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Am Ende nur Jubel

02.05.2012 -TOYOTA Bundesliga: 37:27 – SG nahm immer mehr Fahrt auf

Das war ein Handball-Abend nach Maß. Mit dem neunten Sieg in Serie hat die SG Flensburg-Handewitt ihren hervorragenden zweiten Platz in der TOYOTA Bundesliga gefestigt. Gegen den TV Hüttenberg gelang ein 37:27 (14:12), während die beiden Verfolger Füchse Berlin und HSV Hamburg Federn ließen. „Ich bin nicht der Typ, der auf andere schaut", sagte ein zufriedener SG-Coach Ljubomir Vranjes. „Wir machen unser Ding. Und heute haben wir trotz einer gewissen Müdigkeit von Minute zu Minute mehr Qualität gezeigt."

Aber aller Anfang war schwer. Das hatte den Schweden, der vor dem TV Hüttenberg ausdrücklich gewarnt hatte, nicht wirklich überrascht. Seine SG hatte zunächst gehörige Schwierigkeiten mit der offensiven hessischen Abwehr hatte. „Bei den vielen Spielen, die wir zuletzt hatten, war eine 3:2:1-Deckung sehr schwer für uns", erklärte Ljubomir Vranjes später. „Gegen so eine Abwehr braucht man einen Extra-Willen, um in die Lücken zu gehen.“ Und den ließen die Hausherren zunächst vermissen.

„Unsere Verteidigung hat unglaublich stark begonnen“, freute sich derweil Gäste-Coach Jan Gorr. „Wir haben Flensburg den Schwung genommen.“ Und nicht der dänische Vize-Weltmeister Sören Rasmussen sorgte für Glanzlichter zwischen den Pfosten, sondern der im hohen Norden unbekannte Jan-Steffen Redwitz. Bei einer besseren Chancenverwertung hätten die Hüttenberger sogar noch deutlicher führen können. Das Raunen in der „Hölle Nord" wurde immer größer.

Beim 4:8 (16.) legte Ljubomir Vranjes seine grüne Karte auf den Kampfrichter-Tisch. In der Auszeit wechselte er auf vier Positionen. Lars Kaufmann, Viktor Szilagyi und Michael Knudsen betraten in dieser Phase die Spielfläche. Die auffälligste Änderung betraf aber den Kasten: Mattias Andersson startete sofort mit tollen Aktionen und brachte die Hüttenberger zunehmend zur Verzweiflung. Seine Vorderleute bedankten sich und drehten das Blatt. Viktor Szilagyi traf aus dem Rückraum und glich zum 12:12 aus. Michael Knudsen setzte sich am Kreis durch und markierte die erste Führung seit der unmittelbaren Anfangsphase.

Tamás Mocsai setzt sich durch. Fotos: Ki

Vor dem Wiederbeginn machten sich die Hüttenberger etwas unbeliebt. Sie blieben sehr lange in der Kabine. „Wir haben nicht diese individuelle Stärke, sondern müssen voll auf unser Kollektiv setzen“, erklärte Jan Gorr. „Das erfordert einige Absprachen.“ Die fruchteten: Die Hessen rückten nochmals heran. Einen „Abstauber“ zum 17:16 (36.) feierte Florian Billek genüsslich. Der starke Hüttenberger Rechtsaußen war auch für den 20:19-Anschluss (40.) verantwortlich, nachdem bei der SG in zwei Angriffen in Folge die Pässe an den Kreis nicht angekommen waren.

Auf Mattias Andersson war weiterhin Verlass. Er ergatterte den Ball, leitete mit einem weiten Abwurf sofort den Gegenstoß ein, den Anders Eggert zum 23:19 abschloss. Die „Hölle Nord" versetzte sich zunehmen in Ekstase. Beim 28:21 (50.) nahm die hessische Bank das Team-Time-Out. Anlass für die Hallen-Moderation, den Melsunger Triumph über den HSV Hamburg zu verkünden. Frenetischer Jubel, der eine Zugabe fand, nachdem auch die Füchse-Niederlage durchgesickert war.

Holger Glandorf weilte unter den Zuschauern.

Das war Rückenwind für die SG. Vor allem die flinken Flügelspieler trafen, wie sie wollten. Anders Eggert zelebrierte, und Lasse Svan Hansen war gar nicht mehr zu stoppen. Heber, Alleingang, Trickwurf – der dänische Rechtsaußen zeigte Weltklasse. Aber auch Viktor Szilagyi und Tamás Mocsai, die nur noch einen Monat lang das SG-Trikot tragen werden, leisteten ihren Anteil zur Stabilität des SG-Angriffs. „45 Minuten hat meine Mannschaft am oberen Limit gespielt“, meinte Jan Gorr. „Allerdings hätten wir uns dann cleverer anstellen müssen, um ein ansprechenderes Ergebnis zu erzielen.“

In den letzten Minuten erntete die SG stehende Ovationen. „Vize-Meister, Vize-Meister", skandierte die Nordtribüne. „In der Mannschaft steckt eine Menge Charakter, sie hat einen Riesen-Kraftakt geleistet“, lobte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. „Die Spieler sind dahin gegangen, wo es wehtut und haben die letzten Körner mobilisiert." Besonders schön: Holger Glandorf verfolgte das Spiel „live" in der Campushalle, gesellte sich nach Abpfiff zu seinen Kameraden und applaudierte in Richtung SG-Anhänger. Ljubomir Vranjes versprühte derweil eine Vorfreude: „Jetzt kann das Final Four kommen!"

 

SG Flensburg-Handewitt – TV 05/07 Hüttenberg 37:27 (14:12)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (24/1 Paraden), Rasmussen (1 Parade; bis 17.) – Karlsson, Eggert (10/5), Mogensen (2), Svan Hansen (9), Djordjic (1), Mocsai (5), Heinl, Szilagyi (5), Kaufmann (1), Knudsen (4)
TV 05/07 Hüttenberg: Putera (3/1 Paraden; bei zwei 7m und ab 45.), Redwitz (9 Paraden) – Gerlich (2/1), A. Lex, Laudt (6), Weber (2), S. Lex (4), Scholz (1), Schneider (3/2), Billek (8), Roth, Pausch (1), Stock
Schiedsrichter: Harms/Mahlich (Magdeburg/Stendal); Zeitstrafen: 2:10 Minuten (Svan Hansen 2 – S. Lex 4, Schneider 4, Pausch 2); Siebenmeter: 6/5:5/3 (Eggert scheitert an Putera – Schneider trifft Pfosten, Andersson hält gegen Gerlich); Zuschauer: 4886
Spielverlauf: 0:1 (2.), 2:1 (5.), 2:4 (10.), 4:5 (12.), 4:8 (16.), 5:9 (18.), 8:9 (20.), 9:10 (21.), 10:12 (23.) – 15:12 (31.), 16:13 (33.), 16:15 (35.), 17:17 (37.), 20:17 (39.), 20:19 (40.), 24:19 (45.), 25:20 (47.), 28:21 (50.), 28:23 (51.), 29:24 (53.), 32:24 (54.), 34:25 (57.), 35:27 (59.) 

Von: ki