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Souveräner letzter Heimsieg der SG

Vor dem letzten Heimspiel in der Handball-Bundesliga blieb das Verletzungspech der SG Flensburg-Handwitt treu. Nach  Oscar Carlén, Lasse Svan Hansen und Tamas Mocsai mussten nun Thomas Mogensen (Bluterguss im Oberschenkel) und Michael Knudsen (Rippenprellung) passen. Doch auch "ohne Fünf" wurde der in Bestbesetzung spielende EHF-Pokalsieger FA Göppingen 28:23 (14:13) geschlagen. "Ich wundere mich nicht mehr. Es ist etwas Besonderes mit dieser Mannschaft. Sie hat es wieder sehr gut gemacht", sagte Trainer Ljubomir Vranjes. Die SG hat damit beste Chancen, den 17 Jahre alten Nimbus zu wahren, als einziger Bundesligist stets unter den Top fünf zu landen.
Der wichtige letzte Eindruck blieb anders als in früheren Jahren makellos. Großer Kampf und spektakuläre spielerische Momente des von Patrik Fahlgren und Viktor Szilagyi gelenkten Angriffs machten es nicht leicht, dieses Team zum letzten Spiel beim Absteiger Ahlen-Hamm und dann in drei Monate ohne Handball zu verabschieden. Nach ausgeglichener erster Hälfte zog die SG unwiderstehlich davon. Beim 19:14 (37.) war eine Vorentscheidung gefallen, beim 24:18 (47.) war alles klar.
Göppingen hielt kämpferisch mit, wie insgesamt elf Zeitstrafen verdeutlichen. Doch fanden die Gäste nie eine spielerische Linie gegen eine starke SG-Deckung. Linkshänder Michael Thiede wurde ebenso in Schach gehalten wie der künftige SG-Halblinke Lars Kaufmann. Großen Anteil daran hatte Dan Beutler. "Das war der Abschluss, den er verdient hat", freute sich Vranjes mit dem Torhüter, der 20 Würfe, davon zwei Siebenmeter, parierte. Der andere Mann des Tages war Anders Eggert, der sich mit 14 Treffern im Kampf um die Krone des Schützenkönigs bis auf ein Tor (240:239) an Robert Weber (Magdeburg) heranpirschte. Der anschließend als "SG-Spieler des Jahres" geehrte Däne wusste, bei wem er sich für sieben Strafwurftreffer zu bedanken hatte: "Es ist immer eine gute Idee, Jacob Heinl am Kreis den Ball zu geben."

"Nirgends schöner als hier"

Nach dem letzten Heimspiel der Saison brachen sich große Emotionen Bahn, als die SG Flensburg-Handewitt Dan Beutler, Oscar Carlén, Lasse Boesen und Patrik Fahlgren verabschiedete. Minutenlang wurde das Quartett von 6300 Fans ein letztes Mal gefeiert, während auf dem Videoschirm ein Zusammenschnitt der schönsten Spielszenen der Vier ablief. "Ich bin den ganzen Tag traurig gewesen*, gestand Dan Beutler, "mein ganzes erwachsenes Leben habe ich hier verbracht. Es war eine Ehre, hier neben Weltklasseleuten wie Joachim Boldsen, Glen Solberg und vielen anderen spielen zu dürfen. Die SG ist der Verein, an dem mein Herz hängt." Der 33-Jährige bedauerte, dass seine Familie am Sonnabend nicht dabei sein konnte. Tochter Stella ist nach einer schweren Erkrankung auf dem Weg der Besserung, blieb aber mit Beutlers Frau Nina in Schweden.
Torhüter-Legende Jan Holpert ließ es sich nicht nehmen, den Kollegen, der zum HSV Hamburg wechselt, persönlich zu verabschieden. Eine herzliche Umarmung ließ erkennen, dass die langjährige Partnerschaft mehr von Freundschaft statt von Rivalität geprägt war. "Ohne Jan wäre ich nicht der Torwart geworden, der ich jetzt bin. Er hat mir unglaublich geholfen. Er ist ein großer Sportler und ein noch größerer Mensch", sagte Beutler, der nun als letztes Mitglied der Meistermannschaft von 2004 die SG verlässt.
Auch Lasse Boesen musste eine Träne verdrücken. "Die Stimmung werde ich vermissen, das Gefühl aufzulaufen ist nirgends schöner als hier", meinte der Däne im Rückblick auf drei turbulente Jahre. "Es war ein bisschen chaotisch. Ich hatte drei Trainer, dann die wirtschaftliche Krise, ganz viel Stress - aber insgesamt bin ich froh, dass ich hier war. Jetzt wird es Zeit, dass ich gehe. Mein Herz gehört auch Kolding." Den Weg der SG wird er aber aufmerksam verfolgen. "Sie hat eine starke Mannschaft nächste Saison. Ich bin sicher, dass Flensburg den Europapokal der Pokalsieger holt. Da würde ich glatt 100 Euro drauf setzen."
Während Boesen seine aktive Zeit daheim ausklingen lässt, steht Oscar Carlén vor dem nächsten Karriere-Sprung. Der 23-Jährige geht "mit vielen starken Erinnerungen und einem positiven Gefühl. Es waren gute drei Jahre - bis auf die Knieverletzung. Schade, auf das Final Four war ich besonders heiß." Die Entscheidung, in Flensburg zu bleiben oder seinem Vater Per zum HSV zu folgen, sei "sehr eng" ausgefallen. "Letztlich gab die größere Chance, Titel zu gewinnen, den Ausschlag",  sagte Carlén. Den Vorschlag des SG-Wirtschaftsbeirats Boy Meesenburg, "einen Koffer in Flensburg zu lassen*, wies der Schwede nicht völlig von der Hand. "Ich freue mich jetzt auf drei Jahre in Hamburg und darauf, einiges zu  gewinnen - und dann wird die ganze Situation neu betrachtet", sagte Carlén.
Auch Dan Beutler könnte sich eine Rückkehr an die Förde vorstellen. "Ich bin nicht so ein Typ wie Svensson oder Gentzel und will nicht bis 40 spielen. Aber als Torwarttrainer zu arbeiten, das wäre was."