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Dramatik in Balingen

10.02.2013 -DKB Handball-Bundesliga: 30:29 – Entscheidung 15 Sekunden vor Schluss

Spannung im Schwabenland, die in einen nordischen Jubel mündete. Die SG Flensburg-Handewitt gewann ihren Jahres-Auftakt in der DKB Handball-Bundesliga mit 30:29 (15:14) bei HBW Balingen-Weilstetten und schob sich damit zumindest für einige Tage näher an das Spitzenduo heran. „Der Gegner hat gekämpft, wir haben es auch – es war in Balingen eng wie immer", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Aber ich denke, dass unser Sieg in Ordnung geht. Schließlich waren wir es, die drei Minuten vor Schluss mit drei Toren führten."

Ein harter Kampf in der Balinger Sparkassen-Arena war erwartet worden, die Partie begann zunächst mit Ballverlusten auf beiden Seiten. Der erste, der die Anfangsnervosität abgelegt hatte, war Anders Eggert. Der Linksaußen sorgte nach 143 Sekunden für das erste Tor des Tages. Ein verwandelter Siebenmeter! Die SG erwischte einen guten Start, der Mittelblock mit Tobias Karlsson und Michael Knudsen war sofort auf der Höhe. Lasse Svan Hansen flutschte auf Rechtsaußen durch. 4:2 führten die Nordlichter nach knapp acht Minuten. Nur auf der Bank saß diesmal Holger Glandorf. Eine Vorsichtsmaßnahme! „Er ist noch nicht in der Lage, so viele Spiele in so kurzer Zeit zu absolvieren", erklärte Ljubomir Vranjes. „Ich gehe mit meinen Spielern kein Risiko ein, Holger hat nicht von ungefähr die Weltmeisterschaft abgesagt."

Gegen die aggressive Deckung der Süddeutschen vermochte sich die SG nicht weiter abzusetzen. Die Fehler häuften sich, die Hausherren glichen wieder aus. SG-Schlussmann Mattias Andersson vereitelte mehrere freie Bälle und verhinderte einen möglichen Rückstand. Danach entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei HBW-Coach Rolf Brack öfter mit einem siebten Feldspieler agierte und für einige Überraschungsmomente sorgte. Immer wieder gelang so der Ausgleich.

Vor der Pause drohte der SG ein Rückstand. Einen klaren Vorteil hatten die Gäste in Mattias Andersson auf der Torhüter-Position. Der parierte Siebenmeter gegen Manuel Liniger kurz vor der Halbzeit war bereits die zehnte Parade des Schweden. Anderthalb Minuten vor der Sirene richtete SG-Coach Ljubomir Vranjes deutliche Worte an seine Jungs. Immerhin: Nach einem Eggert-Tor schmeckte der Pausentee bei einer knappen Führung.

In Balingen allein im rechten Rückraum: Steffen Weinhold.

Auch der zweite Durchgang war alles andere als eine Beruhigungspille. Als Mattias Andersson einen weiteren Wurf parierte und Steffen Weinhold im Gegenzug auf 16:18 erhöhte, hofften die SG-Farben auf ein Signal. Doch wenige Minuten später funkte es nicht mehr: Balingen holte die zwei Tore schnell wieder auf und bereicherte den Spielfilm mit zahlreichen Gleichständen, zumal Schlussmann Nikolas Katsigiannis nun besser in die Partie kam.

Führung SG, Ausgleich Balingen – dieser Rhythmus hielt bis in die 50. Minute an. Dann setzte sich Michael Knudsen am Kreis zum 23:24 durch. Kurz darauf kassierte Balingen eine Zeitstrafe, den gleichzeitig ausgesprochenen Strafwurf verwandelte Anders Eggert zum 23:25. Als Lars Kaufmann den Ball zum 24:27 einnetzte, roch vieles nach einer Vorentscheidung. Doch es wurde noch einmal spannend. Lasse Svan Hansen konnte bei einem schnellen Angriff den im Kasten stehenden siebten HBW-Feldspieler nicht überwinden, 35 Sekunden vor Ultimo verkürzten die Hausherren auf 28:29. Schließlich war es der starke Thomas Mogensen vorbehalten, mit seinem siebten Treffer den Sack zuzumachen.

Mit einem schönen Gefühl machte sich der SG-Tross auf die lange Bus-Tour gen Norden. „Hut ab", lobte Ljubomir Vranjes. „Bei dieser Atmosphäre und dem Druck, den die Zuschauer erzeugen, ist es nicht so einfach, die Nerven zu behalten. Natürlich lief nicht alles optimal, man darf aber nicht vergessen, dass es unser drittes Spiel in sechs Tagen war."

Stark unterwegs: Thomas Mogensen. Fotos: Ki (2)

 

HBW Balingen-Weilstetten – SG Flensburg-Handewitt 29:30 (14:15)
HBW Balingen-Weilstetten: Putera (2 Paraden), Katsigiannis (9/1 Paraden) – König (1), Foth (1), Herth (4/2), Tubic (3), Ettwein (3), Strobel (1), Theuerkauf (3), Wessig, Häfner (3), Billek (6), Gutbrodt (4), Liniger
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (16/1 Paraden) – Karlsson, Eggert (7/4), Mogensen (7), Svan Hansen (6), Weinhold (4), Heinl (1), von Gruchalla (1), Kaufmann (2), Knudsen (2)
Schiedsrichter: Harms/Mahlich (Magdeburg/Stendal); Zeitstrafen: 10:4 Minuten (Strobel 4, Tubic 2, Theuerkauf 2, Ettwein 2 – Kaufmann 2, Knudsen 2); Siebenmeter: 3/2:5/4 (Liniger scheitert an Andersson – Eggert verwirft gegen Katsigiannis); Zuschauer: 2200
Spielverlauf: 0:1 (3.), 2:2 (6.), 2:4 (8.), 3:5 (9.), 5:5 (10.), 6:6 (11.), 6:8 (13.), 8:9 (17.), 9:11 (18.), 11:12 (21.), 13:13 (24.), 14:14 (27.) – 15:15 (34.), 16:16 (35.), 16:18 (38.), 18:19 (40.), 20:20 (43.), 21:21 (45.), 22:22 (47.), 23:23 (50.), 23:25 (51.), 24:25 (52.), 24:27 (57.), 26:28 (58.), 28:29 (60.), 28:30 (60.)

Von: ki