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HSG Wetzlar

Alois Mraz war der Held des Abends. Neun Mal traf der Tscheche. „Das war der wichtigste Sieg der Saison", jubelte Co-Trainer Jochen Beppler nach dem 26:25 beim DHC Rheinland. Sein „Chef" Gennadij Chalepo atmete derweil tief durch: „Heute Abend genießen wir diese beiden Punkte." Es waren die Zähler zehn und elf, die zugleich einen beruhigenden Abstand zu den Abstiegsplätzen aufbauten.
Eine Bilanz, die beschaulich wirkt. Gemütlich war es in den letzten Monaten in Mittelhessen aber keineswegs gewesen. Nicht nur wegen des Fehlstarts in diese Saison, als die HSG die ersten sechs Partien allesamt verlor. Dem Liga-Standort Wetzlar drohte Anfang des Jahres wegen aufgelaufener Verluste von rund 700000 Euro das Aus. Nur mit einem Kraftakt konnte die Insolvenz abgewendet werden. Im Sommer stand ein Etat von rund 2,5 Millionen Euro. „Unser wirtschaftlicher Trend zeigt in die richtige Richtung", sagte Manager Sascha Schnobrich, der nach dem Ausscheiden von „Mr. HSG" Rainer Dotzauer aus dem operativen Geschäft die Hauptverantwortung trug.
Allerdings nur für kurze Zeit. Dann ließ er seinen Posten ruhen. „Sascha Schnobrich hat seit seinem Amtsantritt Anfang November 2009 fast Tag und Nacht für den Verein gearbeitet, annähernd ohne Rücksicht auf Privatleben oder persönliches Wohlbefinden", sagte HSG-Aufsichtsratschef Hardo Reimann, der kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Wenig später trennte sich die HSG trotz einer Erkrankung von Sascha Schnobrich, um handlungsfähig zu bleiben. Norbert Weber, früherer Geschäftsführer von Fresenius Medical Care, rückte interimsmäßig nach. Zum 1. Januar soll der bisherige Pressesprecher Björn Seipp die Arbeit als Geschäftsführer aufnehmen.
Auch auf der Trainerbank gab es bereits einen Wechsel. Obwohl Michael Roth erst kurz vor dem Saisonstart seinen Vertrag bis 2012 verlängert hatte, zog er bereits nach neun Spieltagen und nur einem Sieg die in den Kontrakt integrierte Ausstiegsklausel und ging nach Melsungen. „Ich stehe schon länger mit der MT Melsungen in Kontakt, konkret ist es bisher allerdings nie geworden", sagte Michael Roth. „Nachdem der Trainer dort keinen Erfolg hatte, kamen die Melsunger wieder auf mich zu. Und da ich eine Ausstiegsklausel in meinem Vertrag hatte und es doch sehr unruhig im Wetzlarer Umfeld war, habe ich diese genutzt."
Gennadij Chalepo und „Co“ Jochen Beppler traten ihr Amt in einer Nacht- und Nebelaktion an. Allerdings mehrten sich unter ihrer Regie die Erfolgserlebnisse, sodass sie auch das Vertrauen für den Rest dieser Spielzeit erhielten. „Beide haben in den vergangenen Wochen hervorragende Arbeit geleistet und damit nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Entscheidungsträger überzeugt", erklärte Manfred Thielmann, der neue Sprecher des Aufsichtsrates.
Das Team ging mit den Nebenschauplätzen im Umfeld bislang sehr routiniert um. Kein Wunder, mit Timo Salzer, Alois Mraz, Daniel Valo, dem Abwehrrecken Georgios Chalkidis stehen bewährte Bundesliga-Kräfte im Kader. Zudem erwiesen sich die Neuzugänge Kari Kristjan Kristjansson, Steffen Fäth, Philipp Müller und Lars Friedrich allesamt als Verstärkungen. Und im Tor ist Nikolai Weber ein sicherer Rückhalt. Der sorgte zuletzt jedoch für einen Wermutstropfen: Im Sommer wird er nach Melsungen wechseln.

Daten HSG Wetzlar