Stripes
Stripes
Archiv

Dramatik pur

27.09.2012 -VELUX EHF Champions League: 37:37 – SG muss mit Remis leben

Punkte-Teilung zum Auftakt der VELUX EHF Champions League! In einem temporeichen und packenden Spiel trennten sich die SG Flensburg-Handewitt und Montpellier HB mit 37:37 (19:18). „Es ist schön, wieder in der Königsklasse mitmischen zu dürfen", sagte SG-Rechtsaußen Lasse Svan Hansen. „Allerdings hätten wir natürlich gerne mit einem Sieg unterstrichen, dass wir wieder dabei sind."

Beim letzten Einsatz in Hamburg hatte das SG-Kollektiv ein Remis erreicht, 15 Tage später folgte nun das nächste. Ljubomir Vranjes freute sich auch diesmal nicht, doch anders als vor zwei Wochen hielt sich der Ärger in Grenzen. „Mein Problem war, dass wir eine so lange Pause hatten", sagte der SG-Coach. „Spiel und Training sind von der Intensität her zwei Paar verschiedene Schuhe. So bin ich letztendlich zufrieden, dass wir noch ein Unentschieden gegen einen der großen Favoriten in der VELUX EHF Champions League geschafft haben." Auch sein Gegenüber Patrice Canayer hatte eine gute Meinung über die Partie. „Ich bin zwar etwas enttäuscht, dass wir uns in den letzten Minuten mit einem Unentschieden begnügen mussten, aber insgesamt hat die Mannschaft eine gute Qualität gezeigt", meinte er. „Sie hat sich von den vielen Sorgen nicht beeinflussen lassen."

Zum Spielverlauf: Schon vor dem Anpfiff wanderte zwei Mal ein erfreutes „Aha“ durch das Rund. Michael Knudsen stand, nachdem er in Hamburg wegen leichterer Probleme im Bereich der Achillessehne weitgehend zugeschaut hatte, wieder zu Spielbeginn am Kreis und in der 6:0-Abwehr. Und noch bemerkenswerter: Holger Glandorf gehörte erstmals in dieser Serie der Startformation an. Der SG-Linkshänder trumpfte gleich in bestechender Form auf: Mit seinem dritten Treffer markierte er das 4:0. Durch die „Hölle Nord“ lief die erste Jubelwelle.

Überhaupt dominierte die SG die erste Viertelstunde. Zwar lief Montpellier postwendend seine ersten beiden Gegenstöße, wirkte aber zunächst etwas gehemmt. Die Nordlichter zogen ihr Spiel blitzschnell auf. Mattias Andersson hatte schnell einige Paraden zu Buche stehen. Lasse Svan Hansen hatte einen guten Lauf, lochte zum 8:3 und 9:4 ein. Unter dem freudigen Beifall der SG-Fans rettete sich der französische Meister ins Team-Time-Out. Danach war es mit der Überlegenheit der Gastgeber vorbei. „Wir hatten alles in der Hand", glaubte Lasse Svan Hansen. „Dann haben wir uns leider zu viele Fehler erlaubt."

Holger Glandorf hatte eine starke Anfangsohase.

Es entwickelte sich der erwartet packende Schlagabtausch, der auf einem sehr fairen Niveau ausgetragen wurde. Allerdings: Für Defensiv-Strategen war das Geschehen kein Zuckerschlecken. Die 21. Minute war besonders intensiv und erlebte gleich vier Tore. Der ehemalige SG-Akteur Erlend Mamelund, der in der Rückraum-Zentrale begann, erzielte den 13:12-Anschluss, Thomas Mogensen antwortete binnen Sekunden zum 14:12. „Meine Spieler sind gelaufen wie die Hasen", beobachtete Ljubomir Vranjes. „Da stellte sich etwas die Müdigkeit ein."

Der SG-Trainer nutzte die Breite seines Kaders. Zwischenzeitlich stand eine gänzliche neue zweite Reihe auf der Platte: Steffen Weinhold, Maik Machulla und Arnor Atlason. Ein Zwischenhoch krönte der ebenfalls eingewechselte Jacob Heinl mit dem 18:14. Die nächsten fünf Minuten lief es gar nicht rund. Per Siebenmeter besorgte MHB-Kapitän Dragan Gajic den erstmaligen Ausgleich zum 18:18. Immerhin traf noch Lasse Svan Hansen, sodass es mit einer Führung zum Pausentee ging.

