu den Bundesliga-Größen und sogar zum deutschen Nationalteam gehören würde. Mit 18 Jahren konnte ich das überhaupt noch nicht einschätzen und sah nur einen hohen Berg vor mir. Ich hatte das Glück, dass der damalige Trainer in München einen Narren an mir gefressen hatte und mich förderte. Zwei Jahre später merkte ich erstmals, dass ich mit meinem Talent etwas anfangen kann. Hilfreich war sicherlich, dass in München keine große Außendarstellung des Handballs existierte. Ich wurde als Jugendlicher nicht hochgepuscht.


Der Geburtstag fällt ausgerechnet auf den Heimspiel-Termin gegen den TBV Lemgo. Der Klub, bei dem nicht nur dein Bruder Fynn als Manager fungiert, sondern auch Volker Zerbe nun als sportlicher Leiter. Volker Zerbe bestritt nur zwei Bundesliga-Partien weniger als du. Habt ihr euch je über eure unheimlich lange Bundesliga-Karriere unterhalten?
Jan Holpert: Ich finde es noch erstaunlicher, dass Volker Zerbe als Feldspieler mit so wenigen Verletzungen 20 Jahre in der Bundesliga gespielt hat – und das nur für einen einzigen Verein. Unterhalten haben wir uns darüber aber nie. Ich denke, Volker sieht es so wie ich. Diese Zahl taucht nur in den Büchern auf und demonstriert eine große Konstanz.

Herzlichen Glückwunsch zum Bundesliga-Jubiläum, Jan Holpert!

Welche Ziele hat man noch, wenn man zum 21. Mal in eine Saison-Vorbereitung geht?
Jan Holpert: (schmunzelt) … auch dieses Jahr noch unfallfrei überstehen. Nein, im Ernst. Wenn ich davon ausgehe, dass es meine letzte Saison wird, möchte ich der Mannschaft noch einmal helfen und mir selbst einen schönen Abgang machen. Ideal wäre natürlich, wenn man einen Titel vorzeigen könnte.

Seit 1993 gehörst du nun der SG Flensburg-Handewitt an. Was ist der Grund für diese Treue?
Jan Holpert: In den letzten fünf Jahren habe ich keine Angebote mehr bekommen – alle dachten sich wohl, dass ich bald aufhöre. Einen Grund zum Wechsel gab es aber nie. In den 13 Jahren war ich immer begeistert vom Verein, vom Umfeld und den Fans. Hier wird Handball wirklich gelebt. Der Druck war zwar immer etwas größer, aber dieser beflügelt auch zu Höchstleistungen. Auch als es ein langer Weg zur Deutschen Meisterschaft war und sich die Frotzeleien häuften, wusste ich, dass dieser Verein es irgendwann bestimmt schaffen wird. Bei der SG wurde über Jahre konstant gearbeitet.

Es war zu hören, dass du nach dieser Saison die Handballschuhe an den Nagel hängst. Wird es wirklich so kommen?
Jan Holpert: Ich kann nicht in die Zukunft blicken. Das erste halbe Jahr werde ich abwarten, um im Januar oder Februar mit Präsidium und Geschäftsführer eine Entscheidung zu fällen. Dann muss man sehen, wie meine Leistungen sind und welcher Torwart auf den Markt ist. Im Moment fühle ich mich sehr gut. Es macht viel Spaß, mit dieser jungen Mannschaft zu arbeiten.

Von: ki