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Final4, wir kommen!

28.04.2014 -VELUX EHF Champions League: 27:25 – nach Krimi in Köln dabei

Es ist geschafft. Die SG Flensburg-Handewitt hat erstmals in ihrer Vereinsgeschichte das VELUX EHF Champions League Final4 in Köln erreicht. Trotz einer 27:25 (10:15)-Auswärtsniederlage im Viertelfinal-Rückspiel gegen HC Vardar Skopje steht die SG erstmals seit 2007 wieder im Halbfinale der Königsklasse. Die Europapokal-Arithmetik macht es möglich. Denn nach dem 24:22-Heimerfolg im Hinspiel ist die SG auf Grund der mehr erzielten Auswärtstore ins Semifinale eingezogen. „Ich bin sprachlos, es ist fantastisch was die Jungs in dieser Halle bei dieser Atmosphäre geleistet haben. Wir haben Großes erreicht und es ist ein großer Tag für alle die daran beteiligt waren – sowohl die Mannschaft, die Fans, die Mitarbeiter als auch unsere Sponsoren – einfach für den ganzen Verein“, sagte ein überglücklicher und stolzer SG-Trainer Ljubomir Vranjes nach dem Spiel.

„Glücklich und stolz“, so fasste Dierk Schmäschke die Gemütslage der SG-Familie zusammen. Der Geschäftsführer weiter: „Heute ist ein großer Tag für die ganze SG, für eine ganze Region. Es ist fantastisch dass wir in Köln dabei sind“. Gefeierter Held in der mit knapp 7000 Zuschauern – darunter auch 15 Flensburg-Fans – ausverkauften Boris Trajkovski-Arena war der Däne Anders Eggert. Wenige Sekunden vor Schluss verwandelte er einen Siebenmeter eiskalt zum entscheidenden 27:25. Dabei bewies er extreme Nervenstärke, schließlich hatte er kurz zuvor vom Siebenmeter-Punkt mit einem Heber gegen den bärenstarken Skopje-Keeper Strahinja Milic vergeben.

Ohnehin wurden im 200. Europacup-Spiel der SG die Nerven reichlich strapaziert. Zunächst sah alles gut aus und der Viertelfinal-Fluch (Flensburg, war zuletzt drei Mal in dieser Runde gescheitert) schien besiegt zu werden. Zur Pause führten die Gäste mit 10:15 und kurz nach dem Wechsel zog die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes sogar auf 12:18 (37.) davon. „Wir sind weit gereist und zwar um zu gewinnen“, hatte der schwedische SG-Trainer im Vorwege der Partie gesagt. Es reichte zwar nicht zum Sieg, aber zum Weiterkommen und das zählte am Ende für die Nordlichter.

Die konnten sich zunächst wie gewohnt auf Stammkeeper Mattias Andersson verlassen. Nach nur 13 Minuten hatte der Schwede bereits fünf Paraden zu verzeichnen und die erste 2:5-Führung (10.) wurde herausgespielt. Skopje nahm eine Auszeit. Von der hitzigen Atmosphäre unbeeindruckt spielte die SG klug, geduldig und diszipliniert. Es war deutlich zu sehen, dass die Gäste wie angekündigt das Hinspiel gründlich analysiert und vor allem viel daraus gelernt hatte. Steffen Weinhold (16.) ersetzte Holger Glandorf im Rückraum und führte sich nahtlos ein. Die SG führte 6:10 (20.). Jetzt folgte allerdings der erste kleine Rückschlag: Abwehrchef Tobias Karlsson musste bereits zum zweiten Mal auf die Strafbank und wurde bis zur Schlussphase durch Jacob Heinl ersetzt.

