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Überraschungscoup gegen Ciudad Real

Erwartet haben die Zuschauer den Sieg nicht - umso größer war der Freudentaumel in der Campushalle, als sich die SG ins Achtelfinale der Campions Legue warf.
Die Halle stand kopf, feierte die Handballer der SG Flensburg-Handewitt. Vorher war nur über die Höhe der Niederlage spekuliert worden, am Ende stand aber eine Sensation: 25:23 (11:10) hatte der Bundesligist das Champions League-Duell gegen den haushohen Favoriten BM Ciudad Real aus Spanien gewonnen! "Eine unglaublich große Sache für uns. Abwehr war super, im Angriff waren wir gut - und die Fans haben uns so viel geholfen", sagte der überragende Keeper Dan Beutler, der den Spaniern mit seinen Paraden immer wieder den Zahn zog.
Wer zu spät in die Halle gekommen war, traute Sonntagabend seinen Augen kaum. Nicht das Star-Ensemble der Spanier von Ciudad Real führte beim Champions League-Gruppenspiel in der Campushalle, sondern der personell arg gebeutelte Gastgeber - die SG Flensburg-Handewitt. 6300 Zuschauer waren begeistert. Das Team von Trainer Ljubomir Vranjes startete mit viel Herz und Engagement, die Spanier kamen sich in der Anfangsphase vor wie im falschen Film.
4:0 nach sechs, 6:0 nach neun Minuten - ein Traumstart der Gastgeber. Die ungemein bewegliche Abwehr verschob gut, die daraus resultierenden Ballgewinne wurden mit Gegenstoß-Toren abgeschlossen. Zwischen den Pfosten bot Dan Beutler Überragendes, in der ersten Halbzeit gelangen ihm neun Paraden. Erst nach neun Minuten und 40 Sekunden schaffte der Franzose Luc Abalo den ersten Treffer für den haushohen Favoriten. Ciudad Real-Coach Talant Duischebajew hatte genug gesehen, nahm eine Auszeit und wechselte fast komplett durch. Der "Anpfiff" des Trainers blieb nicht ohne Wirkung, die Spanier agierten im Angriff fortan wesentlich stabiler und ruhiger.
Während die Gäste ihre Fehlerquote reduzierten, musste die SG der Kräfte zehrenden Abwehrarbeit der Anfangsphase Tribut zollen. Neun technische Fehler in den ersten 30 Minuten bestrafte Ciudad Real, der Vorsprung schmolz. 10:10 - kurz vor dem Seitenwechsel glichen die Spanier aus. Beherzt gekämpft, den Favoriten mehr als geärgert - wann würde der SG die Puste ausgehen? Es stand zu befürchten, dass die Kräfte schwinden und die Spanier davonziehen würden. Doch nichts da! Die SG ließ nicht locker, lieferte dem Starensemble einen Fight auf Augenhöhe. Zwei schnelle Tore gleich nach Wiederbeginn ließen die ohnehin schon gute Stimmung in der Halle noch steigen. 14:11 nach 35 Minuten, doch nur 120 Sekunden später stand es 14:14. Auch in dieser kritischen Phase behielt das "Häuflein der Aufrechten", die Nerven, zog wieder auf 18:14 (41.) davon - die Halle tobte.
Die Sensation schien zum Greifen nahe. 23:18 nach 49 Minuten für die Gastgeber, bei denen die Schritte jetzt schwerer wurden. Einem technischen Fehler in 20 Minuten folgten jetzt vier in kurzer Zeit. Fünf Minuten vor dem Abpfiff waren die Spanier auf 22:23 dran, doch die Wende schaffte der Favorit nicht. Noch einmal bissen die Gastgeber auf die Zähne, legten wieder vor, und brachten den nie für möglich gehaltenen Sieg nach Hause.
"Die Halle stand voll hinter uns, das hat uns beflügelt. Jetzt haben wir die große Chance, Zweiter zu werden, das wollen wir packen", sagte der begeisterte Trainer Ljubomir Vranjes. Er wollte im Moment des Triumphes nichts von Analaysen wissen: "Ich könnte alle Spieler küssen", ließ der kleine Schwede überglücklich wissen.