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SG nach Blitzstart im Sparmodus

Michael Roth machte gute Miene zum bösen Spiel. "Ich weiß gar nicht, warum wir noch nach Flensburg fahren. Es war doch so wie immer", sagte der Trainer der MT Melsungen. Wie in all den Jahren zuvor hatten die Nordhessen bei der SG Flensburg-Handewitt brav die Punkte abgeliefert. 33:26 (18:13) hatte es nach 60 einseitigen Minuten für den Tabellensechsten der Handball-Bundesliga gestanden. Und die Gastgeber hatten es sich dabei erlauben können, nach einem Blitzstart zum 16:7 schon nach gut 20 Minuten in den Sparmodus umzuschalten.
"Wir haben hoch konzentriert angefangen und konnten dann für Sonntag in Kiel Energie sparen", freute sich Lasse Svan Hansen. Der Rechtsaußen stand mit einem dick bandagierten rechten Fuß vor der Kabine, konnte aber schon wieder lächeln. In der 11. Minute war der dänische Nationalspieler bei einem Gegenstoß ohne Fremdeinwirkung umgeknickt und mit Schmerz verzerrtem Gesicht liegen geblieben. "Wieder einmal die Bänder", meinte Svan Hansen lapidar. "Die halten nicht mehr." Doch schon dreieinhalb Minuten später nach einer kurzen Behandlung von SG-Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke  Mommsen  war der 27-jährige Linkshänder aufs Spielfeld zurückgekehrt und hatte noch fünf Tore zum SG-Erfolg beigesteuert.
Die Zuschauer hatten Svan Hansen und Anders Eggert in der 57. Minute mit stehenden Ovationen gefeiert, als Eggert einen doppelten Kempa über Tamas Mocsai und Svan Hansen zum 32:23 abschloss. Es war das 16. und letzte Tor des kleinen Linksaußen, der sich nicht erinnern konnte, in einem Liga-Spiel in Dänemark oder Deutschland schon einmal so viele Tore erzielt zu haben. "Aber es hat riesigen Spaß gemacht", meinte Eggert mit einem Augenzwinkern. "Und dass ich so viele Tore werfe, zeigt, dass die ganze Mannschaft gut im Spiel drin ist", ergänzte er. Trainer Ljubomir Vranjes beschrieb die Leistung seines Linksaußen mit nur einem Wort: "Weltklasse!*
Auch mit den übrigen SG-Akteuren war der SG-Coach an diesem Abend zufrieden. "Es war ein gutes Spiel, weil ich weiß, was dahinter steckt", sagte der Schwede und klärte auch gleich auf: "Die Nationalspieler waren die ganze Woche unterwegs, und wir haben gestern sehr hart trainiert. Das hat man in der zweiten Hälfte gemerkt." Da haperte es zeitweise mit der Chancenverwertung. Jacob Heinl zum Beispiel scheiterte gleich drei Mal völlig freistehend an MT-Torwart Vitali Feshchanka. Seinen Spielern gab Vranjes daran aber nicht die Schuld. "Dass uns der Fokus in der zweiten Halbzeit ein bisschen gefehlt hat, ist meine Schuld", erklärte der Trainer. "Durch das harte Training hat etwas die Spritzigkeit und Konzentration gefehlt."
Die SG ließ die Melsunger nach der Pause zwar mitspielen, lag aber immer zwischen fünf und neun Toren in Führung. Das war mit ein Verdienst der beiden Schlussleute. "Es ist schön, zwei Torhüter in so guter Form zu haben", lobte Vranjes seine Keeper Dan Beutler und Sören Rasmussen. Beutler hatte im ersten Durchgang eine souveräne Leistung abgeliefert, wurde von Sören Rasmussen aber nach der Pause noch übertroffen. Zwölf Würfe wehrte der 34-Jährige ab, darunter zwei Siebenmeter von Allendorf und Karipidis. Das Ende der Partie erlebte Rasmussen allerdings mit blutender Lippe auf der Bank, nachdem er in der 56. Minute von Milan Torbica am Kopf getroffen worden war. "Ich habe Kopfschmerzen", gestand Rasmussen eine Stunde später. Absicht wollte er dem Melsunger Rechtsaußen aber nicht unterstellen. "Das kann einem als Torhüter passieren."