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Tolles Tempo

14.10.2012 -VELUX EHF Champions League: 36:26 – SG zerlegt die Bären

Die SG Flensburg-Handewitt hat die Tabellenspitze in der Gruppe A der VELUX EHF Champions League übernommen. Am Sonntagabend schlug sie den russischen Meister Chekhovskie Medvedi mit 36:26 (19:14). „Über das gesamte Spiel gesehen, hat mir unsere Abwehr gut gefallen, und Mattias Andersson hat einige wichtige Bälle gehalten", meinte ein sehr zufriedener SG-Coach Ljubomir Vranjes. „Wir dürfen nicht vergessen: Es ging heute gegen eines der besten Teams in Europa."

Die dunkle Campushalle, diesmal unterlegt mit dem blauen Boden der Königsklasse, entfaltete vor dem Anpfiff eine spezielle Atmosphäre. Es knisterte vor Spannung. Daran beteiligt sich im Zuge der vielen englischen Wochen auch Ljubomir Vranjes mit seiner Aufstellung. Wer durfte diesmal anfangen? Im Rückraum erhielten Holger Glandorf, Thomas Mogensen und Arnor Atlason das Vertrauen. Steffen Weinhold erlebte die ersten Minuten auf der rechten Außenbahn.

Das erste Zuckerstückchen kam allerdings von der anderen Seite. Mit einem Dreher verzückte Anders Eggert die „Hölle Nord“. Die Russen agierten mit einer 5:1-Abwehr. Vorne lauerte Routinier Eduard Koksharov, dahinter bauten sich die großen „Bären“ auf, die aufgrund ihrer blau-weißen Trikots etwas „argentinisch“ wirkten. Den Ton gab aber sogleich die SG an. Thomas Mogensen startete explosiv, ebenso Holger Glandorf, der mit einem Doppelschlag das 5:2 besorgte.

Schon nach etwas mehr als acht Minuten nahm Trainer-Legende Vladimir Maximov seine erste Auszeit. Mit Sergei Harbok rückte nun ein wurfgewaltiger Schütze auf die Mittelposition und erzielte den 6:6-Ausgleich. Mit einem herrlichen Siebenmeter-Dreher ließ Anders Eggert die „Hölle Nord“ beim 9:7 erneut frohlocken. Doch Ljubomir Vranjes hatte kurz darauf Anlass einzugreifen: Nach dem 9:9 legte der Coach eine taktische Lektion ein.

Die Russen rotierten mit ihren Abwehr-Türmen, konnten die SG aber nicht von ihrem Tempo-Spiel abhalten. Zudem hatte Mattias Andersson Vorteile im Keeper-Duell. Das 10:10 war der letzte Gleichstand, dann schlug das Pendel zugunsten der SG aus. „Bis dahin war es okay", meinte Gäste-Trainer Vladimir Maximov. „Dann haben wir leider einige Male zu früh den Abschluss gesucht, und die Fehler häuften sich. Insgesamt war es unsererseits ein sehr schlechtes Spiel im Angriff." Mit einem Konter-Doppelschlag erhöhte Lasse Svan Hansen auf 14:11. Thomas Mogensen wählte einen „Kegler-Wurf“ flach über den Boden. 16:12! Schließlich brach Steffen Weinhold durch und besorgte den 19:14-Pausenstand.

Tobias Karlsson: „Komm, es geht weiter!" Fotos: Ki

Der gewonnene Schwung überdauerte auch die Kabinen-Viertelstunde. Lasse Svan nutzte gleich die erste Gegenstoß-Gelegenheit zum 20:16. Einen sehr guten Wiederbeginn erwischte Holger Glandorf, auf dessen Kappe die nächsten vier SG-Treffer gingen. 24:16! Danach war die Dramaturgie entspannt, die spielerischen Feinheiten dafür umso schöner. Die SG trumpfte prächtig auf. „Wir waren heute alle sehr froh, endlich wieder ein Heimspiel bestreiten zu dürfen", erklärte SG-Kapitän Tobias Karlsson die Spielfreude seine Teams. „In den Augen meiner Mitspieler hat es heute besonders geglänzt."

Für den visuellen Höhepunkt sorgte einmal mehr Anders Eggert. Er lief ein, marschierte bis auf Rechtsaußen, bekam dort den Ball und zauberte ihn aus spitzestem Winkel zum 33:21 ins Netz. Es gab stehende Ovationen – und der Kunstschütze „beruhigte" seinen „kurzfristigen" Positionskollegen Lasse Svan Hansen: „Ich bleibe ein Linksaußen."

Lasse Svan Hansen: Freude in der Campushalle

Ljubomir Vranjes nutzte die volle Breite seiner Bank. Lars Kaufmann und Maik Machulla kamen in der Schlussviertelstunde, und zwei Minuten vor dem Abpfiff ereignete sich ein Massen-Wechsel. Die Youngster Malte Voigt, Thies-Jakob Volquardsen und Morten Dibbert betraten die Spielfläche. Die Fans waren sichtlich zufrieden und initiierten eine „Welle“. Ljubomir Vranjes hingegen hatte schnell einen neuen Beschäftigungsschwerpunkt gefunden. „Das war ein schöner Abend", sagte er. „Aber ab sofort sind meine Gedanken beim TBV Lemgo." Bereits am Dienstagabend um 20.15 ertönt gegen die Westfalen der Anpfiff zur nächsten Heimpartie in der DKB Bundesliga.

Kurz vor Schluss: Sergei Gorbok hat den Humor nicht verloren.
 
Ein Fernseh-Tipp: Der NDR-Sportclub zeigt von dieser Partie am heutigen Sonntagabend ab 22.55 Uhr Ausschnitte und Interviews.


SG Flensburg-Handewitt – Chekhovskie Medvedi  36:26 (19:14)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (19 Paraden) – Karlsson, Machulla, Atlason (2), Eggert (6/2), Glandorf (9), Mogensen (4), Svan Hansen (9), Weinhold (2), Heinl (1), Voigt, Kaufmann (1), Knudsen (2), Dibbert, Volquardsen
Chekhovskie Medvedi: Grams (6/1 Paraden; ab 31.), Stochl (6 Paraden) – Filippov, Aslanyan (1/1), Kovalev (5/1), Zhitnikov (1), Chernoivanov (3), Shelmenko (5), Gorbok (5), Rastvortsev (3), Shishkarev, Chipurin (1), Koksharov, Dibirov (2), Evdokimov
Schiedsrichter: Poulsen/Mortensen (Dänemark); Zeitstrafen: 12:8 Minuten (Karlsson 4, Mogensen 2, Svan Hansen 2, Weinhold 2, Heinl 2 – Rastvortsev 4, Gorbok 2, Zhitnikov 2); Siebenmeter: 3/2:2/2 (Eggert scheitert an Grams); Zuschauer: 3425
Spielverlauf: 1:0 (1.), 2:2 (3.), 5:2 (9.), 6:3 (10.), 6:6 (13.), 8:6 (14.), 9:7 (15.), 9:9 (17.), 10:10 (18.), 12:10 (19.), 15:11 (24.), 16:13 (26.), 17:14 (28.) – 20:14 (31.), 23:15 (35.), 25:16 (39.), 26:18 (42.), 30:19 (48.), 32:20 (50.), 33:21 (51.), 33:23 (54.), 34:24 (57.), 36:24 (59.)

Von: ki