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THW Kiel

Norddeutsche wissen es, es ist kein untypisches Wetter: Regen über Kiel! Der Himmel zeigt sich in einem deprimierenden Grau. In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt kennen die Menschen dagegen ein Patentrezept: Bekanntlich ist grau eine Mischung aus schwarz und weiß – und das sind die Farben des THW Kiel. Das sportliche Flaggschiff der Ostseemetropole hat im Frühjahr seine große Titelsammlung um die zweite Krone in der Champions League und die 16. Deutsche Meisterschaft ergänzt. Und erfolgsmüde ist es nicht. „Ich freue mich schon jetzt wieder auf das Gefühl, wenn 25000 Leute auf dem Rathausplatz feiern“, sagte Klaus-Hinrich Vater, Vorsitzender des THW-Aufsichtsrats, vor dem Saisonstart.
Zwar hat es in den letzten Wochen ein paar Kratzer gegeben – die Niederlage in Berlin etwa oder den nicht gewonnenen Supercup in München –, dennoch kann nur schwer an folgender Feststellung gerüttelt werden: Die „Zebras“ sind der Platzhirsch im europäischen Vereinshandball. Und mit einigen Botschaften signalisieren die THW-Verantwortlichen immer wieder, dass sie nicht gewillt sind, ihren Status abzutreten – auch wenn offiziell niemand einen Titelgewinn zum Pflichtprogramm erklärt hat. Der Etat kletterte auf das neue Rekordniveau von 9,5 Millionen Euro, liegt damit eine Millionen Euro höher als der des großen Kontrahenten HSV Hamburg. Und Trainer Alfred Gislason lässt generell keine Zweifel, dass sich sein Team sportlich in einer hervorragenden Spur befindet. „Wir hatten diesmal keinen Umbruch, sind deutlich eingespielter als im Vorjahr“, sagt der Isländer. „Und unsere Neuzugänge bringen uns weiter.“
Der eine ist Milutin Dragicevic. Ein Serbe, der über die Umwege Rumänien und Dänemark den Weg in die stärkste Liga der Welt gefunden hat. Der Kreisläufer, der ein Gespann mit Marcus Ahlm bildet, hört auf den Spitznamen „Herkules". Der 27-jährige ist durch und durch Athlet – und für einige bereits jetzt einer der drei besten Kreisläufer der Welt. Das zweite neue Gesicht, Daniel Kubes, gilt als Spezialist für Deckungsarbeit und soll der Abwehr weitere Stabilität verleihen.
Kurzfristig schlug der THW ein weiteres Mal auf dem Transfermarkt zu. Nachdem sich das Comeback von Kim Andersson (Knie) immer weiter verschoben und Daniel Narcisse in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss erlitten hatte, erwies es sich als Glücksfall, dass die Option für die Verpflichtung des französischen Weltklasse-Akteurs Jerome Fernandez bestand. Kaum hatte er sein Debüt bestritten, zog sich Momir Ilic einen Bänderriss zu. Deshalb agierten die „Zebras" zuletzt nur mit vier Rückraumspielern. Beim Tanz auf drei Hochzeiten könnte diese Konstellation trotz eines Filip Jicha oder eines zur alten Form zurückgekehrten Christian Zeitz ein Wagnis darstellen.
Nach außen hin strahlt der THW trotz dieses Engpasses Ruhe aus. Man glaubt an seine Stärke. An den nötigen Respekt vor der Konkurrenz mangelt es aber nicht. Den Rhein-Neckar Löwen, den Füchsen Berlin und der SG Flensburg-Handewitt traut man zu, dichter an die Spitze heranzurücken. Und dann ist da natürlich noch der HSV Hamburg, mit dem sich der THW im letzten Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hat. „Der HSV ist komplett zusammengeblieben und hat einen Mimi Kraus dazubekommen, der mit seiner individuellen Stärke weitere Alternativen bringt“, glaubt Alfred Gislason. „Wir müssen uns weiter steigern, um die Konkurrenz wieder hinter uns zu lassen.“

Daten THW Kiel