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Kein Spaziergang im Erzgebirge

11.12.2013 -DHB-Pokal: 27:26 – die SG zittert sich ins Viertelfinale

Die SG Flensburg-Handewitt hat das Viertelfinale im DHB-Pokal erreicht. Am Abend gewann sie beim Zweitligisten EHV Aue hauchdünn mit 27:26 (16:19). Damit wird sich das SG-Logo am kommenden Dienstag (19.30 Uhr) im Lostopf befinden, wenn die nächste Runde ermittelt wird. Daran dachte Ljubomir Vranjes aber noch nicht, der SG-Trainer musste erst einmal den Zitter-Trip von Aue verdauen. „Ich freue mich über das Weiterkommen", sagte er. „Das Spiel selbst möchte ich aber möglichst schnell aus meinem Gedächtnis streichen."

Es war eine denkwürdige Pokal-Partie, die sich lange am Rande der Sensation bewegte. Nur in der ersten Viertelstunde bestätigte sich die Favoriten-Stellung der Nordlichter. Drasko Nenadic markierte aus der zweiten Reihe das 4:6, Anders Eggert ließ routiniert eine Dreier-Serie folgen. Es hieß 5:9, und alles schien seinen allgemein erwarteten Gang zu gehen. „Dann ist bei uns völlig der Faden gerissen", rätselte Ljubomir Vranjes. „Ich kann mir das nicht erklären, wir haben in der Vorbereitung alles so gemacht wie immer."

Binnen zwei Minuten kassierte die SG satte vier Gegentore. Gar nicht zu bremsen war Marvin Sommer, der mit einem lupenreinen Hattrick für ein vorgezogenes Weihnachtsfest in der Erzgebirgshalle sorgte. Doch der Ausgleich war längst noch nicht alles. Die Kulisse schmiedete an einer kochenden Stimmung, das Team von EHV-Aue verwandelte Extra-Körner in einen enormen Kampfgeist. „In dieser Atmosphäre haben wir uns irgendwie unter Stress gesetzt", beobachtete Ljubomir Vranjes, wie die Hausherren vorbeirauschten. 19 Mal bejubelten die EHV-Fans in den ersten 30 Minuten einen Torerfolg ihrer Truppe. Und das gegen den Bundesliga-Tabellenführer – unglaublich!

Die Kabinenansprache zeigte immerhin für die Defensive Wirkung. Zwar führten die Sachsen noch mit 21:17, doch dann fiel es ihnen immer schwerer, durch die 6:0-Deckung der SG zu brechen. Als wahrer Glücksfall entpuppte sich die bereits vor der Halbzeit vorgenommene Einwechslung von Sören Rasmussen. Der dänische Keeper mauserte sich mit etlichen Paraden, darunter zwei gehaltenen Siebenmetern, zum großen Rückhalt. Nach der Partie bekam er ein Bier-Set in die Hand gedrückt – als SG-Spieler des Tages.

Holger Glandorf glich zum 21:21 aus. Die zittrige Angelegenheit war aber längst noch nicht beendet. Zwar war das 22:21 von Marvin Sommer die letzte Führung für Aue, doch der SG-Erfolg hing bis in den letzten Sequenzen des Krimis am seidenen Pfaden. Erlöst war der SG-Clan erst mit dem Schlusspfiff. „Es war eine tolle Leistung meiner Mannschaft, aber es sollte nicht sein", kommentierte EHV-Coach Runar Sigtryggsson den Ausgang mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Derweil stiegen die SG-Akteure mit einer Stimmung, die zwischen Ärger und Erleichterung pendelte, in den Mannschaftsbus, um sich zurück in den hohen Norden fahren zu lassen.

 

EHV Aue – SG Flensburg-Handewitt 26:27 (19:16)
EHV Aue: Musil, Petursson – Hansen (5), Brykner (5), Sommer (5), Meinhardt (8/5), Faith, Roch (2), Gunnarsson, Sigtryggsson (1), Berthold, Kempe, Schäfer, Runarsson
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (7 Paraden), Rasmussen (12/2 Paraden, ab 27.) – Karlsson, Nenadic (2), Eggert (9/7), Glandorf (6), Mogensen (4), Svan (4), Wanne, Heinl, Gottfridsson, Knudsen (2)
Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski (Berlin); Zeitstrafen: 10:4 Minuten (Brykner 4, Roch 2, Hansen 2, Sigtryggsson 2 – Karlsson 2, Eggert 2); Siebenmeter: 7/5:7/7 (Meinhardt und Faith scheitern an Rasmussen); Zuschauer: 2100 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 2:1 (3.), 3:2 (4.), 3:5 (7.), 4:7 (11.), 5:9 (14.), 9:9 (16.) 11:10 (19.), 12:12 (21.), 13:13 (24.), 15:13 (26.), 16:15 (28.), 17:16 (29.) – 20:16 (32.), 21:17 (36.), 21:21 (41.), 22:21 (43.), 22:23 (44.), 24:24 (52.), 24:26 (54.), 25:27 (60.)

 

Fotos: Ingo Wendler
Von: ki

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