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Verpatzte Anfangsphase

10.12.2017 -DKB Handball-Bundesliga: 27:35 – Ernüchterung in der „Hölle Nord“

Die SG Flensburg-Handewitt unterlag im 96. Landesderby dem THW Kiel mit 27:35 (16:19) und büßte damit die Tabellenspitze der DKB Handball-Bundesliga ein. „Am Ende war es angesichts der Höhe der Niederlage dramatisch“, meinte SG Coach Maik Machulla und ergänzte selbstkritisch: „Ich habe es wohl nicht geschafft, den Jungs die nötige Aggressivität mit auf den Weg zu geben.“ THW Geschäftsführer Thorsten Storm stellte fest: „Der Druck auf Flensburg war sehr groß, das war ganz klar zu merken. Wir sollten jetzt nicht zu laut jubeln, denn in dieser DKB Handball-Bundesliga kann es sehr schnell gehen.“

Schon eine Stunde vor dem Anpfiff war die „Hölle Nord“ fest in der Hand der Derby-Stimmung: „Einmal Flensburg, immer Flensburg!“ Direkt vor dem ersten Angriff bekam Hampus Wanne die offiziellen Glückwünsche seines Vereins überreicht. Seine Geburtstags-Party sollte eigentlich ein Handball-Fest werden. Der 24-jährige Schwede beteiligte sich selbst aktiv und erzielte das 2:2. Derweil waren die spannenden Fragen um die Startaufstellungen gelüftet. In der 6:0-Deckung fing Anders Zachariassen neben Tobias Karlsson an. Der THW setzte im Rückraum zunächst auf die Formation, die elf Tage zuvor den Champions-League-Sieg eingefahren hatte: Marko Vujin, Lukas Nilsson und Christian Dissinger.

Die SG war nicht immer aggressiv genug.

Mattias Andersson löste mit einer Parade gegen Lukas Nilsson Freude aus, die in Jubel überging, als Lasse Svan zum 3:2 abgeschlossen hatte. Dann häuften sich allerdings die Unaufmerksamkeiten, die sich zu einem fatalen 0:8-Negativlauf summierten. Die Rückendeckung der Fans und auch ein Team-Timeout konnten den Trend zunächst nicht stoppen. 3:10 – so stand es nach 14 Minuten auf der Anzeigetafel. Die Dominanz der Kieler war in dieser Phase beängstigend. Dann beendete Rasmus Lauge die zehnminütige Durststecke. „Ich bin sehr enttäuscht über die Anfangsphase der Partie“, wunderte sich Maik Machulla. „Es muss eine Kopfsache gewesen sein, dass wir so schwer in die Partie gekommen sind. Beim Abschluss-Training war die Mannschaft noch sehr konzentriert und fokussiert.“

Die Rotation war angeworfen: Maik Machulla schickte Henrik Toft Hansen ins Rennen. Im Rückraum agierten nun Kentin Mahé und zeitweise Simon Jeppsson. Der Rückstand wuchs nicht weiter. Im Gegenteil: Er schrumpfte leicht. Geburtstagskind Hampus Wanne konterte zum 9:14. Da stand bereits Kevin Møller im Kasten. Der Däne brachte einige Male seinen Körper an den Ball. Der THW bot kurz vor der Pause erstmals Domagoj Duvnjak auf. Mit einem feinen Strahl verkürzte Kentin Mahé auf 15:19. Und noch ein Angriff für die Hausherren: Holger Glandorf konnte nur auf Kosten eines Siebenmeters gestoppt werden. Simon Jeppsson behielt die Nerven, brachte seine Farben auf drei Treffer heran, und schritt mit geballten Fäusten in die Kabine. Längst herrschte in der „Hölle Nord“ wieder Zuversicht. „Insgesamt bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft“, sagte THW-Coach Alfred Gislason später. „Gegen Ende der ersten Hälfte unterliefen uns allerdings ein paar Fehler, zumal wir Pech mit drei Pfostentreffern hatten.“

16:19 – mit der Pause schien wieder alles offen.

