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Zu viele Geschenke verteilt

Die SG Flensburg-Handewitt hat das Rennen um Platz zwei in der Gruppe D der Champions League aller Voraussicht nach verloren. Eine Woche nach dem 32:29-Heimsieg über den RK Zagreb musste sich der Handball-Bundesligist gestern im Rückspiel in der kroatischen Hauptstadt mit 26:31 (12:14) geschlagen geben und entging dabei noch einem zwischenzeitlich drohenden Debakel. Es war nach drei Erfolgen der erste Rückschlag in der jungen Trainerkarriere von Ljubomir Vranjes. „Das ist nicht lustig. Zagreb ist eigentlich nicht besser als wir. Aber heute haben viele meiner Spieler unter ihrem Niveau gespielt. So gewinnt man nicht in Zagreb“, sagte der 37-Jährige.
Vranjes hatte seine Mannschaft mit einer völlig ungewohnten Taktik aufs Parkett geschickt. Statt mit der gewohnten 6:0-Deckung stellten sich die Flensburger den Gastgebern mit einer 4:2-Formation entgegen, wobei Zagrebs Spielmacher Ivano Balic durch Anders Eggert und  der Halblinke Tonci Valcic durch Lasse Svan Hansen in Sonderbewachung genommen wurden.
„Wir wollten den Rhythmus der beiden stören. Das ist bei Valcic ganz gut gelungen, aber Balic war heute sehr stark“, meinte Vranjes. Die Kreise des Handball-Genies waren kaum einzuengen. Immer wieder mogelte sich der kroatische Star mit seiner überragenden Beweglichkeit in gefährliche Position, spielte Kreisläufer Gal an, holte Siebenmeter heraus oder schuf Platz für andere Akteure. Bald gab die SG die unorthodoxe Abwehr wieder auf und fuhr nicht schlecht damit. Die Gäste kamen nach Rückständen von 3:6 (13.), 4:8 (16.) und 5:9 (17.) zurück ins Spiel und ließen sich von 7000 lärmenden Fans in der imposanten Arena Zagreb nicht erschüttern. Beim 9:10 stand die SG vor dem Ausgleich, doch dann musste Spielmacher Viktor Szilagyi, der gefährlichste Angreifer, wegen einer Oberschenkelverletzung behandelt werden. Die Flensburger konnten das Spiel nicht drehen, blieben aber weiter dran, zumal ihnen Torhüter Dan Beutler in dieser Phase den Rücken freihielt. „Die erste Halbzeit war okay, wir hatten das Gefühl, dass wir noch einige Prozente drauflegen könnten“, meinte Thomas Mogensen. „Aber dann kommen wir raus und machen alles falsch.“ Binnen sieben Minuten war alles gelaufen. Vorn leistete sich die SG technische Fehler und peinliche Fehlwürfe aus guter Position (Boesen, Eggert, Svan, Mogensen), nach hinten herrschte das reine Chaos. „Wir sind nicht zurückgelaufen, das darf nicht passieren, das hat Zagreb bestraft“, sagte Beutler, „wir haben denen ein Geschenk gemacht.“
Dafür bedankte sich besonders der blitzschnelle Rechtsaußen Zlatko Horvat, der sechs seiner zehn Treffer zwischen der 31. und 37. Minute zur vorentscheidenden 21:14-Führung erzielte. Im Tor der Gastgeber vereitelte der gegenüber dem Hinspiel deutlich verbesserte Gorzad Skof die Bemühungen der SG, wieder Anschluss zu gewinnen. Das drohende Debakel einer Niederlage mit zweistelliger Differenz wendete die SG nach dem 19:28-Rückstand (48.) in einem Kraftakt noch ab, wobei sich Mogensen, Szilagyi und Torhüter Sören Rasmussen (ab 37.) noch am meisten aufbäumten. In die Nähe einer ernsthaften Chance kam sie jedoch nicht mehr. Damit hat der RK Zagreb nun die besten Karten (Sieger im direkten Vergleich) im Kampf um Rang zwei hinter Ciudad Real in der Hand.