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Der 100. Heimsieg

19.10.2016 -VELUX EHF Champions League: 22:20 – ein schwerer Weg

Es hat geklappt. Die SG Flensburg-Handewitt schlug in der Gruppe A der VELUX EHF Champions League den polnischen Vertreter Wisla Plock mit 22:20 (9:10) und feierte damit Heimsieg Nummer 100 in einem europäischen Wettbewerb seit 1995. Eine Gala war es allerdings nicht. „Mein Team hat stets gekämpft“, bilanzierte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Aber sonst kann ich nur die Abwehr und vor allem Mattias Andersson loben. Sonst habe ich gerade vorne viel gesehen, was mir nicht gefällt. In den nächsten Trainingseinheiten haben wir viel zu tun.“ SG Spielmacher Thomas Mogensen merkte selbstkritisch an: „Wir sind schlecht in die Partie hineingekommen und haben es uns selbst schwer gemacht. Das ging zu sehr seitwärts und zu wenig aufs Tor.“

Auf der Bank war diesmal für alle Platz; denn einer fehlte. „Gute Besserung an unseren Kapitän!“, teilte Hallenmoderator „Holzi“ Holst während der Einlauf-Zeremonie mit. Tobias Karlsson hütete das Bett. Man gut, dass Ljubomir Vranjes in Paris auf einen Mittelblock mit Henrik Toft Hansen und Jacob Heinl gesetzt hatte. In der Deckung mangelte es deshalb nicht an der nötigen Abstimmung. Anstelle des etatmäßigen Abwehrchefs lief ausnahmsweise Thomas Mogensen an erster Stelle in die verdunkelte FLENS-ARENA ein. „Das war eine besondere Ehre für mich“, verriet der Däne später. „Doch wenn das Spiel erst einmal begonnen hat, ist dieser schöne Augenblick leider schnell vergessen.“

Mattias Andersson durfte am meisten jubeln.

Allerdings dauerte es etwas bis zum Anpfiff. Die Uhr streikte, da hatten alle Akteure plötzlich etwas Zeit für Lockerungsübungen. Als es dann endlich losging, war die Anzeigetafel nur eine schwarze Fläche. In ein dunkles Loch fiel auch die SG. Wisla Plock hatte den eindeutig besseren Start und traf aus allen Lagen. Beim 1:5 rief Ljubomir Vranjes: „Wo ist die Halle?“ Die antwortete mit stehenden Ovationen. Es half noch nichts. Beim 1:7 nahm die SG das erste Team-Timeout. „Meine Mannschaft war aufgrund vieler Fehler und Alibi-Spielzügen angezählt – und die Halle war tot“, sagte Ljubomir Vranjes später. „Wir spielen alle drei Tage. Da möchte ich sehen, wie die Zuschauer für meine Mannschaft aufstehen. Wer das nicht möchte, kann sich auch zu Hause vor den Fernseher setzen.“

Lasse Svan sorgte mit einem Doppelschlag erstmals für Feuer unter dem Dach. Nun wurde immerhin wieder das Ergebnis angezeigt. Wisla-Coach Piotr Przybecki packte seine erste grüne Karte auf den Tisch. Damit wollte er offensichtlich den zaghaft anspringenden SG Motor wieder aus dem Takt bringen. Während die Abwehr eine gute Leistung ablieferte, war der Angriff völlig verunsichert. Zum Glück konnte Mattias Andersson einige Wisla-Würfe entschärfen. Sonst hätte es nach einer Viertelstunde schlimmer ausgesehen als 3:8. „Dann haben wir zusammen gestanden“, meinte Thomas Mogensen. „Der Grundstein für die Wende wurde in der Abwehr und durch unseren Torwart gelegt.“ Mattias Andersson stachelte alle an: Zuschauer und Vorderleute. Der Schwede hatte zur Pause schon zwölf Paraden auf dem Konto.

Die Abwehr stand von Anfang an gut. Fotos: Ki

In der Offensive sollte es nun Schweden-Power richten. Jim Gottfridsson und Johan Jakobsson mischten mit. Der Linkshänder verkürzte auf 8:10. Der ebenfalls eingewechselte Hampus Wanne traf. 9:10 – das war nach diesem Verlauf ein guter Halbzeitstand. „Wir wollten uns anders als vor drei Tagen in Dänemark präsentieren“, sagte Wisla-Coach Piotr Przybecki. „So wie in der Angangsphase konnte es leider nicht weitergehen. Aber wir haben zu sehr den Faden im Angriff verloren, und einige Zeitstrafen haben viel gekostet.“

Mit Wiederbeginn lief endlich die Uhr. Johan Jakobsson schmetterte den Ball zum Ausgleich in die Maschen. Hampus Wanne konterte sogleich. 11:10, die erste Führung! Die „Hölle Nord“ war aus dem Häuschen. Nun war es der polnische Meister, der nicht in Gang kam. Nach vier torlosen Minuten intervenierte die Wisla-Bank. Der Gast meldete sich zurück. 14:14 nach 42 Minuten! Zum Glück machte Mattias Andersson im zweiten Abschnitt da weiter, wo er vor dem Pausentee aufgehört hatte. Eine Parade – und der Gegenstoß lief erfolgreich über Lasse Svan.

Thomas Mogensen: Es ging nur über Kampf.

Es blieb aber eine knappe Angelegenheit. Zu allem Überfluss kassierte Jacob Heinl seine zweite Zeitstrafe. Die Unterzahl überstand die SG ohne größeren Schaden. Keinen hielt es mehr auf seinem Platz. Die Fans peitschten ihre Mannschaft nach vorne. Jim Gottfridssn tanzte zum 17:16 durch die Wisla-Defensive. Auf der anderen Seite hatte die SG Abwehr den Gegner neutralisiert. Nach fünf torlosen Minuten holte Jacob Heinl einen Siebenmeter heraus, den Anders Eggert nervenstark verwandelte. Thomas Mogensen erhöhte mit einem verdeckten Wurf auf 19:16. Erstmals hatte die SG etwas Luft und brachte die beiden wertvollen Punkte nach Hause. „Nun ist alles wieder offen“, sagte Thomas Mogensen zur Gesamtausbeute von 5:5 Punkten.

Johan Jakobsson: Ein langer Pass auf Hampus Wanne.

SG Flensburg-Handewitt – Wisla Plock 22:20 (9:10)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (21 Paraden) – Eggert (1/1), Glandorf (1), Mogensen (4), Svan (3), Wanne (5), Djordjic, Jakobsson (4), Heinl, Toft Hansen (1), Gottfridsson (3), Mahé
Wisla Plock: Corrales (8 Paraden) – Kwiatkowski, Daszek (1), Duarte, Wisniewski, Ghionea, Rocha, T. Gabala, Ivic, Tarabochia, M. Gebala (2), Pusica (1), Mihic (6), Toledo (5), Zhitnikov (5) 
Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien); Zeitstrafen: 6:10 Minuten (Heinl 4, Toft Hansen 2 – Ghionea 4, Ivic 4, Zhitnikov 2); Siebenmeter: 1/1:0; Zuschauer: 5077
Spielverlauf: 0:2 (2.), 1:2 (3.), 1:7 (10.), 3:7 (12.), 3:8 (13.), 6:8 (21.), 6:10 (25.) – 12:10 (34.), 13:11 (38.), 14:12 (39.), 14:14 (42.), 15:15 (45.), 16:16 (46.), 19:16 (54.), 20:17 (57.), 21:18 (59.), 22:19 (60.)

 

 

Von: ki

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