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Halle steht Kopf

25.11.2012 -VELUX EHF Champions League: 29:26 – die SG bezwingt den HSV

Die SG Flensburg-Handewitt hat in der VELUX EHF Champions League einen großen Schritt gen Achtelfinale gemacht und ihre Chancen auf den ersten Platz in der Gruppe A gewahrt. Dank des 29:26 (14:12) über den HSV Hamburg hat sich die SG wieder bis auf einen Zähler der Tabellenspitze genähert. "Ich bin auf den Kampfgeist meiner Mannschaft sehr stolz", zog SG-Coach Ljubomir Vranjes ein positives Fazit. "Wir haben die volle Kraft in diese Partie investiert."

Das war doch eine herrliche Kostprobe für Olafur Gustafsson. Der SG-Neuzugang weilte erstmals unter den Zuschauern und bekam von der Atmosphäre in der „Hölle Nord“ eine Gänsehaut. „Großartig“, sagte der Isländer. „Ich freue mich schon auf Mittwoch.“ Dann kann er der SG erstmals helfen, gegen Hamburg musste sein Team noch ohne ihn auskommen. Thomas Mogensen und Maik  Machulla rotierten zunächst auf der linken Rückraum-Position.

Die unmittelbare Startphase ging allerdings an die Gäste aus Hamburg, die ein 1:3 vorlegten. Ihr Jubel verstummte schnell, da die SG besser in die Partie kam. Das Remis war nur Durchgangsstation. Schlussmann Mattias Andersson hielt, seine Vorderleute schalteten um. Vor allem Holger Glandorf, der vor dem gegnerischen Kreis in die Mitte drehte, wie ein Grashüpfer durch die Luft flog und mit einem mächtigen Pfund das 7:5 besorgte.

Personalnot macht erfinderisch. Jacob Heinl tauchte als zweiter Kreisläufer im Angriff auf und markierte das 8:5. Team-Time-Out durch die HSV-Bank! Die Hamburger kehrten gestärkt zurück, die SG musste um den Erfolg intensiv arbeiten. Es wurde eng. Lasse Svan Hansen und Jacob Heinl mussten kurz hintereinander für zwei Minuten auf die Bank. In 4:5-Unterzahl blieb einer ganz cool: Anders Eggert. Der Däne fing einen Ball von den verdutzten HSV-Angreifern ab und erntete Szenenapplaus. Dennoch glich der Gast kurz darauf zum 11:11 aus. Kurz vor der Pause setzte Holger Glandorf die Akzente – auch mit etwas Glück. Zwei Würfe hatte der eingewechselte Schlussmann Dan Beutler fast, der Ball flog dennoch in die Maschen.

Domagoj Duvnjak, hier geblieben! Fotos: Ki

Diesen Frust verwandelten die Hanseaten nach der 15-minütigen Unterbrechung in schnelle Tore. Beide Kontrahenten befanden sich voll auf Augenhöhe. "Beide Teams hatten Chancen zum Sieg", meinte HSV-Coach Martin Schwalb. "Gerade in der Defensive und im Tor haben wir es 50 Minuten lang gut gemacht. Das Spielniveau fand ich aber nicht so hoch wie am letzten Sonntag. Wahrscheinlich gibt es auf beiden Seiten einfach zu viele angeschlagene Spieler."

Nach 35 Minuten bog die SG in eine starke Phase ein. Jacob Heinl setzte sich am Kreis durch hob den Ball per Heber in die Maschen. Noch raffinierter machte es Lasse Svan Hansen, der von Rechtsaußen das kurze Eck ins Visier nahm. 18:15! Als Anders Eggert kurz darauf zum 19:15 durchstartete, war die Flens-Arena aus dem Häuschen. Doch zu früh gefreut. Vorne schlichen sich zu viele Unzulänglichkeiten ein, die die Gäste eiskalt bestraften. Vier schnelle Gegenstöße – und es hieß 19:19!

Ljubomir Vranjes nahm die grüne Karte in die Hand, legte sie, nachdem Marcin Lijewski zum 19:20 eingelocht hatte. "Wir haben uns noch einmal auf das Spiel fokussiert", meinte SG-Linkshänder Steffen Weinhold. "In der Schlussphase waren es sicherlich auch die Zuschauer, die für entscheidenden Prozente Unterschied sorgten." Lasse Svan Hansen beendete die kleine Torebbe. Es war nun der Ritt auf der Rasierklinge, Kleinigkeiten – das war klar – würden diese Partie entscheiden.

Holger Glandorf erzielte wichtige Treffer zum Schluss.

Die SG-Abwehr stand zum Glück felsenfest. Mit einem Doppelschlag drehte Thomas Mogensen wieder das Blatt. Michael Knudsen lief den nächsten Konter. 23:21 – Hamburg war angezählt. Aber noch nicht k.o. Pascal Hens mischte nun mit und verkürzte auf 24:23. Lasse Svan Hansen deckte für einige Angriffe Domagoj Duvnjak kurz. Die SG kam in Ballbesitz, und Holger Glandorf erhöhte mit gewaltiger Dynamik auf 26:23. Alle, die noch nicht standen, schossen vor Begeisterung aus den Sitzen. Mehrere Arme wedelten vor der SG-Bank.

Aber noch immer war nicht Schluss. Die Hanseaten schnupperten wieder Hoffnung, operierten mit einer offenen Deckung. Doch als Mattias Andersson beim 28:26 einen Gegenstoß von Stefan Schröder parierte, brachen alle Dämme. Die SG hatte gewonnen. "Das war Handball, wie wir ihn zu diesem Zeitpunkt der Saison sehen wollen", lächelte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. "Die letzten zehn Minuten haben gezeigt, dass wir diese schwere Phase überstehen werden, wenn wir alle zusammenstehen."

Am Ende durfte getanzt werden.

 

SG Flensburg-Handewitt – HSV Hamburg  29:26 (14:12)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (15 Paraden) – Karlsson, Machulla, Eggert (6/2), Glandorf (7), Mogensen (4), Svan Hansen (5), Weinhold (1), Heinl (2), Knudsen (4)
HSV Hamburg: Beutler (13 Paraden; ab 14.), Tahirovic (2 Paraden) – Kraus (2), Duvnjak (7), Flohr (1), Lindberg (4/1), Lijewski (5), Vori (1), Hens (2), Nilsson, Petersen (2), Schröder (2)
Schiedsrichter: Hakansson/Nilsson (Schweden); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Heinl 2, Svan Hansen 2 – Lijewski 4, Vori 2, Kraus 2); Siebenmeter: 2/2:1/1; Zuschauer: 5466 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (1.), 1:3 (4.), 3:3 (5.), 5:4 (8.), 8:5 (13.), 9:6 (17.), 10:7 (21.), 10:10 (24.), 11:11 (26.), 13:12 (30.) – 15:13 (31.), 15:15 (35.), 19:15 (42.), 19:20 (47.), 20:21 (48.), 23:21 (52.), 24:23 (55.), 26:23 (57.), 27:25 (59.), 28:26 (60.)

Von: ki