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TSG Friesenheim

Es fallen Namen wie Georg Gjeimel, Willi Merz, Oskar Fehmel oder Walter Schreiber, wenn Sport-Historiker über eine der ersten Handball-Hochburgen überhaupt sprechen. Dazu zählte bereits in den 20er Jahren die Pfalz. Und die Feldhandballer des TV Friesenheim, dem Vorgänger der heutigen TSG, holten bereits 1929 die Deutsche Meisterschaft nach Ludwigshafen. Ein 3:2-Erfolg im Endspiel gegen den TV Limmer-Hannover genügte den erwähnten Herren. Und ein Jahr später wiederholten sie ihren Husarenstreich und verteidigten den Titel.
Nach der Pionierphase und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die TSG Friesenheim lange keine große Rolle. Erst 1995 tauchte sie in der Zweitklassigkeit auf, gehörte danach mehrfach zu den Aufstiegs-Favoriten und erlebte erst im Juni 2009 einen „Sekunden-Tod", als die TSV Hannover-Burgdorf mit dem Schlusspfiff in der entscheidenden Relegations-Partie das entscheidende Tor warf. In diesem Mai verschwand die Vokabel „unaufsteigbar" aber in der Schublade: Die „Eulen" – so der Marketing-Name – feierten endlich den Sprung ins Oberhaus. Und das als souveräner Meister der Zweiten Liga Süd. „Dass wir den Tiefpunkt von Burgdorf so gut wegstecken, damit konnte man nicht rechnen", strahlte Geschäftsführer Werner Fischer. „Jeder von uns befand sich in einem Loch", erinnerte Trainer Thomas König und blickte mit Elan nach vorne: „Jetzt beginnt die Arbeit, dass wir in der Bundesliga bestehen können."
Der Aufstieg war nicht unbedingt zu erwarten; denn die Mannschaft war mit einem Altersschnitt von 23 Jahren blutjung. Dafür verantwortlich zeigte sich das Konzept „Jagdfieber", das auf einem eigenen Internat, auf dem pfälzischen Landesstützpunkt und einer Kooperation mit den Rhein-Neckar Löwen basiert. Mit Alexander Becker, Niklas Russ und dem Ungarn Gabor Ancsin standen gleich drei Spieler mit Zweitspielrecht im Kader.
An der Zusammenarbeit mit dem großen Nachbarn aus Mannheim wie am Konzept ändert sich auch in der neuen Spielklasse nichts. „Diese Mannschaft ist ausbaufähig, während ein Team mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren schon über dem Zenit ist", strotzt der neue Mittelmann Andrej Kogut vor Selbstvertrauen. Der Ex-Düsseldorfer ist noch der bekannteste der insgesamt vier Neuzugänge.
Eine gewisse Euphorie begleitet die Vorbereitung der Pfälzer. Die bislang 2250 Zuschauer fassende Friedrich-Ebert-Halle wird um einige Stehplätze aufgestockt, der VIP-Bereich vergrößert. Erstmals in der Vereinsgeschichte wurden mehr als 1000 Dauerkarten abgesetzt. Thomas König ist nicht bange, dass sich die Erwartungen in einen Erfolgsdruck verwandeln. „Ich bin recht entspannt, die Anspannung ist nicht so groß wie in den vergangenen beiden Jahren", sagt der Coach.
Trotz der nachweislich großen Handball-Tradition im Ludwigshafener Stadtteil: Viele Experten  mutmaßen, dass die TSG Friesenheim für die Bundesliga noch zu „grün" sei. Das ficht Werner Fischer nicht an. „Es wäre kein Beinbruch, falls wir gleich wieder absteigen sollten", sagt der TSG-Geschäftsführer. „Dann sind wir ab der Serie 2011/12 auf jedem Fall in der neuen eingleisigen Zweiten Liga dabei." Trainer Thomas König sieht das freilich etwas anders: „Die Bundesliga soll nicht nach einem Jahr vorbei sein."

Daten TSG Friesenheim