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Die Suche nach der Form geht weiter

Die Tage zwischen der Niederlage in der Handball-Bundesliga gegen die Füchse Berlin und dem ersten Heimspiel in der Champions League gegen rumänischen Vertreter HCM Constanta (heute, 15.30 Uhr) widmete die SG Flensburg-Handewitt dem Lernen. „Wir haben besonders an Taktik und Theorie gearbeitet“, sagte Trainer Per Carlén. Ein, zwei Mal  im Jahr sei es notwendig, sich den Grundlagen zu widmen. Jetzt, da „unser Angriff nicht zu 100 Prozent funktioniert“, sei so ein Zeitpunkt gekommen.
Die Videoanalyse des Spitzenspiels am Mittwoch zeigte Carlén und der Mannschaft einerseits, dass man sich in fast allen Belangen mit den Berlinern auf Augenhöhe bewegte und verdeutlichte andererseits eine alte Sorge – die Schwäche der SG auf der „Königsposition“ halblinks. „Das war der Unterschied, nur da war Berlin besser“, stellte der SG-Coach fest, der den Füchsen durchaus noch mehr zutraut: „So können sie überall gewinnen. Wir müssen auch realistisch sein und sehen, gegen wen wir verloren haben.“
Daraus ließe sich ableiten, dass auch die Flensburger wieder ganz oben dabei sein könnten, wenn sie ihr Kardinalproblem lösen. Er sei auf der Bank in Druck geraten, gestand Carlén, als keiner seiner vier Kandidaten auf halblinks funktionierte. Die Rotation zwischen Boesen, Djordjic, Mogensen und Szilagyi war eine Demonstration der Machtlosigkeit, die „Stress und Frust“ ausgelöst habe: „Die ganze Seite war tot“, so Carlén.
Seit Blazenko Lackovic vor zwei Jahren nach Hamburg wechselte, lahmt die SG auf der linken Seite, was sich in diesem Jahr durch den Verlust von Lars Christiansen weiter verschärft hat, da Linksaußen Anders Eggert noch nicht über die Strahlkraft seines Weltklasse-Vorgängers verfügt. Das ist inzwischen allseits bekannt und führt dazu, dass gegnerische Trainer ihre Deckung auf der anderen Seite konzentrieren. „Ich würde das genauso machen“, meinte Carlén und fügte angesichts der in diesem Monat anstehenden Verhandlungen mit der SG über eine Vertragsverlängerung hinzu: „Auch meine Geduld hat ein Limit.“ Soll heißen: Spätestens zur nächsten Saison muss massive Verstärkung für halblinks her, gern auch noch ein Backup auf Linksaußen.
Einstweilen muss sich Carlén mit Bordmitteln behelfen und am Kombinationsspiel feilen, das in der Vorsaison so viel kompensiert hat. „Wenn alle ihre Aufgabe richtig erfüllen, sind 75 Prozent der Angriffe erfolgreich, wenn nicht, nur 50 Prozent“, sagte der Schwede, der noch etwas anderes beobachtete: „Wir sind eine Supermannschaft, wenn wir vorn liegen, wir haben sehr viel Stress, wenn wir unten sind.“
Dazu soll es heute nicht kommen, wenn es in der Gruppe D der Champions League gegen den HCM Constanta geht. „Natürlich sind wir Favorit, meine Spieler sind heiß darauf, Wiedergutmachung für Berlin zu betreiben. Aber wir müssen aufpassen“, sagte Carlén. Die einstige Handball-Weltmacht Rumänen ist nach seiner Einschätzung wieder auf dem Weg nach oben, Constanta würde in der Bundesliga mithalten können. „Sie haben sehr gute individuelle Techniker und gute Sprungkraft. Konditionell sind die Rumänen nicht so gut. Mit Schweden haben wir damals immer in der Schlussphase gewonnen“, erinnert sich Carlén. Ein besonders interessanter Mann beim aktuellen Gegner ist der 23-jährige Halblinke Alexandru Csepreghi, den Carlén schon als kommenden Bundesliga-Spieler sieht. Auch die Linkshänderposition besetzt bei den Gäste in Daniel Muresan ein Riesentalent. Starke Routiniers bietet Constanta im Tor mit Mihai Popescu, auf Linksaußen mit Laurentiu Toma und in der Rückraummitte mit dem Serben Branislav Angelovski auf.