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RK Bosna Sarajevo

Den putzigen Wolf Vučko kennen Sport-Fans noch heute. Er trug einen roten Schal, hatte ein Paar roter Ski und heulte so herzzerbrechend „Sarajevouuu!". Er war das Maskottchen der Olympischen Winterspiele, die 1984 in der bosnischen Hauptstadt residierten. Überhaupt ist die 300000-Einwohner-Metropole sehr sportbegeistert. Davon zeugen mehrere Fußball-Erstligisten, der Fußballer Edin Džeko vom VfL Wolfsburg, der Basketball Renommier-Klub KK Bosna Sarajevo oder auch die Handballer.

Kapitän Petar Kapisoda

Zuletzt befand sich der RK Bosna Sarajevo in der Erfolgsspur. Seit 2003 sammelten sich sechs Landesmeisterschaften – die letzten fünf sogar in Serie – an. In Kombination mit dem bosnischen Pokal glückte in den letzten drei Spielzeiten der Double-Hattrick. Und auch international machte Sarajevo von sich reden. 2007 fand hier ein Halbfinale im Europacup der Pokalsieger statt. In der Champions League reichte es in der letzten Serie zwar nicht für das Achtelfinale, mit Siegen gegen Kielce und Chambery bewiesen die Balkan-Handballer aber ihre Konkurrenzfähigkeit. „Unser primäres Ziel bei unserem Drei-Jahres-Plan, ein europäisches Top-Team aufzubauen, war die Schaffung einer guten Basis", erklärte Coach Irfan Smajlagic, 1996 einer der kroatischen Olympiasieger. „Das ist uns gelungen."
Doch in der Sommerpause gab es einige Dämpfer. Und danach stand fest: Die „Studenten" – so der Spitzname der Mannschaft wegen der Mitgliedschaft des RK Bosna in der Universitäts-Sportorganisation USD – gehen durch einen Umbruch. Gleich acht „Kommilitonen" verließen das „Handball-Seminar". Der Haupttorschütze Damir Doborac wechselte zum SC Magdeburg, Torwart Nebojsa Grahovac zog es in die französischen Alpen zu Chambery, und Linkshänder Vedran Banic spielt nun am Bodensee für den österreichischen Meister HB Bregenz.

Spielmacher Igor Karacic.

Im Gegenzug verpflichtete der RK Bosna acht, zumeist junge Spieler. Besonders hohe Erwartungen setzte man in den Spielmacher Igor Karacic, knapp 22 Jahre alt. „Champions League – das ist für ihn die richtige Herausforderung", hörte man in Sarajevo über den jungen Kroaten. Der gleichaltrige russische Keeper Kiril Morozov hat mit Chehovski Medvedi schon Königsklassen-Erfahrung gesammelt. Irfan Smajlagic schätzte sich glücklich, den serbischen Rechtsaußen Zikica Milosavljević als Gegenstück zu den jungen Wilden in die bosnische Metropole gelotst zu haben. Der 38-Jährige gewann mit Celje die Champions League (2004) und mit Valladolid den Europacup der Pokalsieger (2009). Doch bei einem Vorbereitungsturnier in Doboj verletzte sich der Routinier und musste am Knie operiert werden.
Um die Länge seiner Rekonvaleszenz machten die Bosnier ein kleines Geheimnis. Für alle Fälle verpflichteten die Verantwortlichen kurzfristig den Kroaten Luka Rakovic. Der 22-jährige Linkshänder stand bei der letzten Europameisterschaft im erweiterten Kader seines Landes. Trotz der enormen Fluktuation: Kleine Brötchen backen möchte man nicht. „In Bosnien wollen wir wieder das Double gewinnen und in der Champions League diesmal das Achtelfinale erreichen", erklärte Irfan Smajlagic. Als Kapitän fungiert Linksaußen Petar Kapisoda, 1999 und 2001 mit Jugoslawien WM-Bronzemedaillen-Gewinner. Ob der Leit-Wolf des RK Bosna in der Kabine „Sarajevouuu!" singt, ist allerdings nicht bekannt.

Der RK Bosna Sarajevo