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Vergeblicher Ansturm auf die Festung EWS Arena

Die verletzungsbedingt stark geschwächten Handballer der SG  Flensburg-Handewitt sind mit leeren Händen aus Göppingen zurückgekehrt. Mit 21:25 (9:12) verlor die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes beim Rivalen um die internationalen Plätze – der Kontakt zu den Top 5 der Bundesliga ist vorerst abgerissen.
Beim zwölften Göppinger Pflichtspielsieg in Folge wurde der künftige Flensburger Lars Kaufmann mit sieben Treffern zum maßgeblichen Mann auf Gastgeber-Seite. „Ich habe diese sieben Tore einzig und allein für die Göppinger Fans gemacht“, stellte der blonde Hüne nach Spielschluss fest und entzog damit schnell jeglichen Spekulationen, ob er für Göppingen oder gegen Flensburg getroffen habe, den Boden. Zugleich gestaltete sich die versuchte Kontaktaufnahme mit den Flensburgern für den Nationalspieler zum schwierigen Unterfangen. „Wir Göppinger wollten feiern, die Flensburger waren natürlich enttäuscht“, wusste der Rückraumschütze selbst um die Problematik, „allein mit Jacob Heinl habe ich kurz gesprochen.“
Im Duell mit dem direkten Konkurrenten um die Plätze im europäischen Geschäft, dessen personelle Probleme durch die krankheitsbedingten Kurz-Einsätze von Oscar Carlen (spielte fast nur Abwehr) und Viktor Szilagyi (war erst am Spieltag nach einem Magen-Darm-Infekt nachgereist) offensichtlich wurden, machte Kaufmann ebenfalls kurzen Prozess. Nachdem Göppingen in den ersten neun Minuten einen 4:0-Vorsprung aufgebaut hatte, sorgten die SG-Außen Anders Eggert und Lasse Svan Hansen für den Ausgleich. Kaufmann mit seinen gefürchteten Gewaltwürfen und der sichere Strafwurfschütze Max Schubert brachten die Grün-Weißen anschließend wieder mit 8:4 in Front. Erneut kamen die Flensburger näher, jetzt setzte sich  die SG endlich auch über den  Rückraum etwas besser in Szene, konnte aber einen 9:12-Rückstand zur Pause nicht verhindern.
„Bis kommenden Juni zählt nur Frisch Auf, Flensburg interessiert mich nicht“, hatte Kaufmann nach Bekanntwerden seines Wechsel im kommenden Sommer gesagt, auch im zweiten Durchgang hielt sich lange verletzte Göppinger an diese Maxime und eröffnete den Torreigen. Mit einem klaren Vorsprung im Rücken dominierten die Hausherren  nun die insgesamt tor- und zeitstrafenarme Partie, in der die Flensburger über die gesamte Spielzeit nie den Nachweis einer Spitzenmannschaft erbringen konnten. Trainer Ljubomir Vranjes nahm es auf die humorvolle Art: „Wir hatten heute einen schlechten Abend“, stellte er nach dem Schlusspfiff fest und konnte trotzdem noch lachen und loben. „Wir hatten eine gute Abwehr mit der nötigen Aggressivität, auch mit der Einstellung meiner Spieler war ich zufrieden“, konstatierte der SG-Coach in Anbetracht der Personalnot. Verhalten fiel zumindest öffentlich seine Kritik am zum
Teil eklatant schwachen Offensivspiel aus. „Mit dem Angriff war ich nicht so zufrieden“, lautete die Umschreibung für einen schwachen Auftritt, einzig bei Tamas Mocsai wurde Vranjes etwas deutlicher. „Mocsai ist nicht verletzt, er hatte einen schwachen Tag“, sagte Vranjes, der hinter den Kulissen vermutlich Klartext reden  wird, wollen die Flensburger in der Bundesliga nicht vor dem Jahreswechsel noch gefährlich an Boden verlieren.
In den letzten zehn Minuten fruchteten auch die allerletzten SG-Versuche mit einer 4:2-Abwehrformation nicht. Über 19:13 (45.) und 22:15 (51.) steuerte Frisch Auf im Hexenkessel EWS-Arena, wo bereits der HSV Hamburg und die Füchse Berlin in die Knie gegangen waren, einem sicheren Sieg entgegen. „Unsere Einstellung hat gestimmt, leider haben wir im Angriff nicht zu unserem Spiel gefunden“, bilanzierte SG-Spielmacher Viktor Szilagyi nach den 60 umkämpften Minuten. „In dieser Halle zu gewinnen, ist sehr schwer. Wir waren heute einfach zu ungefährlich aus dem Rückraum.“