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Königliches Tempo in FLENS-ARENA

15.11.2014 -VELUX EHF Champions League: 33:37 – starkes Spiel trotz Niederlage

Die SG Flensburg-Handewitt hat in der VELUX EHF Champions League ihre erste Heimniederlage erlitten. Sie musste sich dem Weltklasse-Team des FC Barcelona mit 33:37 (16:16) beugen. Damit rangiert die SG in der Gruppe B mit 6:4 Punkten weiterhin an dritter Stelle. „Natürlich bin ich nicht zufrieden, dass wir verloren haben", sagte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Aber ich bin stolz auf das Auftreten meiner Mannschaft. Sie hat lange mitgehalten gegen einen Gegner, der verdammt stark war." Auch Dierk Schmäschke sah trotz der zwei Minuspunkte viele positive Dinge. „Das war Handball auf höchstem Niveau", schwärmte der SG Geschäftsführer. „Niemand, der heute da war, wird seinen Besuch bereut haben."

„Leinen los“ hieß es in der FLENS-ARENA. Das überdimensionale Trikot mit der Nummer acht begleiteten diesmal die Mitglieder der norddeutschen Erfolgsband „Santiano“ in die „Hölle Nord“. Für diese ehrenvolle Dienstleistung staubten die Musiker ein SG Dress mit der Nummer eins von Dierk Schmäschke ab. Der SG Geschäftsführer kreuzte kurz darauf erneut auf dem Spielfeld auf und brachte einen Präsentkorb mit. Der war für Lasse Svan. Der Rechtsaußen bestritt sein 300. Pflichtspiel für die SG und hatte davor seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. Bis auf das Ergebnis erlebte Lasse Svan einen wirklich guten Abend. „Das Tempo in dieser Partie war enorm und ein Vergnügen, das gleiche gilt für die Atmosphäre", sagte der Däne in der Pressekonferenz.

Die SG startete mit der schon häufig praktizierten ersten Sieben. Sofort war Stimmung unter dem Dach: Ein Auftritt des FC Barcelona ist einfach ein Höhepunkt, der elektrisiert. Jacob Heinl war es vorbehalten, in dieser wahrlich königlichen Partie den Torreigen zu eröffnen. Dann gab aber der Gast den Ton an. Kiril Lazarov und Nikola Karabatic entfalteten viel Druck aus dem Rückraum. Ehe sich die SG versah, stand es 4:7. Die Hausherren antworten mit Kombinationsgeist und der Eleganz von Anders Eggert. Nach einem Dreher-Doppelschlag war der Anschluss hergestellt. Die Torhüter setzten Akzente. Mattias Andersson war schnell auf Betriebstemperatur. Ebenso sein Gegenüber Danijel Saric, der stark gegen Holger Glandorf parierte, gegen den Nachwurf von Lasse Svan aber chancenlos war. 8:8 – und schon wieder hatte die 6:0-Deckung den Ball erobert. Die SG baute schnell auf, Holger Glandorf geriet in Position und ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Führung – die FLENS-ARENA tobte.

Santiano: Zu Gast in der FLENS-ARENA.

Es war ein Handball-Hit auf Augenhöhe, wobei zumeist Barcelona vorlegte. Vor allem gegen die Wurfkraft von Kiril Lazarov war kein Kraut gewachsen. Als der Mazedonier mit einem Zweier-Pack das 12:14 erzielte, roch es nach einem Pausenrückstand. Doch die SG hatte in den letzten Sequenzen der ersten Hälfte zwei Trumpfkarten. Die eine war Mattias Andersson, der bereits den zweiten Siebenmeter von Kiril Lazarov entschärfte. Als das andere Ass entpuppte sich Holger Glandorf, der seine Farben nicht nur heranwarf, sondern praktisch mit der Sirene auch den Ausgleich herstellte. Da ballten sich beim Gang in die Kabine die Fäuste, die SG Spieler steckten voller Selbstvertrauen. 

