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Was für eine Party!

10.03.2012 -TOYOTA Bundesliga: 36:30 – SG deklassiert den Meister

Der Hammer! Die SG Flensburg-Handewitt schlug den HSV Hamburg mit 36:30 (18:15) und verdrängte damit den deutschen Meister vom dritten Tabellenplatz der TOYOTA Bundesliga. Die „Hölle Nord“ feierte eine großartige Handball-Party. „Ich hatte einfach nur Gänsehaut“, strahlte SG-Rückraumass Holger Glandorf.

Die Stimmung hatten er und seine Mannschaftskameraden schon vor dem Anpfiff in sich aufgesogen. Als sich alle mit der SG sympathisierenden Zuschauer zur Präsentation ihres Teams von den Sitzen erhoben, standen die Spieler bereits am Ende der Einlaufröhre. Diesen emotionalen Schub nahm die SG mit ins Getümmel. Holger Glandorf drängte durch die Lücke und konnte nur auf Kosten eines Siebenmeters gestoppt werden. Den verwandelte Anders Eggert sicher gegen den ehemaligen SG-Keeper Dan Beutler.

Auch der nächste SG-Treffer sehenswert: Michael Knudsen legte am Kreis auf Lasse Svan Hansen ab, der von Rechtsaußen zum 2:2 abschloss. Insgesamt war der HSV in der Anfangsphase aber konsequenter in seinen Angriffsbemühungen. Der bis dahin verdiente Lohn: das 7:9. Die SG ließ sich davon aber nicht einschüchtern. Anders Eggert hob einen Strafwurf keck über den HSV-Riesen Johannes Bitter ins Netz. „Das ist bitter!“, brüllte Hallenmoderator Volker Mittmann.

Und das waren die nächsten Minuten in der Tat – aber nur für die Gäste. Die SG drehte kräftig auf, die Hamburger wirkten kurzfristig konsterniert. Mattias Andersson war nun voll in seinem Element, parierte gegen den freistehenden Igor Vori. Lasse Svan Hansen schnellte nach vorne: 9:9! Und noch einmal, weil es so schön war: Thomas Mogensen leitete die nächste Jubelorgie in der „Hölle Nord“ ein. Als der eingewechselte Petar Djordjic mit zwei „Peitschen“ das 12:10 besorgte, hielt es kaum noch jemand auf den Rängen – und der HSV rettete sich in die Auszeit. „Wir haben den roten Faden aus der Weihnachtszeit wieder aufgenommen", freute sich SG-Geschäftsführer Holger Kaiser und lobte: „Unser Trainer hat in der Vorbereitung den Gegner bis in kleinste Detail seziert."

Die 6:0-Deckung der SG war nun voll auf der Höhe, der Hamburger Rückraum produzierte gleich den nächsten Fehler. Die Hausherren packten weiter drauf und führten plötzlich mit 14:10. Diesen Vorsprung vermochte die SG weitgehend bis zum  Pausenpfiff zu konservieren. Höhepunkt: Ein Außen-Kempa-Trick von Anders Eggert und Lasse Svan Hansen. Letzterer hatte leider die Hallenuhr nicht im Blick und schloss den letzten Wurf vor der Halbzeit zwei Sekunden zu früh ab. Dennoch: 18 Tore gegen den Deutschen Meister – das war einfach klasse! Mit stehenden Ovationen wurde eine bis in die Haarspitzen motivierte SG-Truppe in die Pause verabschiedet. „Wir wussten, dass man optimal spielen muss, um einen solchen Top-Klub zu schlagen", sagte SG-Coach Ljubomir Vranjes. „Wir haben wirklich eine fast hundertprozentige Leistung erreicht – das war ein geiles Spiel."

Michael Knudsen klärt in der Abwehr. Fotos: Ki

Der zweite Durchgang begann munter, drei Tore in einer Minute. Allerdings lagen die „Mehrheitsverhältnisse“ zwischenzeitlich auf HSV-Seite. Die SG hatte ihr Zielwasser zum Teil in der Kabine gelassen. Die Gäste glichen aus und gingen beim 19:20 sogar in Führung. Lasse Svan Hansen und Michael Knudsen trafen nur Pfosten und Latte. Auf Holger Glandorf war Verlass – er markierte das 20:20 – und auch auf Mattias Andersson. Der SG-Keeper war der Fels in der Brandung. „Er hat überragend gehalten", applaudierte Ljubomir Vranjes. „Er war heute ein Schlussmann, der sich im Laufe der Partie enorm gesteigert hat."

Sein Team kriegte wieder die Kurve. Oder besser gesagt: Es dominierte die Szenerie. Lasse Svan Hansen überwand mit einem Heber von Außen den langen Johannes Bitter. 23:21! Holger Glandorf düste durch die offensive Gäste-Deckung, lochte ein und kehrte zum Jubel-Sprint um. 26:22! Es war bemerkenswert: Die SG fuhr nicht nur einen Derbysieg ein. Nein, sie deklassierte den deutschen Meister. „Wir wollten hier natürlich etwas reißen, den Fahrplan haben wir aber leider nur 36 Minuten eingehalten", schien sich HSV-Coach Jens Häusler fast zu entschuldigen. „Die Verunsicherung in der Abwehr wurde immer größer, da das Gefühl zunahm, ohnehin ein Tor zu kassieren."

Petar Djordjic schoss Johannes Bitter den Ball um die Ohren. Der zuckte nur zusammen und ließ sich entnervt gegen seinen Kollegen Dan Beutler austauschen. Doch auch der konnte nichts mehr bewirken. Ganz anders der Gegenüber: Mattias Andersson fing in einem HSV-Angriff sogar zwei Würfe mit seinen Händen. Die „Hölle Nord“ war  aus dem Häuschen. „O, wie ist das schön!", erklang es aus über 6000 Kehlen. „Ich bin stolz, dass die Mannschaft vor den Zuschauern und Sponsoren so hervorragend aufgetreten ist", sagte Ljubomir Vranjes, während seine Jungs mit den Fans feierten.

Holger Glandorf setzt sich durch.

 

SG Flensburg-Handewitt – HSV Hamburg  36:30 (18:15)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (21 Paraden), Rasmussen – Karlsson, Eggert (7/6), Glandorf (7), Mogensen (5), Svan Hansen (7), Djordjic (5), Szilagyi, Kaufmann, Knudsen (5)
HSV Hamburg: Bitter (6 Paraden), Beutler (8 Paraden) – Duvnjak (7), Jansen (3), Lackovic (5), Flohr (3), B. Gille (1), G. Gille (1), Lindberg (5/3), Schröder (1), Kraus, Lijewski (3), Vori (1)
Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen); Zeitstrafen: 2:4 Minuten (Mogensen 2 – Flohr 4); Siebenmeter: 6/6:3/3; Zuschauer: 6500 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:2 (4.), 2:3 (8.), 4:5 (10.), 7:7 (13.), 7:9 (15.), 10:9 (18.), 14:10 (21.), 14:12 (22.), 16:12 (25.), 17:15 (29.) – 19:16 (31.), 19:20 (36.), 20:21 (37.), 23:21 (40.), 26:22 (43.), 26:24 (45.), 29:24 (47.), 32:25 (51.), 34:26 (55.), 36:28 (55.)

Von: ki