Stripes
Stripes
Archiv

SG in Lemgo neben der Spur

Das war ein heftiger Dämpfer für die Ambitionen der SG Flensburg-Handewitt, sich in der Handball-Bundesliga wieder auf Champions-League-Plätze vorzuarbeiten. Nach einer phasenweise erschreckend schwachen Vorstellung unterlag die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes gestern in der Lipperlandhalle dem TBV Lemgo mit 27:34 (16:18).
Unübersehbar war dabei, dass den Flensburgern die Strapazen der Reisen nach Zagreb und nach Constanza in den vergangenen neun Tagen schwer zugesetzt hatten. Erst um Mitternacht war die SG am Freitag aus Rumänien zurückgekehrt, am Sonnabend Nachmittag ging es schon wieder Richtung Ostwestfalen. „Zwei Mal 36 Stunden unterwegs – das war sehr anstrengend, darf aber keine Ausrede sein. Lemgo war unheimlich stark, wir haben zu viele Fehler gemacht“, sagt der Ex-Lemgoer und SG-Linkshänder Tamas Mocsai. Die Flensburger hatten das Pech, auf bis in die Haarspitzen motivierte Lemgoer zu treffen. „Dieses Spiel war überlebenswichtig für uns. Wir hätten sonst im Abstiegskampf gestanden“, sagte TBV-Außen Florian Kehrmann.
Während die  Gastgeber hellwach begannen, stand die SG völlig neben sich. Die Abwehr bewegte sich schlecht, zeigte keine Aggressivität und erlaubte besonders den Rückraumspielern Sergo Datukashvili und Rolf Herrmann leichte Tore ohne Körperkontakt. Lemgo setzte sich über 4:1 auf 7:3 und 11:6 (14.) ab, bevor sich die Gäste langsam fingen. Torhüter Dan Beutler bekam nun mehr Unterstützung von seinen Vorderleuten und hielt bis zur Pause neun Bälle. Zur Halbzeit schöpften die eigentlich favorisierten Flensburger beim 16:18-Rückstand wieder Hoffnung.
Doch der zweite Durchgang begann wie der erste: Lemgo bissig, die SG schlapp. In nur sieben Minuten setzte sich der TBV vorentscheidend auf 23:17 ab. Für eine zweite Aufholjagd fehlte dem Vranjes-Team die Kraft, zumal auch der gesperrte Viktor Szilagyi als Alternative in der Rückraummitte für den indisponierten Thomas Mogensen fehlte.
Lediglich zwischen der 40. und 50. Minute leisteten die Flensburger Widerstand und verkürzten noch einmal auf 25:29. Mehr war nicht drin, weil TBV-Keeper Carsten Lichtlein überragend hielt und auch Holger Glandorf seine künftigen Kameraden nicht schonte. „Ich wollte zeigen, was ich kann und dass ich bis zum Sommer zu 100 Prozent für Lemgo da bin. Danach kann sich Flensburg darauf freuen“, sagte der fünf Mal erfolgreiche Linkshänder.
Vranjes bemängelte, dass seine Abwehr zu passiv agierte und die Torhüter nicht ins Spiel kamen. „Es war kein Glückstag. Alle Abpraller landeten beim Gegner. Wir hätten   in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen mehr Tore machen müssen. Ich muss meine Mannschaft trotzdem loben, weil sie nie aufgegeben hat und weitergekämpft hat“, so der Trainer. Ins gleiche Horn stieß SG-Manager Holger Kaiser: „Ich bin stolz auf die Mannschaft, die diesen Einsatz zeigt, nachdem sie über 70 Stunden auf Flughäfen und in Bussen verbracht hat.“ Außerdem ließ Kaiser wissen, dass sich bislang kein Verein gemeldet habe, um sein Interesse an Dan Beutler zu bekunden. Der Torhüter hat in seinem Vertrag eine Ausstiegsoption, die er bis zum 15. Dezember ziehen müsste. Anders Eggert ist wohl der nächste Spieler, mit dem die Vertragsverlängerung unter Dach und Fach gebracht wird. Die SG und der Linksaußen haben sich bereits mündlich geeinigt, hieß es in Lemgo.