Der Beginn der zweiten Hälfte war ebenfalls durchaus nach dem Geschmack der SG Fans. Kevin Møller schnappte Niclas Ekberg einen Strafwurf weg, Rasmus Lauge verkürzte mit Schmackes auf 17:19. Der THW, der nun Steffen Weinhold im rechten Rückraum einsetzte, verteidigte allerdings seinen Vorsprung. Die SG hatte nun das Derby-Feeling gefunden. Kentin Mahé erblickte die Lücke und düste durch zum 21:23. Beim 22:24 hatte die SG sogar die Chance, auf zwei Treffer heranzurücken. Die THW-Deckung bekam aber die Finger an einen Pass. Der Ball näherte sich der Seitenlinie. War er schon im Aus oder noch nicht? Die Schiedsrichter entschieden sich für die zweite Variante. Der THW hatte so den Ball, schaltete blitzschnell um, und war wieder auf drei Treffer enteilt. „Wir sind immer ruhig geblieben“, lobte Alfred Gislason. „Man hat auch gesehen, wie viel die Erfahrung von Domagoj Duvnjak und Steffen Weinhold in einem solchen Derby wiegt.“

Kentin Mahé düste zum 21:23. Fotos: Ki

Es war nun ein Duell der Keeper: Andreas Wolff fing einen Wurf, Kevin Møller glänzte im Gegenzug mit einer Fußparade. Der Kieler Schlussmann hatte allerdings mehr zu feiern. Seine Vorderleute zogen auf 23:28 davon. „Die Abwehr hat die SG zu Würfen gezwungen, was Andi Wolff half, sich immer mehr zu steigen“, analysierte Alfred Gislason. Maik Machulla beobachtete: „Zwischendurch waren wir zu wild in unseren Aktionen. Dann wurden wir immer kopfloser.“ Der Coach versuchte es mit sieben Feldspielern, beorderte Anders Zachariassen und Henrik Toft Hansen an den Kreis. Dieser taktische Winkelzug erwies sich an diesem Nachmittag allerdings als zu riskant. Die Schlussphase war von Enttäuschung geprägt. „Das müssen wir erst einmal verdauen – und das werden wir auch verdauen“, sagte Hallensprecher „Holzi“ Holst. Der aufbauende Applaus war nicht zu überhören: Die SG bleibt im Spitzenbereich der DKB Handball-Bundesliga.

Nur phasenweise war es ein Derby-Fight.


SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel  27:35 (16:19)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (2 Paraden), Møller (10/1 Paraden) – Karlsson, Glandorf (5), Mogensen, Svan (5), Wanne (3), Jeppsson (3/1), Zachariassen (1), Toft Hansen, Lauge (7), Mahé (3)
THW Kiel: Wolff (12/2 Paraden, ab 27.), Landin (2 Paraden) – Dissinger (1), Toft Hansen (1), Wiencek (5), Ekberg (8/3), Zeitz (1), Dahmke (2), Zarabec (2), Vujin (4), Nilsson (4), Duvnjak (4), Weinhold (2), Firnhaber (1)
Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg); Zeitstrafen: 2:6 Minuten (Toft Hansen 2 – Dahmke 2, Toft Hansen 2, Wiencek 2); Siebenmeter: 4/1:4/3 (Jeppsson scheitert an Wolff, Lauge trifft erst im Nachwurf, Mahé auf die Latte – Møller hält gegen Ekberg); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (3.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 3:10 (13.), 4:10 (15.), 5:11 (16.), 6:13 (18.), 7:14 (19.), 9:14 (22.), 10:16 (24.), 11:17 (25.), 12:18 (26.), 14:18 (27.), 15:19 (29.) – 17:19 (33.), 17:21 (37.), 18:22 (38.), 19:23 (39.), 21:23 (41.), 22:24 (42.), 22:26 (47.), 23:28 (50.), 25:29 (53.), 25:34 (57.), 26:35 (59.)

 

Von: ki

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