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Ein Punkt in Kiel

15.10.2017 -VELUX EHF Champions League: 20:20 – Dramatik bis zur letzten Sekunde

Die SG Flensburg-Handewitt erkämpfte sich in der Gruppe B der VELUX EHF Champions League beim THW Kiel einen Punkt. Das 94. Landesderby endete 20:20 (9:7). „Das war mein erstes Derby als Cheftrainer, und wir haben zumindest einen Punkt geholt“, meinte SG Trainer Maik Machulla. „Ein Zähler in Kiel ist alles andere als selbstverständlich, aber ich finde, wir hätten mehr verdient.“ In dieselbe Kerbe schlug SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke: „Das war eine geile Handball-Partie, in der unsere Mannschaft eine tolle Moral und eine starke Abwehr gezeigt hat – über die Chancen-Verwertung müssen wir allerdings nachdenken.“

In der europäischen Königsklasse wird traditionell rotiert. Das zeigte sich diesmal ganz besonders bei den Rückraumreihen beider Teams. Der THW begann mit Lukas Nilsson, Christian Dissinger und Steffen Weinhold, die SG mit Rasmus Lauge, Kentin Mahé und Magnus Rød. Der junge Norweger erzielte das 1:2. Die Kieler hielten mit dem jungen Schweden Lukas Nilsson dagegen. Dann setzte eine erstaunliche Torebbe ein. Die Keeper Mattias Andersson und Niklas Landin sowie die beiden Abwehrreihen dominierten die Szenerie. Nach einer Viertelstunde hatten die Statistiker nur vier Treffer, aber immerhin zehn Paraden der Schlussleute notiert. „2:2 nach 15 Minuten ist natürlich kein Ergebnis im modernen Handball“, staunte Maik Machulla. „Wir hatten in der Abwehr und im Tor fantastische Leistungen, konnten diesen Aufwand im Angriff allerdings nicht belohnen.“ Sein Gegenüber Alfred Gislason sah es ähnlich: „Im Angriff waren beide Teams nervös. Wir haben zu viel verworfen, das muss besser werden.“

Thomas Mogensen: zum 129. Mal international

Der THW entdeckte als erster eine gewisse Effizienz in seinem Abschluss. Nach 19 Minuten hieß es 5:2, nach 25 Minuten 8:3. Es roch nach einer Negativmarke für die SG. Dagegen befand sich Thomas Mogensen in Rekordgefilden. Zum 129. Mal spielte er für die SG auf der europäischen Bühne – so viel wie kein anderer Akteur vor ihm. Bis zur Pause betrieben der Däne und seine Nebenleute, nun Holger Glandorf und Simon Jeppsson, Ergebniskosmetik. Simon Jeppsson legte auf Hampus Wanne ab, der vom linken Flügel hineinsprang und auf 9:7 verkürzte. Einen weiteren Versuch des Linksaußen entschärfte Niklas Landin unmittelbar mit der Halbzeit-Sirene.

Simon Jeppsson traf in der ersten Halbzeit.

Kurz vor Wiederbeginn sangen die Fans: „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“ Das taten die Spieler. Thomas Mogensen schaffte den Anschluss, Mattias Andersson hielt einen weiteren Wurf. Im Gegenzug schien die SG den Ball zu verlieren, doch Holger Glandorf warf sich ihm hinterher und erreicht das Utensil vor Christian Dissinger. Wenige Momente später tauchte Rasmus Lauge vor dem THW-Gehäuse auf und erzielte den Ausgleich. Kurz darauf vollendete Henrik Toft Hansen gar einen Gegenstoß zum 10:11.

Dann schlich sich wieder eine Phase der schlechteren Chancen-Verwertung ein. Die Kieler Sparkassen-Arena feierte ein 14:11 und Niklas Landin. Dieses Tief durchwanderte die SG mit Charakter. Sie fand nun verstärkt Lösungen über die rechte Angriffsseite. Holger Glandorf schlüpfte durch die Deckung. 16:15! Lasse Svan überlistete Niklas Landin mit einem Heber. 17:16! Thomas Mogensen traf zum 18:17, der Ausgleich wollte aber zunächst nicht fallen. Bei zwei Gelegenheiten unterlief der Offensive jeweils ein tückischer Fehlpass. Dem THW glückte noch einmal ein Zwei-Tore-Polster. Aber es sollte hochdramatisch werden. Kentin Mahé behielt beim Siebenmeter die Nerven, Lasse Svan schaffte vom rechten Flügel das 19:19. Endlich, und nur noch zwei Minuten! Rune Dahmke warf die „Zebras“ nach vorn. Kentin Mahé, inzwischen auf der linken Außenbahn, glich erneut aus.

Mattias Andersson war ein wichtiger Faktor.

Dem Gastgeber blieben 45 Sekunden, ein Team-Timeout und ein letzter Wurf. Niclas Ekberg konnte diesen allerdings nicht im Gehäuse unterbringen. Unentschieden! Die Kieler Zuschauer forderten Siebenmeter. „Im Spiel selbst hatte ich nichts gesehen“, merkte Maik Machulla an. „Aber nach der TV-Analyse muss ich sagen: Das war ein Strafwurf, denn Kentin Mahé stand bei der letzten Aktion im Kreis.“ Glück für die SG in dieser Situation, allerdings hatte es in den 60 Minuten zuvor auch andere strittige Entscheidungen gegeben, die anders ausfielen. Unter dem Strich brach kein Jubel aus. „Um einen Punkt in Kiel zu holen, bedarf es schon einer starken Leistung“, fand Jacob Heinl. „Unsere Probleme im Abschluss haben aber mehr gekostet.“ THW-Linkshänder Marko Vujin erklärte: „In unserer Kabine sind wir etwas traurig, denn wir haben eigentlich immer in Führung gelegen und dennoch nicht gewonnen.“

Die Abwehr arbeitete sehr gut. Fotos: Ki

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 20:20 (9:7)
THW Kiel: Wolff (bei zwei 7m), Landin (18 Paraden) – Weinhold (2), Dissinger (3), Toft Hansen, Wiencek, Ekberg (3/2), Zeitz (1), Dahmke (3), Zarabec, Vujin (5), Bilyk, Nilsson (3)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (14 Paraden) – Karlsson, Glandorf (3), Mogensen (2), Svan (4), Wanne (3), Jeppsson (1), Heinl, Zachariassen, Toft Hansen (1), Lauge (1), Mahé (4/3), Rød (1)
Schiedsrichter: Marin/Garcia Serradilla (Spanien); Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Toft Hansen 4, Zeitz 2, Dahmke 2 – Mogensen 2, Svan, Toft Hansen 2); Siebenmeter: 3/3:3/3; Zuschauer: 10049 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:2 (4.), 2:2 (5.), 3:2 (16.), 5:2 (19.), 5:3 (20.), 8:3 (25.), 8:6 (27.), 9:7 (28.) – 9:9 (33.), 10:11 (36.), 14:11 (41.), 14:13 (45.), 16:14 (47.), 17:16 (52.), 19:17 (57.), 19:19 (58.), 20:19 (59.)

 

Von: ki

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