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HC Sankt Petersburg

Dimitri Torgowanow mag das Meer. Wenn er das Treiben am Hafen von Sankt Petersburg beobachtet, blickt er manchmal auch über die Ostsee nach Westen. Mit den Wellen schwappen dann die Erinnerungen an den Kai. Erlebnisse aus den 13 Jahren in der Bundesliga, aus seiner Zeit in der besten Liga der Welt. Im Sommer 2009 kehrte der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer aus Deutschland zurück und wurde Trainer. Schaut man sich das Abschlussklassement der russischen Superliga an, kann es nur ein Fazit geben: Das erste Jahr in neuer Funktion war für den 38-Jährigen ein voller Erfolg. Auf Anhieb führte er seinen Heimat-Klub Sankt Petersburg HC in die Champions League.

Dimitri Torgowanow

Dimitri Torgowanow selbst hatte dieses Ergebnis überrascht. „Wir wollten als Vorjahresfünfter Rang vier angreifen", erzählte er. „Doch das Team hat in dem einen Jahr viel gelernt und ist über sich hinausgewachsen." Plötzlich stand Sankt Petersburg in den russischen Playoff-Finals und gestaltete die beiden Niederlagen (28:33, 28:39) gegen Chehovski Medvedi halbwegs auf Augenhöhe. Von niemandem anderes als seinem prominenten Gegenüber gab es höchstes Lob. „Es ist schön, dass Dimitri Torgowanow nach seiner Spieler-Karriere Trainer geworden ist", sagte Trainer-Legende Vladimir Maximow. Besondere Wertschätzung hatte dieser offensichtlich für das Torwart-Gespann: Sowohl Routinier Alexey Kostygov als auch das 24-jährige Talent Vadim Bogdanov erhielten eine Einladung zur Nationalmannschaft.

Alexey Kostygov

Obwohl der Kader weitgehend zusammenblieb, blickte Dimitri Torgowanow mit großem Respekt auf die neue Spielzeit. „Die Mannschaft muss sich nun nicht nur in Russland, sondern auch in der wesentlich stärkeren Champions League beweisen", erklärte Dimitri Torgowanow. „Das ist eine reizvolle, aber gewiss auch nicht leichte Aufgabe." Was ihn nachdenklich stimmte: Bis auf Alexey Kostygov, der mit Kaustik Wolgograd und Chehovski Medvedi insgesamt acht Mal in der Königsklasse antrat, besaßen seine Akteure keine oder nur sporadische Erfahrungen im internationalen Geschäft. Spielmacher Ivan Pronin, Linkshänder Alexander Semikov, Linksaußen Igor Polyakov und die beiden Ukrainer Artem Vyshnevskyy sowie Sergiy Ostroushko sind hinter seinem 37-jährigen Keeper die erfahrensten Schützlinge.

Liga-Alltag in St. Petersburg

Spannend ist auch die Frage, ob der Handball das Interesse der Sankt Petersburger weckt. In der russischen Meisterschaft reicht eine kleine Halle mit 400 Plätzen, im Play-off-Finale gegen Tschechow kamen knapp 2000 Zuschauer in den 1980 eingeweihten Komplex „Jubileyniy" und zum Auftakt in der Champions League gegen Sarajevo sogar 2500 Fans. „Gegen so große Namen wie Ciudad Real, Zagreb und Flensburg dürften es mehr werden", glaubt Dimitri Torgowanow. Ein Ziel für die Gruppenphase möchte er nicht vorgeben, mit Platz vier wäre er aber sicherlich zufrieden.