Das galt vor allem für Holger Glandorf, der nach der 15-minütigen Unterbrechung gleich drei Mal seinen Hammer herausholte. 19:18 – was für ein Wiederbeginn! Doch dann unterliefen der SG drei Ballverluste binnen Kürze, die von Barcelona gnadenlos bestraft wurden. 19:21 – die SG rannte nun permanent einem Rückstand hinterher. „Ich muss meine Mannschaft loben, wie sie auf das Spiel fokussiert war", sagte Barca-Trainer Xavi Pascual später. „Aber ein Kompliment kann ich auch der SG machen. Das war ein echtes Königsklassen-Spektakel, ja eine große Handball-Show." 

Lasse Svan in seinem 300. SG Spiel.

Die SG hatte nicht ihren Mut verloren, wie der freche Siebenmeter-Heber von Anders Eggert verdeutlichte. Und die Gastgeber hatten Holger Glandorf, der kaum zu bremsen war. Der Renommierklub aus Katalonien ließ sich aber nicht beirren, netzte munter weiter ein. So war es der SG nicht möglich zu verkürzen. „Natürlich muss man berücksichtigen, dass das Tempo sehr hoch war, in der Abwehr hätten wir uns aber besser anstellen müssen." Als dann Holger Glandorf kurz gedeckt wurde und Anders Eggert sowie Lasse Svan zwei Chancen ausließen, zogen die Gäste weiter davon. Beim 25:29 schienen die SG Lichter bereits auszugehen, doch die Gastgeber kämpften bis zum Anschlag.

Team-Time-Outs sollten noch eine Wende einleiten. „Wir kämpfen weiter, wir sind Flensburg!“, tönte es häufiger aus den Lautsprechern. Das setzten Zuschauer und Mannschaft gemeinsam um. Vor allem über Lars Kaufmann kam die SG nun zum Erfolg. Beim 31:33 verstärkte sich noch einmal die Hoffnung, doch Barcelona war an diesem Abend einfach zu abgezockt. „Das war ein verrücktes Spiel", jubelte Barca-Urgestein Victor Tomás. „Vorne lief es sehr gut, hinten standen wir gut, und unser Torwart hat wichtige Bälle gehalten." Von den Rängen hagelte es stehende Ovationen. Es war ein starker Handball-Abend mit höchster Raffinesse, Geschwindigkeit und Athletik. „Wir müssen aufpassen, wir können gegen Flensburg auch verlieren", blickte Xavi Pascual bereits auf das Rückspiel am kommenden Sonntag (19.30 Uhr). Die SG wird zumindest nichts unversucht lassen. „Wir werden das Spiel analysieren und an uns arbeiten", kündigte Lasse Svan an. „Vielleicht sind wir dann ja fünf Tore besser als heute."

Mattias Andersson hielt drei 7m. Fotos: Ki

SG Flensburg-Handewitt – FC Barcelona 33:37 (16:16)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (19/3 Paraden) – Karlsson, Nenadic (1), Eggert (6/3), Glandorf (11), Mogensen (5), Svan (3), Wanne, Kaufmann (5), Heinl (2), Zachariassen
FC Barcelona: Saric (21 Paraden)  Noddesbo (3), Tomas (7), Entrerrios, Sorhaindo (1), Sarmiento (6), Gurbindo, Rutenka, Sigurdsson (2), Morros (1), Karabatic (7), Lazarov (10/2)
Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Kaufmann 2, Heinl 2 – Morros 4, Nöddesbo 2); Siebenmeter: 3/3:5/2 (Andersson hält zwei Mal gegen Lazarov und Rutenka); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:2 (3.), 2:4 (7.), 4:5 (8.), 4:7 (10.), 6:7 (11.), 6:8 (12.), 9:8 (16.), 10:9 (18.), 10:11 (20.), 12:12 (24.), 12:14 (26.), 13:15 (28.), 15:15 (30.) – 16:17 (31.), 17:18 (32.), 19:18 (33.), 19:21 (35.), 21:22 (38.), 22:24 (40.), 24:25 (42.), 25:26 (43.), 25:29 (46.), 27:29 (49.), 27:31 (50.), 28:32 (52.), 30:32 (54.), 31:33 (55.), 31:35 (56.), 32:37 (60.)  

Von: ki

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