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„Wir sind wieder unterwegs“

Allseits war Erleichterung zu spüren nach dem noch leidlich standesgemäßen 35:26-Erfolg in der Bundesliga über den Aufsteiger TSG Friesenheim. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt haben noch nicht die Qualität der Vorsaison zurückgewonnen, aber doch die Freude an ihren Tun. „Das war super. Wir haben gekämpft und ein Zeichen gesetzt, dass wir noch Handball spielen können“, meinte Rechtsaußen Lasse Svan Hansen, der dies für sich persönlich auch in Anspruch nehmen durfte. Insgesamt ist Euphorie   nicht angebracht.
Friesenheim war kein Prüfstein für die Flensburger, sondern passte zum Vorhaben, wieder Gefühl für das Spiel zu entwickeln. „Es war nicht unsere beste Leistung, aber wir sind wieder unterwegs“, befand Anders Eggert. Der torgefährlichste Verletzte der Liga verwandelte sechs Strafwürfe, konnte auf Linksaußen aber noch nicht aktiv werden. In der undankbaren Rolle des Platzhalters auf dem Flügel vergaben Lasse Boesen und Patrik Fahlgren etliche Chancen. Der Aufsteiger blieb so bis zum 13:12 (26.) auf Tuchfühlung. Zu lange für den Geschmack von Eggert: „Wir müssen so ein Spiel schneller schließen.“ Es genügten dann allerdings wenige Minuten, um die Gäste aller Hoffnung zu berauben. 19:13 stand es kurz nach der Pause, danach kam der Neuling  der SG nie mehr ernsthaft nahe.
Dafür sorgten nun Thomas Mogensen, der unermüdlich rackerte, sich von Fehlversuchen nicht irritieren ließ und auf acht Treffer kam, und Boesen, der die Lust am Torewerfen entdeckte, allerdings nicht von außen, sondern im Nachsetzen und im Gegenstoß. Auch der Linkshänder-Tausch vom indisponierten Oscar Carlén zu Tamas Mocsai zahlte sich aus. „Tamas hat es sehr gut gemacht“, lobte Trainer Per Carlén, dem „Laufwille und Körpersprache“ seiner Mannschaft weitaus besser gefielen als noch in Wetzlar und bei der Niederlage gegen Magdeburg. Dass noch viel zu tun ist, blieb ihm aber nicht verborgen.
Sören Rasmussen, der im Tor den Vorzug vor Dan Beutler erhielt, wehrte 21 Bälle ab, was einerseits erfreulich ist, andererseits zeigte, dass die Abwehr noch zu viel zulässt. Kapitän Tobias Karlsson erklärte: „Wir wollten den Rückraum nicht jagen, sondern kompakt stehen und ruhig arbeiten. Dabei nimmt man gewisse Würfe in Kauf.“ Es brauche noch eine Weile, bis alle Abläufe wieder so eingeschliffen seien wie im Vorjahr. Und es braucht einen fitten Jacob Heinl. Der Youngster war müde, nachdem er erst in der Nacht zuvor von einem DHB-Lehrgang zurückgekehrt war.
Gar nicht zufrieden war Neuzugang Viktor Szilagyi, der auf halblinks und in der Mitte spielte. „Ich habe nicht die richtigen Wurfentscheidungen getroffen – das ärgert mich. Ich kann mehr, als ich bisher gezeigt habe“, meinte der Österreicher und bat um Geduld.„Man braucht jede Minute Spielpraxis, bis man weiß, was die Mitspieler in der jeweiligen Situation tun.“
Geduld ist auch in der Causa Per Carlén gefragt. Die für September avisierte Klärung der Trainerfrage wird wegen der hohen Spielfrequenz in den „englischen Wochen“ in den Oktober verschoben. „Darüber will ich jetzt nicht reden. Ich habe mit der SG vereinbart, dass wir Ende des Monats miteinander sprechen“, sagte der Schwede. Unterdessen  kündigte Jesper Nielsen, Gesellschafter bei den Rhein-Neckar Löwen und bei AG Kopenhagen, an, dass er um Michael Knudsen und Thomas Mogensen werben will. Nachdem im Vorjahr Nielsens Plan, die Flensburger nach Mannheim zu lotsen, scheiterte, will er sie nun in die dänische Hauptstadt locken, so das Boulevardblatt „B.T.“ SG-Teammanager Ljubomir Vranjes: „Er sollte wissen, dass die beiden unter Vertrag stehen. Er müsste also erst mit uns reden. Ich kann ja auch losgehen und sagen, ich will diesen und jenen Spieler. Das kostet dann fünf Millionen. Das ist alles Quatsch.“