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Niederlage in Lemgo

07.02.2012 -TOYOTA Bundesliga: 29:31 – leere Hände zum Wiederauftakt

Eine Serie ist gerissen. Zum ersten Mal in dieser Saison verlor die SG Flensburg-Handewitt gegen einen in der Tabelle schlechter postierten Kontrahenten. Beim TBV Lemgo setzte es eine 29:31 (15:17)-Niederlage. „Unsere Abwehr hat vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nicht funktioniert", bilanzierte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „In der Regel kassieren wir 25 Tore im Schnitt, heute sind 31 Gegentore natürlich nicht zu akzeptieren." Trotz des doppelten Punktverlustes bleibt die SG in der TOYOTA Bundesliga auf Platz vier.

Faire Geste vom TBV Lemgo vor dem Spiel: Sein Geschäftsführer Volker Zerbe gratulierte den drei dänischen SG-Goldjungs zu ihrem Erfolg. Derweil stellten sich die SG-Fans die Frage: Wie hat die SG die lange Europameisterschafts-Pause verdaut? Die Aufstellung barg keine Überraschungen. Wie gewohnt wechselten Thomas Mogensen und Kapitän Tobias Karlsson zwischen Angriff und Abwehr, Jacob Heinl vertrat den noch angeschlagenen Michael Knudsen.

Auf dem Spielfeld gab es zunächst weniger normale Sequenzen. Die SG ließ sich vom TBV Lemgo etwas überrumpeln. TBV-Linkshänder Rolf Hermann fasste sich aus der zweiten Reihe ein Herz. Dann vereitelte Keeper Carsten Lichtlein gleich zwei SG-Chancen. Die Westdeutschen schalteten jeweils schnell um und führten nach zwei Minuten bereits mit 3:0.

Die SG war nur kurz beeindruckt, antwortete postwendend. Anders Eggert sorgte von Linksaußen für das erste SG-Tor im Jahr 2012, Holger Glandorf glich mit einem Doppelschlag aus, und Lars Kaufmann stellte beim 4:5 sogar die erste SG-Führung her. Doch die da war nur von kurzer Dauer. Mait Patrail rannte zwei Mal ungeschoren durch die 6:0-Deckung – das konnte Ljubomir Vranjes nicht gefallen. Nach einer Viertelstunde hatte die SG schon elf Gegentore kassiert. Auszeit!

Eine weitere Hiobsbotschaft ereilte die Bank: Jacob Heinl schied aus. Wie es aussieht, hat sich der 25-Jährige die Mittelhand gebrochen. Bitter! „Uns hat der Ausfall von Jacob Heinl schwer getroffen", sagte Ljubomir Vranjes, der diverse Umstellungen vornehmen musste. In den Mittelblock rückte Lars Kaufmann. Vorne tauchte entweder Tobias Karlsson auf oder die SG probierte es – um den Abwehrchef zu schonen – ganz ohne klassischen Kreisläufer. Dann stieß einer der Rückraumspieler, zumeist Thomas Mogensen, zur gegnerischen Sechsmeter-Linie vor.

Alle waren gefordert. Die Aufgabe war nun noch schwerer als ohnehin erwartet. Die Westdeutschen glaubten immer mehr an ihre Chance. Tobias Karlsson blieb mit seinem Nachwurf an Carsten Lichtlein hängen. Im Gegenstoß bejubelte die Lipperlandhalle das 15:11. Beim 16:12 wechselte die SG ihre Torhüter. Sören Rasmussen wehrte gleich die ersten beiden Bälle ab, hatte bei einem Wurf von Mait Patrail aber Pech. Eine längere Überzahl nutzte die SG, um sich bis auf zwei Tore heranzupirschen.

Petar Djordjic hämmerte den Ball gleich nach dem Seitenwechsel zum 17:16-Anschlusstreffer in die Maschen. Der Kampfgeist stimmte, doch die Hausherren hatten die Nase weiter vorn. Jens Bechtloff erzielte das 20:17. Lasse Svan Hansen konnte ihn nicht stoppen, bekam bei seiner Abwehr-Aktion einen Ellenbogen schmerzhaft an den Kopf und kassierte zu allem Überfluss eine Zeitstrafe. Die SG sah sich urplötzlich einer doppelten Unterzahl ausgesetzt. Die SG-Schützen hatten aber ein gutes Händchen. Thomas Mogensen traf aus der Drehung, und auch Petar Djordjic ließ sich vom drohenden passiven Spiel nicht beeindrucken. Die SG meisterte diese kritische Situation und schob sich auf 20:19 heran. Durchatmen!

Die SG-Offensive hatte häufiger ihre Probleme mit der 5:1-Abwehr der Westfalen. Die Gastgeber wiederum konnten auch nicht mehr so reibungslos kombinieren. Es war ein echter Fight entbrannt, die schnelle Torfolge der ersten Viertelstunde längst passé. Lemgo verdaute den Schock der verlorenen Überzahl und konnte auf Rückhalt Carsten Lichtlein setzten. Als Martin Strobel auf 26:22 erhöhte, schien für die SG bereits alles verloren. 

Das Fünkchen Hoffnung verglühte aber nicht so schnell. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, sie hat 60 Minuten leidenschaftlich gekämpft", lobte Ljubomir Vranjes. Die SG steckte nie auf, kehrte selbst nach dem 29:25 (55.) zurück in die Partie und mischte die frühzeitige Siegesfeier in der Lipperlandhalle kräftig auf. Als Viktor Szilagyi zwei Minuten vor Schluss das 29:28 erzielte, schien die Partie noch einmal zu kippen. Doch Lemgo behielt kühlen Kopf und brachte die beiden Punkte nach Hause. Zwei Zeitstrafen gegen die SG, ausgesprochen wegen Reklamierens, wogen in der Endphase schwer.

Die SG-Deckung lässt Mait Patrial passieren.

 

TBV Lemgo – SG Flensburg-Handewitt 31:29 (17:15)
TBV Lemgo: Lichtlein (16 Paraden) – Johansson (1), Preiß (4), Bechtloff (2), Patrail (5), Theuerkauf (1), Kehrmann (4), Strobel (3), Hermann (6), Liniger (5/5), Dietrich
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (6 Paraden), Rasmussen (7 Paraden; 25.-51.) – Karlsson (2), Eggert (5/3), Glandorf (7), Mogensen (2), Svan Hansen (3), Djordjic (3), Mocsai, Heinl (1), Szilagyi (1), Kaufmann (5)
Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen); Zeitstrafen: 12:10 Minuten (Preiß 4, Bechtloff 2, Kehrmann 2, Hermann 2, Dietrich 2 – Kaufmann 4, Mogensen 2, Svan Hansen 2, Szilagyi 2); Siebenmeter: 5/5:3/3; Zuschauer: 4298
Spielverlauf: 3:0 (2.), 3:3 (6.), 4:5 (8.), 7:5 (10.), 8:7 (11.), 10:7 (14.), 11:10 (17.), 13:10 (20.), 15:11 (24.), 16:12 (25.), 17:13 (28.) – 17:16 (31.), 19:16 (33.), 20:17 (36.), 20:19 (38.), 21:20 (41.), 23:20 (44.), 24:22 (49.), 26:22 (51.), 26:24 (52.), 28:24 (53.), 29:25 (55.), 29:28 (58.), 30:28 (59.), 30:29 (60.)

Von: ki