Die Hausherren brachten derweil mit Aldave Malumbres den zweiten Torwart ins Spiel. Der Spanier ersetzte Petar Angelov, der im Vergleich zum Hinspiel diesmal nicht auf Betriebstemperatur kam. Der SG war es egal, die Minuten vor und nach dem Seitenwechsel liefen für die Gäste. Nach dem 12:18 durch Eggert gab es jedoch einen Bruch im Spiel. Der mazedonische Meister Skopje startete eine unglaubliche Aufholjagd. Nach dem 15:18 kochte die Halle über und Vranjes nahm zu einem günstigen Zeitpunkt eine Auszeit. Der Schwede unterbrach zunächst den Lauf der Hausherren und gab seinem überragenden Spielgestalter Thomas Mogensen eine Pause. Der Däne wurde durch Drasko Nenadic ersetzt. Der Serbe (41.) bekam zwei Minuten und schnell kam Mogensen zurück. Beinahe wäre es zu spät gewesen, denn die Gastgeber hatten längs die Oberhand gewonnen. Nach dem Ausgleich zum 19:19 brachte Luka Rakovic Vardar erstmals nach dem 1:0 durch  Timur Dibirov wieder in Front. Zu diesem Zeitpunkt hatte Skope längst Milic im Kasten und der Serbe vernagelte sein Gehäuse. Beim 24:20 durch Alex Dujshebaev (53.) schien bereits alles verloren.

Ljubomir Vranjes zogen mit dem Torwartwechsel einen letzten Joker. Sören Rasmussen kam für Andersson, bekam zunächst jedoch keine Hand an einen Ball. Als Eggert dann besagten Strafwurf vergab war Skopje weiter oben auf. Beim Spielstand von 27:23 (59.) bekam Mikhail Chipurin eine Zeitstrafe und seine Farben waren den Rest des Spiels in Unterzahl. Erst verkürzte Glandorf und dann hielt Rasmussen einen Wurf. Somit kamen seine Vorderleute erneut in Ballbesitz. Nach einer letzten Auszeit ging Glandorf dahin wo es weh tut und holte einen Siebenmeter heraus. Mit Nerven aus Stahl holte Eggert diesmal erst gar nicht aus sondern warf den letzten Ball direkt ins Tor. Der Rest war grenzenloser SG-Jubel mitten auf dem Balkan.

Von dort geht der Blick der SG gespannt nach Köln. Dort, wo am Wochenende (31. Mai/1. Juni) das Final4 ausgetragen wird, findet am Dienstag (11.30 Uhr) die Halbfinal-Auslosung statt. Mit MKB Veszprem aus Ungarn und dem FC Barcelona aus Spanien stehen bereits zwei möglicher Gegner fest. Später am Sonntag wird wohl auch Erzrivale THW Kiel noch dazu stoßen. Doch egal gegen wen es geht, die SG ist derzeit einfach nur glücklich dabei zu sein. „Ich möchte noch gar nicht an Köln denken. Vielmehr freue ich mich jetzt erstmal darüber, dass wir dabei sind und werde das für einen Moment genießen“, so Vranjes, bevor er sich mit dem Team auf den Heimweg von einer weiteren erfolgreichen Europacup-Reise machte.

HC Vardar Skopje – SG Flensburg-Handewitt  27:25 (10:15)
HC Vardar Skopje: Angelov, Malumbres, Milic – Dibirov (3/1), Karacic (2), Dujshebaev (4), Lazarov (1), Brumen (7/3), Kozlina, Toskic (1), Abutovic, Rakovic (1) Chipurin (3), Pribak (3), Markovic (2), Nedanovski
SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Rasmussen (bei einem Siebenmeter, ab 52.) – Karlsson, Nenadic, Eggert (7/4), Glandorf (4), Mogensen (1), Svan (2), Weinhold (3), Heinl (1), Gottfridsson (3), Knudsen (4)
Schiedsrichter: Lopez/Ramirez (Spanien); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Kozlina 2, Chipurin 2  Karlsson 4, Nenadic 2); Siebenmeter: 6/5:5/4 (Andersson hält gegen Dibirov – Milic hält gegen Eggert); Zuschauer: 6963 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:1 (2.), 1:2 (5.), 2:5 (10.), 3:7 (13.), 6:8 (17.), 6:10 (20.), 8:10 (23.), 9:12 (26.), 9:14 (28.), 10:14 (29.), 10:15 (30.) – 11:15 (31.), 11:17 (34.), 12:18 (36.), 15:18 (40.), 17:19 (43.), 19:19 (45.), 20:19 (47.), 24:20 (53.), 26:22 (57.), 27:23 (59.), 27:24 (59.), 27:25 (60.)

Von: sg

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