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Advents-Krimi

09.12.2012 -DKB Bundesliga: 30:29 – SG in Minden bis zuletzt voll gefordert

Puh, das war ein hartes Stück Arbeit! Die SG Flensburg-Handewitt behielt die Nerven und gewann beim Neuling GWD Minden mit 30:29 (17:16). Der Lohn für den erfolgreichen Ritt auf der Rasierklinge: Die SG rückte auf Platz drei der DKB Bundesliga vor. „Es lief nicht optimal, und wir haben etwas viel verworfen", meinte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Wir haben aber wieder 60 Minuten gekämpft." Auch SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke atmete tief durch: „Respekt vor der Mannschaft. Minden hat es uns nicht einfach gemacht, aber unsere Spieler agieren am Ende konsequent."

Eine ganze Reihe an SG-Fans zog einen Trip an die Weser einem Adventssonntag daheim vor. Statt Gemütlichkeit wählten sie den Nervenkitzel, denn der Neuling aus Minden setzte ihrer Truppe doch mehr zu, als es die Anhänger gehofft hatten. Dass es nach einer Viertelstunde nett verteilt 7:7 hieß, war nur eine erste Kostprobe. Die 6:0-Abwehr mit Tobias Karlsson und Michael Knudsen im Mittelblock konnten den guten GWD-Rückraum nicht ausschalten. Sören Rasmussen, der diesmal in der Startaufstellung stand, erarbeitete sich im Torhüter-Duell mit dem Schweden Anders Persson keine Vorteile. „Wenn die Mindener Schlussleute einen guten Tag haben und unsere weniger", beobachtete Ljubomir Vranjes. „Dann wird es eng."

Vorübergehend sah es so aus, als ob die SG Oberwasser gewinnen würde. Lasse Svan Hansen wurde bei einem Gegenstoß zwar zu Fall gebracht, traf aus der Drehung dennoch zum 7:10. Holger Glandorf markierte mit seinem fünften Streich das 9:12. Doch die Westfalen kämpften sich wieder heran. Nach einer Auszeit mit einer deutsch-englischen Ansprache von Ljubomir Vranjes – extra für Olafur Gustafsson – geriet die SG gar in Rückstand. Aleksandar Svitlica verwandelte einen Gegenstoß zum 16:15.

Zum Glück war nun auf Michael Knudsen Verlass. Zunächst behielt er vom Kreis die Nerven, dann – nur noch wenige Sekunden waren zu spielen – brach er mit einer feinen Einzelleistung durch. Der dänische Landsmann Anders Oechsler fällte ihn auf Kosten eines Siebenmeters und einer Zeitstrafe. Anders Eggert legte den Ball ganz cool zum 16:17-Pausenstand in die Maschen. „Wir haben in der Abwehr nicht 100-prozentig ins Spiel gefunden", stellte SG-Linkshänder Steffen Weinhold fest. „Deshalb konnten wir nicht so viel erste und zweite Welle laufen, wie wir es gewohnt sind."

Michael Knudsen flog 39 Minuten.

Auffällig: Die SG-Bank verzichtete im ersten Durchgang weitgehend auf Wechsel. Lediglich Florian von Gruchalla veränderte nach gut 20 Minuten die Startformation. Direkt nach dem Pausentee betraten Mattias Andersson und Steffen Weinhold das Spielfeld. Letzterer setzte sich gleich fein durch und traf zum 16:18. Aus einem Wechselfehler und einer daraus folgenden doppelten Überzahl konnte die SG allerdings kein Kapital schlagen. Sie hatte sich dennoch ein kleines Polster angelegt. Fein unterwegs war Olafur Gustafsson in seinem ersten Auswärtsspiel. Mit seinem vierten Treffer markierte der Isländer das 18:21. „Olafur integriert sich sowohl in der Abwehr wie auch im Angriff immer besser", lobte Dierk Schmäschke.

Nach 39 Minuten war für Michael Knudsen Schluss: die dritte Zeitstrafe. Nun sprang Jacob Heinl, der in den letzten Tagen an einer Erkältung laborierte, ein. Angeführt von Dalibor Doder und Nenad Bilbija drehten die Mindener nochmals gehörig auf. Anders Oechsler konterte zum 23:23, der überragende Nenad Bilbija brachte seine Farben mit 25:24 in Führung. Den Slowenen konnte die SG nie bremsen. „Das hat es umso schwerer gemacht für unsere Deckung", meinte Steffen Weinhold. „Wir mussten noch weiter raus, was wiederum Räume andernorts geschaffen hat." Ljubomir Vranjes ergänzte: „Nenad Bilbija war stark. Er hat mehrmals aus zwölf Metern getroffen, weil unsere Keeper keinen guten Tag erwischt hatten."

Steffen Weinhold setzte in der zweiten Hälfte Akzente.

Als Aleksandar Svitlica seinen Strafwurf zum 26:24 verwandelte, war die SG angezählt – aber noch nicht am Boden. In der Schlussphase demonstrierte die Mannschaft einmal mehr ihr intaktes Innenleben. Anders Eggert traf aus spitzem Winkel, Steffen Weinhold und Thomas Mogensen packten jeweils einen drauf. 26:28! Zwei gute Anspiele von Steffen Weinhold auf Lasse Svan Hansen. Der Rechtsaußen verteidigte den Vorsprung. Zwar nutzte Aleksandar Svitlica einen Siebenmeter zum 29:30, doch die letzten 21 Sekunden behielt die SG den Ball gekonnt in ihren Reihen. „Das war nichts für Handball-Ästeten", lächelte Steffen Weinhold. „Aber danach kräht später kein Hahn mehr. Es zählen nur die Punkte."

Ende gut, alles gut. Fotos: Beate Haar.

 

GWD Minden – SG Flensburg-Handewitt 29:30 (16:17)
GWD Minden: Persson (9 Paraden), Vortmann (4 Paraden; ab 39.) – Torbrügge, Tesch (3), Oechsler (1), Schmidt (1), Svitlica (6/4), Freitag, Doder (5), Klesniks (1), Bilbija (12)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (6 Paraden; ab 31.), Rasmussen (6 Paraden) – Karlsson, Eggert (6/3), Glandorf (5), Mogensen (3), Svan Hansen (4), Weinhold (3), Dibbert, Heinl, Gustafsson (5), von Gruchalla (1), Knudsen (3)
Schiedsrichter: Dinges/Kirsch (Eggenstein); Zeitstrafen: 12:6 Minuten (Oechsler 6, Schmidt 2, Freitag 2, Klesniks 2 – Knudsen 6); Rote Karten: Oechsler (58. dritte Hinausstellung) – Knudsen (39., dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 4/4:3/3; Zuschauer: 2350
Spielverlauf: 1:0 (2.), 2:1 (5.), 2:3 (8.), 3:5 (10.), 4:6 (12.), 5:7 (14.), 7:7 (15.), 7:10 (18.), 9:11 (20.), 11:12 (22.), 12:14 (24.), 13:15 (26.), 16:15 (29.) – 16:18 (31.), 18:19 (35.), 18:21 (37.), 19:22 (39.), 20:23 (44.), 23:23 (47.), 23:24 (48.), 26:24 (51.), 26:28 (58.), 28:29 (59.), 28:30 (60.)

Von: ki