Nach dem Seitenwechsel setzte Ljubomir Vranjes wieder auf seinen etablierten Rückraum. Lars Kaufmann und Holger Glandorf zogen auch gleich die Aufmerksamkeit auf sich. Das 23:20 war allerdings nur eine Durchgangsstation. Montpellier war zu stark, um eine frühzeitige Entscheidung zu erzwingen. Nikola Karabatic glich aus. Sören Rasmussen hütete nun das SG-Gehäuse, konnte aber auch nicht verhindern, dass Montpellier beim 24:25 erstmals in Front lag. Issam Tej hatte einen Konter verwandelt.

Die SG lief nun den Franzosen hinterher. Lars Kaufmann hämmerte den Ball zum 27:27 in die Maschen. Aber Zeit zum Feiern war nicht. Schon raste der nächste Angriff auf das SG-Gehäuse zu. Issam Tej fand zwei Mal die Lücke am Kreis. 27:30 – Ljubomir Vranjes sah den Zeitpunkt einer taktischen Besprechung und einer Auszeit gekommen. Steffen Weinhold und Arnor Atlason sollten nun Akzente setzten.

Arnor Atlason drehte in der Schlussphase auf.

Keine Frage: Der „achte Mann“ war nun gefordert. Gemeinsam kamen Mannschaft und Halle wieder auf Kurs. Den tollsten Spielzug schloss Anders Eggert zum 30:31 ab. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Montpellier konterte aber stets im Stile einer Spitzenmannschaft. Dragan Gajic düste zum 31:34 – und allmählich wurde die Zeit knapp. Aber auch Montpellier machte Fehler. Zwei Ballverluste bestrafte die SG gnadenlos. Anders Eggert drehte nach dem 34:34 mit jubelnder Geste ab.

Danach hielt Arnor Atlason die SG im Spiel. 36:36! Auszeit von der MHB-Bank. William Accambray erkämpfte sich das 36:37. Im Gegenzug marschierte der zurückgekehrte Holger Glandorf, bis er mit der Abwehr in Berührung kam. Pfiff – und Siebenmeter! Anders Eggert bewahrte die Nerven. Ausgleich! Aber noch war nichts erreicht. Montpellier hatte den Ball, doch Petar Metlicic scheiterte an Sören Rasmussen. Fünf Sekunden waren noch nach, die SG warf alles nach vorne: Lasse Svan Hansen hatte mit seinem Distanzwurf aber kein Glück.

Am 7. Oktober geht es für die SG in der VELUX EHF Champions League weiter. Dann muss sie gegen RK Partizan Belgrad in Nis antreten. Die Serben verloren ihre erste Begegnung mit 31:38 bei Chekhovskie Medvedi. An den Trip auf den Balkan denkt im SG-Tross derzeit noch niemand. Zunächst folgen zwei Auswärtsspiele in der DKB Bundesliga: Großwallstadt am Sonntag und Wetzlar am Mittwoch.

Lasse Svan Hansen: Der letzte Wurf. Fotos: Ki.

  

SG Flensburg-Handewitt – Montpellier HB  37:37 (19:18)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (10 Paraden), Rasmussen (5 Paraden; ab38.) – Karlsson, Machulla, Atlason (4), Eggert (8/3), Glandorf (7), Mogensen (3), Svan Hansen (6), Weinhold, Heinl (2), Kaufmann (6), Knudsen (1)
Montpellier HB: Robin (6 Paraden), Prost (8 Paraden) – Arvin-Berod, Tej (5), Accambray (5), Grebille (7), Mamelund (4), Metlicic (4), N. Karabatic (4), L. Karabatic, Gajic (8/4), Hmam
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien); Zeitstrafen: 2:2 Minuten (Heinl 2 – Metlicic 2); Siebenmeter: 3/3:4/4; Zuschauer: 3414
Spielverlauf: 4:0 (3.), 4:2 (5.), 5:3 (8.), 8:3 (11.), 9:4 (12.), 9:7 (15.), 11:7 (16.), 11:10 (19.), 13:11 (21.), 14:13 (21.), 15:14 (23.), 18:14 (24.), 18:18 (29.) – 19:19 (31.), 20:20 (32.), 23:20 (35.), 24:22 (37.), 24:25 (39.), 26:26 (42.), 27:27 (44.), 27:30 (46.), 29:30 (48.), 30:32 (52.), 31:34 (55.), 34:34 (57.), 35:36 (58.), 36:37 (59.)

Von: ki