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„In fünf Minuten alles weggeworfen“

Der SC Magdeburg hat der SG Flensburg-Handewitt den Jahreswechsel gründlich verdorben. Niedergeschlagen verließen die Spieler am Mittwochabend die Bördelandhalle. Statt der erhofften Revanche nach dem 29:33 im Hinspiel hatte es mit einem bitteren 29:34 (12:13) die zweite Niederlage in einer Saison gegen den SCM gegeben. Zum Start ins neue Jahr hat die SG somit genauso viele Minuspunkte (14) wie am vergangenen Juni nach der gesamten Serie 2009/2010. „Wir sind einfach nicht stabil genug“, lautete das ernüchternde Fazit von Trainer Ljubomir Vranjes.
In der Tat ist es den Flensburgern in den bisherigen Spielen nur selten gelungen, eine runde Leistung aufs Parkett zu zaubern. In einigen Spielen versagte der Angriff, in anderen die Abwehr; manchmal blieben die Außen blass, manchmal klappte nichts aus dem Rückraum. Und wenn die SG erst einmal Stress geriet, gelang es ihr fast nie, wieder auf Kurs zu kommen. „In schlechten Phasen schaffen wir es nicht, den Schaden gering zu halten“, gestand der SG-Trainer.
Die Partie in Magdeburg war ein Spiegelbild der Saison. 50 Minuten lang war die SG in der ausverkauften Bördelandhalle auf Augenhöhe mit den Gastgebern. „Doch dann haben wir in fünf Minuten alles weggeworfen“, ärgerte sich Kreisläufer Jacob Heinl. „Und das war nicht das erste Mal in dieser Punktrunde.“ Aus einem 25:24 machten die Magdeburger in 300 Sekunden ein 30:25, weil die SG-Angreifer immer wieder am jungen SC-Keeper Dario Quenstedt scheiterten, Dan Beutler im eigenen Kasten aber keinen Ball zu fassen bekam. Das war die Entscheidung.
„Wenn du in Magdeburg gewinnen willst, muss alles klappen. Das war nicht der Fall“, stellte Vranjes fest. „Unsere Abwehr- und Torhüterleistung war nicht gut, und auf der rechten Angriffsseite hat die Quote nicht gestimmt.“ Das war noch diplomatisch ausgedrückt. Dan Beutler und Sören Rasmussen, der zwischen der 47. und 55. Minute zwischen die Pfosten beordert worden war, um dem Magdeburger Angriffswirbel Einhalt zu gebieten, bekamen in den zweiten 30 Minuten gerade einmal zwei Bälle zu fassen. Die eine Beutler-Parade kam nur zustande, weil der schwedische Keeper von Wiegert angeworfen wurde. Und was Oscar Carlén im Angriff zeigte, war unterirdisch. Ein Torerfolg bei zehn Versuchen – ein so schwache Wurfausbeute hatte der Schwede in seinen zweieinhalb Jahren Bundesliga noch nie.
„21 Gegentore in der zweiten Halbzeit – das darf nicht passieren“, gab Jacob Heinl zu. Dabei hatte die SG nach seinem Gefühl gar nicht so schlecht gespielt. „Wir hatten im Angriff immer gute Lösungen gegen die Magdeburger Abwehr, aber wir haben viel zu viel verworfen.“ Und warum die SG zwischen der 50. und 55. Minute buchstäblich auseinander fiel, darüber hatte auch Heinl keine Erklärung. „Wenn wir in ein Tief fallen, schaffen wir es nicht, da wieder heraus zu kommen. Wir sind zu sehr mit uns selbst beschäftigt, und dann geht das Spiel in die Hose.“
Alles also nur eine Kopfsache? Für Ljubomir Vranjes ist das nur ein Faktor. „Wenn wir in so ein Loch fallen, dürfen wir nicht versuchen, mit aller Kraft da wieder heraus zu kommen. Da müssen wir cleverer spielen“, sagte der SG-Trainer. Auch im normalen Spiel gibt es für den Schweden einiges zu verbessern. „Allerdings geht so etwas nicht über Nacht, das braucht Zeit“, weiß der SG-Trainer. Aber genau die fehlt. Nach der WM in Schweden hat die SG gerade einmal sieben Tage zur Vorbereitung auf die letzten drei Vorrundenspiele in der Champions League und die restlichen 15 Begegnungen in der Liga. „Deshalb müssen wir versuchen, mit Kleinigkeiten etwas zu erreichen, um noch so viele Punkte wie möglich zu holen.“
Von der erneuten Qualifikation zur „Königsklasse“ und den Europapokalplätzen ist die SG zum Jahresende weit entfernt. Doch abgeschrieben hat Vranjes sie noch nicht. „Es sind noch 15 Spiele, erst danach wird endgültig abgerechnet“, gibt er sich kämpferisch.