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Toller Auftritt

28.04.2013 -VELUX EHF Champions League: 25:23 – Köln war nicht mehr weit

Der Rückstand war letztendlich zu groß. Doch der Respekt gehört der SG Flensburg-Handewitt, die die O2 World kräftig in den Zitterzustand versetzte. Die SG verabschiedete sich mit einem 25:23 (13:10)-Erfolg von der VELUX EHF Champions League 2012/13. „Wir haben es diesmal wirklich gut gemacht“, zog SG-Trainer Ljubomir Vranjes ein mehr als ordentliches Fazit für das zweite Spiel. „Diesmal haben wir mehr Druck aufs Tor gemacht, nur leider nicht ganz 60 Minuten.“ 

Der Ort war der gleiche, die Ausgangsbasis aber eine ganz andere als noch vor gut zwei Wochen im Halbfinale des DHB-Pokals. Der HSV Hamburg hatte diesmal ein Heimspiel, die SG-Fans mussten ihren Platz wechseln, und beim Anpfiff stand es nicht wirklich 0:0. Die SG ging mit einer Hypothek von sechs Toren an den Start. Und schnell wuchs der Ballast auf acht Treffer, da der HSV mit 3:1 in Führung ging.

Ljubomir Vranjes wirbelte seine Aufstellung etwas durcheinander. Thomas Mogensen, Michael Knudsen und Lasse Svan Hansen hatten unter der Woche kaum trainiert. Jacob Heinl am Kreis, Arnor Atlason in der Rückraum-Zentrale und Rechtsaußen Florian von Gruchalla standen in der Anfangsformation. Die SG kam nun etwas besser ins Spiel. Mit einem satten Wurf besorgte Lars Kaufmann den 6:6-Ausgleich. Eine Zeitstrafe gegen Jacob Heinl spielte kurzfristig wieder dem HSV in die Karten, der erneut zwei Treffer vorlegte.

Florian von Gruchalla stand in der Startaufstellung.

Thomas Mogensen und Steffen Weinhold betraten nun das Parkett und besetzten die halblinke und mittlere Position. Die Idee, mit zwei Linkshändern in der zweiten Reihe zu agieren, war keine schlechte. Holger Glandorf glich zum 8:8 aus. „Wir haben es doch die ganze Woche gewusst“, verriet HSV-Coach Martin Schwalb später, „dass die SG mit viel Engagement, Geschwindigkeit und Kampfgeist agieren würde. Sie hatte viele Phasen, in der sie kaum Fehler machte.“

Vorübergehend unterdrückten allerdings Abschlussschwächen und gute Torhüter-Leistungen für einige Minuten jeglichen Torjubel. Ljubomir Vranjes nahm nach 20 Minuten ein erstes Team-Time-Out, Trainer-Kollege Martin Schwalb folgte gut drei Minuten später diesem Beispiel. Schließlich war es Anders Eggert vorbehalten, nach fast zehn Minuten die Torflaute zu beenden. 8:9 – die erste SG-Führung. Nach einem 13-Minuten-Vakuum kam auch der HSV wieder zu einem Erfolgserlebnis.

Mit viel Energie: Holger Glandorf.

Der Esprit war aber nun auf Seiten der SG. Sie gab vor dem Pausentee den Ton an. Anders Eggert von Linksaußen und dann per Konter – und die SG führte mit 9:12. Zwar verkürzte Marcin Lijewski für die Hausherren, doch zum letzten Paukenschlag vor der Halbzeit-Sirene sorgte die SG. Direkter Freiwurf: eine Sache für Petar Djordjic! Der Ball zappelte tatsächlich im Netz. Die Hälfte des Rückstands war aufgeholt.

Die SG kehrte mit Oberwasser aus der Kabine zurück. Steffen Weinhold schloss den ersten Angriff zum 10:14 ab. Der Linkshänder war es auch, der auf 11:16 erhöhte. Nur noch zwei Treffer fehlten zum großen Glück. Wer hätte nach dem Hinspiel gedacht, dass es noch einmal so spannend werden könnte. Holger Glandorf setzte einen Wurf an den Pfosten, der HSV verkürzte wieder etwas und schwamm beim 14:17 auf einer ruhigeren Bahn.

Anders Eggert erzielte das 16:23.

Doch die SG ließ nicht locker, brachte die O2 World so richtig ins Zittern. Und Torwart Mattias  Andersson nervte die HSV-Schützen reihenweise. Als Lasse Svan Hansen in der 48. Minute von Rechtsaußen den Ball in die Maschen drehte, hieß es 15:21. Unter dem Strich der Ausgleich, nur noch die mehr erzielten Auswärtstore sprachen für Hamburg. Zwei Minuten später war es Anders Eggert, der mit einem Konter das 16:23 markierte. Unglaublich! Nun war Köln so nah.

Der HSV taumelte, schlug aber zurück. „Es mag Zufall sein“, plauderte Martin Schwalb später, „aber genau in dem Moment, als Flensburg erstmals etwas zu verlieren hatte, sind wir zurückgekommen.“ Die SG hatte das gute Händchen beim Abschluss verloren, der Gastgeber antwortete mit zwei Mal Marcin Lijewski aus dem Rückraum. Die SG agierte nun überhastet und lief gleich in zwei Gegenstöße. Plötzlich hatte Hamburg auf 20:23 verkürzt.

Kein Glück in dieser Situation: Jacob Heinl.

Das Ende aller Träume? Wohl ja. Das 20:25 markierte einmal mehr das höchstrespektable Aufbäumen der SG, doch kurz darauf feierte der HSV zum zweiten Mal nach 2011 den Einzug ins EHF FINAL 4. „In der entscheidenden Phase hat uns leider etwas die Cleverness gefehlt“, ärgerte sich Steffen Weinhold.

Die SG-Akteure schritten erhobenen Hauptes in die Katakomben und ernteten Beifall vom mitgereisten Anhang. „Hamburg ist unter dem Strich verdient in Köln dabei“, gratulierte Ljubomir Vranjes und blickt nach vorne: „Wir müssen weiter dazu lernen und werden den Rest der Saison alles dafür tun, dass wir wieder in der VELUX EHF Champions League starten dürfen.“ Dazu ist mindestens Rang drei in der DKB Handball-Bundesliga notwendig. Bereits am Mittwoch muss die SG in Magdeburg antreten.

Ein Dank an die SG-Fans. Fotos: N. Kirschner



HSV Hamburg – SG Flensburg-Handewitt 23:25 (10:13)
HSV Hamburg: Bitter (16 Paraden) – Kraus (2), Schröder, Duvnjak (3), Lackovic (1), Jansen, Flohr, Lindberg (6), Lijewski (4), Vori (4), Hens (2), Petersen, Nilsson (1)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (21 Paraden) – Karlsson, Atlason (1), Eggert (6), Glandorf (4), Mogensen, Svan Hansen (3), Weinhold (5), Djordjic (3), Heinl, Gustafsson, von Gruchalla (2), Kaufmann (1), Knudsen
Schiedsrichter: Stolarovs/Licis (Lettland); Zeitstrafen: 0:2 Minuten (Heinl); Siebenmeter: 0:1/1; Zuschauer: 7402
Spielverlauf: 1:0 (1.), 3:1 (4.), 4:3 (7.), 6:4 (11.), 6:6 (12.), 8:6 (14.), 8:8 (16.), 8:10 (26.), 9:12 (30.) – 10:14 (31.), 11:16 (35.), 13:16 (36.), 14:17 (38.), 14:19 (40.), 15:21 (48.), 16:23 (50.), 20:23 (55.), 20:25 (57.)

Von: ki