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Zwölfte Halbfinale

24.03.2012 -Europacup der Pokalsieger: 27:32 – weiter trotz Bruchlandung

Die SG Flensburg-Handewitt hat die zweite Heimniederlage der Saison kassiert. Gegen den HC Motor Zaporozhye setzte es im Europacup der Pokalsieger ein überraschendes 27:32 (15:16). Aber Glück im Unglück: Das 39:30 aus dem Hinspiel reicht zum Weiterkommen. Damit steht die SG zum zwölften Mal seit 1996 in einer internationalen Halbfinale. „Das ist das einzig Positive", sagte ein nachdenklicher SG-Trainer Ljubomir Vranjes in der Pressekonferenz. „Die Mannschaft weiß, was sie heute nicht geleistet hat."

„Alle werden spielen“, hatte er vor dem Anpfiff versprochen. Dass er das ernst meinte, zeigte schon die Startaufstellung. Lars Kaufmann agierte zusammen mit Tobias Karlsson im Mittelblock. Viktor Szilagyi bekleidete die Rückraum-Schaltzentrale. Und bemerkenswert: Malte Voigt begann zum zweiten Mal nach dem Balingen-Heimspiel auf Linksaußen. Aber: Auch wenn der Ball beim ersten Tor von Viktor Szilagyi so gemächlich über die Torlinie kullerte, mit einem Handstreich war Zaporozhye nicht zu schlagen. Der ukrainische Tabellenzweite präsentierte seine Qualitäten. Besonderen Szenenapplaus erhielt Rechtsaußen Vitaliy Gorbachov, der bei seinem Treffer zum 7:8 die SG-Abwehr auswackelte.

Danach nahm Ljubomir Vranjes seine Auszeit und schickte seinen zweiten Rückraum-Block ins Rennen: Tamás Mocsai, Thomas Mogensen und Petar Djordjic. Die Hausherren schienen nun das Heft an sich reißen zu wollen. Petar Djordjic besorgte mit einer „Fackel“ das 11:9. Doch dann schlichen sich eine Menge Unaufmerksamkeiten in den Aufbau ein. Routinier Alex Kamanin „konterte“ zum 13:13. Und es kam noch schlimmer: Beim Pausentee „dozierte“ Ljubomir Vranjes über eine ukrainische Halbzeit-Führung. „Handball ist ein Kampfsport", ärgerte sich der Schwede. „Da muss man mehr Willen zeigen." Auffällig: Die SG bekam nicht eine Zeitstrafe aufgebrummt.

Ljubomir Vranjes war sehr nachdenklich.

Die SG hatte nach der Kabinen-Predigt erneut ihr Gesicht verändert. Mattias Andersson löste Sören Rasmussen im SG-Gehäuse ab, Tamás Mocsai ersetzte Lasse Svan Hansen auf Rechtsaußen. Trotz der Umstellungen: Auch die Anfangsphase der zweiten Hälfte begeisterte weniger die SG-Fans, dafür aber die Hand voll Zaporozhye-Schlachtenbummler, die unüberhörbar ihre „Motor“-Rufe anbrachten. Und die Spieler dankten es mit Schlagwürfen und einfachen Toren. So führte der Gast 18 Minuten vor Schluss tatsächlich mit 19:23.

Kurz darauf kassierte die SG sogar in doppelter Überzahl einen Gegentreffer. Als Vladislav Ostroushko gar auf 20:25 erhöhte, zog Ljubomir Vranjes die „Notbremse“. Auszeit! Sören Rasmussen kehrte ins Tor zurück. Aber: Sofort danach lief Zaporozhye den nächsten Gegenstoß. 20:26! Die SG wirkte völlig verunsichert, musste kurzfristig gar um das Weiterkommen zittern. „Ich habe wegen der hohen Belastung in der letzten Zeit die Spielanteile verteilt", erklärte Ljubomir Vranjes einige ungewöhnliche Konstellationen. „Da läuft es dann nicht rund, und ich habe viele Bestätigungen erhalten."

Cool blieb Anders Eggert: Erst zehn Minuten zuvor eingewechselt, legte er den Ball mit einem Heber ins Netz. Aber auch dieser Treffer hatte keine Signal-Wirkung. Die Gastgeber versprühten das Gegenteil von Glanz, umschifften nur das ganz große Desaster. Zwar schlüpfte Thomas Mogensen zum 27:28 durch, die Schlussphase war aber wieder völlig verkorkst. So ging der Sieg verdienter Maßen an Zaporozhye. „Wir waren hierher gefahren, um zu gewinnen und modernen Handball zu zeigen", jubelte Motor-Trainer Nicolai Chigarev. „Es war ein großer Erfolg für unsere Mannschaft."


Pass von Lars Kaufmann auf Außen. Fotos: Ki

Das Halbfinale wird in der zweiten April-Hälfte ausgetragen, aber bereits am kommenden Dienstag um 10.30 Uhr in Wien ausgelost.

 

SG Flensburg-Handewitt – HC Motor Zaporozhye 27:32 (15:16)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (1 Parade; 31.-45.), Rasmussen (8 Paraden) – Karlsson, Eggert (3/2), Glandorf (4), Mogensen (5), Svan Hansen (3), Djordjic (4), Mocsai, Szilagyi (2), Kaufmann, Knudsen (5), Voigt (1)
HC Motor Zaporozhye: Sorokin (14/2 Paraden), Sapun (bei einem 7m) – Kalinichenko (3), Gorbachov (4), Kamanin (2), Gurkovsky (4), Semikov (5), Aflitulin (2), Zhuk, Ostroushko (9/2), Grigoriev (3)
Schiedsrichter: Buache/Meyer (Schweiz); Zeitstrafen: 0:12 Minuten (Kalinichenko 2, Aflitulin 2, Kamanin 2, Zhuk 2, Semikov 2, Ostroushko 2); Siebenmeter: 4/2:2/2 (Szilagyi und Voigt scheitern an Sorokin); Zuschauer: 2443
Spielverlauf: 2:1 (5.), 3:4 (11.), 6:5 (13.), 7:9 (17.), 11:9 (21.), 13:12 (25.), 13:15 (29.) –16:17 (32.), 17:20 (37.), 19:23 (43.), 20:26 (46.), 23:27 (50.), 27:28 (56.)

Von: ki